Dem Tod im letzten Moment entronnen, haucht Jason Pierce mit "Songs In A&E" seiner Band Spiritualized neues Leben ein. Das Werk des Teufels... unter Anleitung von J. Spaceman.
Es fehlte nicht viel und Jason Pierce hätte vor ziemlich genau drei Jahren das Zeitliche gesegnet. Nur zwei Tage nach einem vielumjubelten Auftritt des Spiritualized-Masterminds in der Queen Elizabeth Hall in London arteten seine bereits längere Zeit auftretenden Atemprobleme dermaßen aus, dass der bereits kreidebleiche Pierce in die nächstgelegene Notaufnahme eingeliefert werden musste. Die Diagnose: Schwere Lungenentzündung. "He had double pneumonia and was having to take a breath every second. The illness causes the lungs' alveoli to fill with fluid, preventing oxygen from reaching the blood." Die Folge: Ein längerer Aufenthalt auf der Intensivstation des Royal London Hospital. Die Öffentlichkeit erfuhr davon erst im Nachhinein. Pierce war bereits wieder zu Hause am Genesen als via Band-Website folgendes verlautbart wurde: "As rumoured on the forums both here and at nme.com, J. Spaceman was recently taken critically ill but has been allowed home after a prolonged stay in intensive care and critical care." Gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen.
"They say that whatever doesn't kill you makes you stronger." Und so besagt die Legende, dass Pierce gleich als Erstes nach Verlassen des Krankenhauses sich eine Zigarette angezündet hat. Danach noch eine. Und gleich noch eine. Der Selbstzerstörungstrip eines Ex-Junkies nimmt also weiter seinen Lauf. Auch wenn knapp fünf Jahre nach "Amazing Grace" dessen Nachfolger doch merklich nachdenklicher rüberkommt, als man es vom Spacemen 3-Altmeister ohnehin bereits gewohnt war. Okay, der Großteil der Songs des sechsten Spiritualized-Albums wurde bereits vor dem Spitalaufenthalt geschrieben. Nichtsdestotrotz wäre das Endergebnis ohne der dramatischen Erfahrung mit Sicherheit ein anderes geworden. Worauf schon der Titel "Songs In A&E" - "Accident & Emergency" steht für die Notaufnahme eines Krankenhauses - schließen lässt. Hinzu kommen zutiefst traurige Songs, ursprünglich "about a family that wasn't his", post-hospital deutlich vom Thema Tod inspiriert. Wer kann es einem verdenken, der mit malträtierter Lunge dem Sensenmann bereits Auge in Auge stand.
Keine Sorge, sein Nahtoderlebnis hat den bekennenden Atheist Pierce nicht zu Gott getrieben. Im Gegenteil, beschreibt der Meister selbst "Songs In A&E" doch als "the work of the Devil... with a little guidance from me". Schelmisches Grinsen inklusive. Tatsächlich weiß der inzwischen 42-jährige hierbei mit einer brutal offenen Abhandlung seines Beinaheablebens zu überzeugen. Gekennzeichnet von fast schon erschreckender Glaubwürdigkeit konfrontiert einen Pierce über zwölf Songs, sechs Kurzinstrumentals und 51:46 Minuten hinweg mit der gesamten Bandbreite seines Könnens: Blues, Psychedelic, Gospel. Dazu Feedbacks, Streicher, Chöre. Und über all dem thront diese fragilste aller fragilen Stimmen. "He's a dreamer. He's a crazy bastard. I love him." Das Resultat erscheint bodenständiger, nicht ganz so spacy, dabei aber keinesfalls weniger himmlisch und traumhaft als das unverzichtbare Spiritualized-Frühwerk "Ladies & Gentlemen We're Floating In Space" (1997). Herrlich depressive Musik, ertränkt in Melancholie. Schön, doch noch in den Genuss des Mitleidens gekommen zu sein. "Dedicated to all the staff at The Royal London Hospital, Whitechapel, London."
