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Ein Gemälde von Pieter Bruegel ziert das Album-Cover. Wobei sich der musikalische Inhalt als mindestens ebenso meisterlich erweist. Die begnadete Songwriter-Kunst der Fleet Foxes.

Fleet Foxes

Von zahlreichen Ausnahmen abgesehen: Es gibt Musik, die man sich in der Tat auf gutem, altem Vinyl zulegen muss. Aktuelles Beispiel ist das Album der Fleet Foxes. Zuallererst wegen diesem bereits auf dem ersten Blick wundersam anziehenden, beim genaueren Hinsehen gar noch vereinnehmenderen Cover-Motiv. Darauf zu bestaunen: "Die niederländischen Sprichwörter" aka "Der blaue Mantel" mit ihren/seinen "über 100 in Szene gesetzte Sinnsprüchen und Redewendungen, die die menschlichen Schwächen auf ausdrucksvolle Weise illustrieren." [>] Ein im Jahr 1559 vom niederländischen Künstler Pieter Bruegel der Ältere im eigenwillig grotesken Stil in Szene gesetztes Ölgemälde. Da darf man getreu einen der dargestellten Sprichwörter schon mal "sein Geld zum Fenster hinauswerfen" und 23 Euro für die Vinyl-Ausgabe bezahlen. Sei es nun im netten kleinen Geschäft nahe dem Haus des Meeres oder im Elektronikgroßmarkt wenige Gassen weiter. Sei es auch nur, dass das Objekt der Begierde beim eigentlichen Stamm-Dealer aufgrund lobenswerter fünf Euro weniger natürlich "out of stock" sein musste. Nein, hier konnte ich unmöglich warten.

Doch "was nützt ein schöner Teller, wenn nichts drauf ist?" Cover-Artwork hin, Doppel-Vinyl - inklusive vorangegangener EP - zum Aufklappen her, könnte der musikalische Inhalt mit dem Drumherum nicht mithalten, Zweiteres allein hätte Ersteres wohl kaum dermaßen aufgewertet, um nach fast sechs Monaten immer wiederkehrenden Hörgenusses doch noch die längst überfällige Huldigung für eines der unumstößlich besten Alben dieses Jahres abzutippen. Keinesfalls übertrieben zu behaupten, diese Platte hat im vergangenen halben Jahr meine Sichtweise auf klassisches Singer/Songwritertum maßgeblich verändert, mir grenzenlosen Respekt gegenüber etwas vermeintlich Angestaubtem, folglich bisher auch selten bis nie als hörenswert empfundenem Genre eingebläut. Wobei sich bei einem dermaßen meisterlich kompositorischen Schaffen ohnehin die Frage stellt, ob man soetwas überhaupt irgendeiner Stilrichtung zuordnen darf, sich bei so himmlischer Musik mit üblichem Schubladendenken nicht selbst ad absurdum führt? Ich denke ja. Nichtsdestotrotz: Ist das Schwein aber erst mal durch den Bauch gestochen, bleibt einem nichts anderes als gegen den Mond zu pissen. Oder so ähnlich.

In diesem Sinne Fakten, Anspielungen und ein Hauch von Selbstüberschätzung: Die Fleet Foxes kommen aus der ehemaligen Grunge-Metropole Seattle, sind in ihrem Schaffen aber weitestmöglich vom Neunziger-Jahre-Treiben ansässiger Heroen entfernt. Das Quintett um Front-Chorknabe Robin Pecknold wandert vielmehr auf den Pfaden von urwüchsigem Americana und melodiebesäumtem Spät-Sechziger-Pop. Schwelgerisch melodisch, stets wehmütig und dennoch optimistisch. Irgendwo zwischen Crosby, Stills, Nash & Young und den Beach Boys. War nie meine Welt, wird sie wohl auch nicht mehr werden. Mal abgesehen von eben jenem selbstbetitelten Debutalbum der Fleet Foxes. Unglaublich, aber wahr: Da wird man dazu angehalten sich dem ewiggestrigen Monster Soft-Rock hinzugeben und trotzdem ist man hin und weg, taucht bei jedem neuen Hördurchgang mit noch größerer Hingabe in die Gefilden eingängiger und besänftigender Musik ein. Der große revolutionäre Kick? Fehlanzeige. Wer inmitten all dieser Schönheit allerdings auch nur eine der 39 plus 18 Minuten mit der Suche nach Neuerfindung verschwendet, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen.

Fleet Foxes: stFleet Foxes
st
11.08.2008


[myspace.com/fleetfoxes]


[Fleet Foxes @ Arena, Wien - 16.11.2008]