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"Saw"? "Hostel"? "The Hills Have Eyes"? Alles Pippifax. Der härteste Gore-Trip kommt aus Frankreich. "Inside" - im Original "A l'interieur" - ist der Albtraum schlechthin. Nicht nur für werdende Mütter.

Alysson Paradis in "Inside"

Mordende Psychopathin für gallischen Horror-Thriller gesucht. Was durften sich die beiden Regie-Neulinge Alexandre Bustillo und Julien Maury doch glücklich schätzen, als ihnen auf die eigentlich doch ausschichtslos scheinende Anfrage niemand geringerer als "Frankreichs fleischfressende Sexpflanze" Beatrice Dalle zusagte. Eine Bessere hätten sie für die Rolle der "Schlächterin mit Scherenfaible" in ihrem Spielfilm-Debut "Inside" nicht finden können. Die schwarze Mähne. Der diabolische Blick. Dann auch noch diese Mundpartie. Mit Lippen, auf die selbst Angelina Jolie neidisch sein könnte. Mit der größten Lücke, die sich mir zwischen zwei Schneidezähnen bislang offenbarte. Nicht zu vergessen ihre Maße: 92-63-89. Die 43-jährige Dalle - berühmt geworden 1986 in der Titelrolle des französischen Klassikers "Betty Blue" - hat jenes Äußere zwischen Sexsymbol und Teufel, das sie zur Idealbesetzung für jeden Horror-Streifen macht. "Rebellious. Passionate. Gifted. Beautiful." Eine Frau zum Fürchten. Eine, der für das Erreichen ihres Ziels jedes Mittel recht ist. Eine, die dabei natürlich auch über Leichen geht. Ehrensache.

"Ein Autounfall traumatisiert die schwangere Sarah (Vanessas Schwesterchen Alysson Paradis zeigt Mut zum Schmerz) und macht sie zur jungen Witwe. Als sie, kurz vor der Niederkunft, Weihnachten im einsamen Apartment verbringt, greift aus dem Nichts eine unbekannte Psychopathin (Beatrice Dalle) an und metzelt alles nieder, was bluten kann." [fantasyfilmfest.com] Die Story ist schnell erzählt. Spätestens nach einer halben Stunde Spielzeit ist ohnehin klar, dass die Quintessenz von "Inside" woanders liegt. Keine Frage, es ist außerordentlich makaber, was man im Folgenden zu sehen bekommt. Ein definitiver Tabubruch. Einer der letzten, um den man im Horror-Genre normalerweise den Bogen macht: Die hochschwangere Frau als Opfer. Noch dazu einer psychisch Kranken, die ihr das Kind aus dem Bauch schneiden will. Ziemlich kranker Stoff. Nun ist es aber genau das, was "Inside" vom vergleichbaren Einerlei abhebt, diesen Film folglich auch interessant macht. Jedenfalls für all jene, die die Tabubrecherei nicht stört. Eine harte Gewissensprobe.

"Inside" ist kein leicht verdaulicher Splatter-Happen. Selbst so manch abgestumpfter Horror-Konsument hat an dem packenden Psycho-Duell "Gut gegen Böse", dem blutigen Kampf einer werdenden Mutter um ihr Leben und das ihres Ungeborenen zu schlucken. Was einem hier vorgesetzt wird, ist schon extrem brutal, dermaßen, dass man hierzulande nur eine geschnittene Fassung zu sehen bekommt. War bei den Fantasy Filmfest-Nights im März/April dieses Jahres noch die Version der französischen Pathe-DVD zu sehen, so wurden laut [schnittberichte.com] auf der deutschen Autobahn-DVD mit 18 Schnitten knapp zwei Minuten weggekürzt. Woraus die nun vorliegende Spielzeit von 73:24 Minuten ohne bzw. 76:54 Minuten mit Abspann resultiert. Eineinviertel Stunden, deren Mischung aus rasantem Slasher und melancholischem Kammerspiel des Grauens - perfekt ergänzt durch einen Soundtrack, der gekonnt sanfte Töne anschlägt, im nächsten Moment aber bereits dem Wahnsinn Klang verleiht - auch in gekürzter Fassung bedrohlich, umbarmherzig und verstört rüberkommt. Der konsequenteste Hardcore-Thrill jüngerer Vergangenheit.

InsideInside
Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury.
Mit Beatrice Dalle, Alysson Paradis, Nathalie Roussel.
DVD


[imdb.com]