Spiritualized
Songs In A&E
26.05.2008 (UK-Import)
[spiritualized.com] [spiritualizedharmonies.com]
[myspace.com/spiritualizeduk]
Es fehlte nicht viel und Jason Pierce hätte vor ziemlich genau drei Jahren das Zeitliche gesegnet. Nur zwei Tage nach einem vielumjubelten Auftritt des Spiritualized-Masterminds in der Queen Elizabeth Hall in London arteten seine bereits längere Zeit auftretenden Atemprobleme dermaßen aus, dass der bereits kreidebleiche Pierce in die nächstgelegene Notaufnahme eingeliefert werden musste. Die Diagnose: Schwere Lungenentzündung. "He had double pneumonia and was having to take a breath every second. The illness causes the lungs' alveoli to fill with fluid, preventing oxygen from reaching the blood." Die Folge: Ein längerer Aufenthalt auf der Intensivstation des Royal London Hospital. Die Öffentlichkeit erfuhr davon erst im Nachhinein. Pierce war bereits wieder zu Hause am Genesen als via Band-Website folgendes verlautbart wurde: "As rumoured on the forums both here and at nme.com, J. Spaceman was recently taken critically ill but has been allowed home after a prolonged stay in intensive care and critical care." Gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen.
"They say that whatever doesn't kill you makes you stronger." Und so besagt die Legende, dass Pierce gleich als Erstes nach Verlassen des Krankenhauses sich eine Zigarette angezündet hat. Danach noch eine. Und gleich noch eine. Der Selbstzerstörungstrip eines Ex-Junkies nimmt also weiter seinen Lauf. Auch wenn knapp fünf Jahre nach "Amazing Grace" dessen Nachfolger doch merklich nachdenklicher rüberkommt, als man es vom Spacemen 3-Altmeister ohnehin bereits gewohnt war. Okay, der Großteil der Songs des sechsten Spiritualized-Albums wurde bereits vor dem Spitalaufenthalt geschrieben. Nichtsdestotrotz wäre das Endergebnis ohne der dramatischen Erfahrung mit Sicherheit ein anderes geworden. Worauf schon der Titel "Songs In A&E" - "Accident & Emergency" steht für die Notaufnahme eines Krankenhauses - schließen lässt. Hinzu kommen zutiefst traurige Songs, ursprünglich "about a family that wasn't his", post-hospital deutlich vom Thema Tod inspiriert. Wer kann es einem verdenken, der mit malträtierter Lunge dem Sensenmann bereits Auge in Auge stand.
Keine Sorge, sein Nahtoderlebnis hat den bekennenden Atheist Pierce nicht zu Gott getrieben. Im Gegenteil, beschreibt der Meister selbst "Songs In A&E" doch als "the work of the Devil... with a little guidance from me". Schelmisches Grinsen inklusive. Tatsächlich weiß der inzwischen 42-jährige hierbei mit einer brutal offenen Abhandlung seines Beinaheablebens zu überzeugen. Gekennzeichnet von fast schon erschreckender Glaubwürdigkeit konfrontiert einen Pierce über zwölf Songs, sechs Kurzinstrumentals und 51:46 Minuten hinweg mit der gesamten Bandbreite seines Könnens: Blues, Psychedelic, Gospel. Dazu Feedbacks, Streicher, Chöre. Und über all dem thront diese fragilste aller fragilen Stimmen. "He's a dreamer. He's a crazy bastard. I love him." Das Resultat erscheint bodenständiger, nicht ganz so spacy, dabei aber keinesfalls weniger himmlisch und traumhaft als das unverzichtbare Spiritualized-Frühwerk "Ladies & Gentlemen We're Floating In Space" (1997). Herrlich depressive Musik, ertränkt in Melancholie. Schön, doch noch in den Genuss des Mitleidens gekommen zu sein. "Dedicated to all the staff at The Royal London Hospital, Whitechapel, London."
Spiritualized
Songs In A&E
26.05.2008 (UK-Import)
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wasix - 20. Jun, 16:31 - [2008 Platten]