Am vergangenen Freitag fand in Wien die "Grönland Label Night" statt. Kira, Half Cousin und Lunz sorgten für das Live-Programm. Label-Initiator Herbert Grönemeyer für die Aufmerksamkeit.
Ich bin alles andere als ein Freund des Popstars Herbert Grönemeyer. Im Grunde hasse ich seine Musik sogar. Vor allem dieses grauenhafte Gekrächze. Soviel zu meiner Abneigung dem Herrn Grönemeyer gegenüber. Jetzt hat aber genau dieser dafür gesorgt, dass vor drei Jahren die genialen Alben von Neu! wiederveröffentlicht wurden. Und das kam aufgrund des Verhältnisses zwischen den beiden Ex-Bandkollegen Michael Rother und Klaus Dinger fast schon einer Sensation gleich. Grönemeyer hat es jedenfalls geschafft. Und das ist ihm hoch anzurechnen. Erschienen sind die drei Neu!-Platten übrigens auf Grönemeyers eigenem Label.
Grönland ist ein kleines Label, mit ebensolcher Belegschaft und Struktur. Beheimatet ist es in London, Grönemeyers Wahlheimatstadt. Auf ein bestimmtes Genre spezialisiert man sich nicht. Hauptaugenmerk liegt einzig und allein auf Qualität. Hier soll nicht die Marketingstrategie dominieren, sondern Musikern die notwendige Zeit zur freien Entfaltung gegeben werden. Das hört sich alles recht gut und schön an, ist auch lobenswert, bloß wo sind all die Grönland-Acts? Stecken sie noch in ihrer Entwicklung fest? Oder steht uns die Grönland-Invasion erst unmittelbar bevor? Jedenfalls kann es nicht schaden, dachten sich Grönemeyer & Co., wenn der Gründungsvater höchstpersönlich seinen Bekanntheitsgrad für seine Schäfchen einsetzt. Und so entschloss man sich auf eine gemeinsame Kurztournee zu gehen. Unter dem Deckmantel der "Grönland Label Night".
Junger Deutsch- und alter Synthie-Pop.
Eine dieser Veranstaltung fand vergangenen Freitag in Wien statt. Im Porgy & Bess. Um irgendwelchen Spekulationen gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Herbert Grönemeyer spielte nicht. Er beließ es bei einleitenden Worten für die Künstler. So mancher Fan, der mit einer Live-Einlage seines Idols spekuliert hatte, wurde also enttäuscht. Andere waren wiederum erleichtert. Nur soviel: Hätte man mir im Vorfeld angedroht, dass Herbert Grönemeyer an diesem Abend singen würde, ich wäre wohl zu Hause geblieben.
Was man bei der "Grönland Label Night" schlussendlich zu Ohren und Augen bekam, kann man durchaus als einen abwechslungsreichen Konzertabend bezeichnen. Das begann mit der 25-jährigen, deutschen Songwriterin Kira, die ihr Debutalbum "Inauswendig" präsentierte und endete mit dem inzwischen 70-jährigen Elektronik-Guru Hans-Joachim Roedelius und seinem Projekt Lunz, das er mit dem Grammy-nominierten New Age-Komponisten Tim Story ins Leben rief. Größer hätte der Unterschied wohl kaum sein können. Auf der einen Seite ein sympathischer Mix aus leichtverdaulichem Pop mit poetischen Texten, wo man sich die Frage stellen musste, warum Bands wie Silbermond und Juli als die großen deutschen Hoffnungen angepriesen werden und nicht Kira. Auf der anderen Seite ein Mann, der die Frühwerke von Kraftwerk, David Bowie und Brian Eno beeinflusste, den man folglich den bedeutungsschwangeren Titel "Godfather von Synthie-Pop und Ambient" verlieh, der aber auch heute noch im Stande ist zeitlos moderne und innovative elektronische Musik zu kreieren.
Kurioses aus Schottland.
Der Höhepunkt des Abends fand jedoch genau zwischen Jung und Alt statt. Als zweiter Act der "Grönland Label Night" stand die Formation Half Cousin auf der Bühne. Und deren Auftritt war schlichtweg großartig. Das mag daran gelegen haben, dass ich ihre Darbietung zwischen fragilem Folk und brachialen Rhythmen einfach keiner Schublade zuordnen konnte. Vielleicht war es aber auch nur die Tatsache, dass Sänger Kevin Cormack Schotte ist. Und deren Slang ist nun mal der charmanteste auf diesem Planeten. Auch wenn dieser aus dem Mund von jemandem, der auf den schottischen Orkney Inseln aufgewachsen ist, nur schwer zu verstehen ist. Jedenfalls haben mich Half Cousin beeindruckt. Mal leise, dass man schon das Geflüster drei Tischen weiter als störend empfand. Mal laut, dass man die Anwesenden am liebsten zum aufstehen und hemmungslosen Herumtoben aufgefordert hätte.
Ob jemand dabei gewesen wäre? Herbert Grönemeyer hätte ich es zugetraut. Seiner Begeisterung für Half Cousin ließ er jedenfalls auf der Galerie des Porgy & Bess freien Lauf. Bei den stampfenden Rhythmen zuckte er in seiner unnachahmlichen Art mit und klopfte dabei schon mal hemmungslos gegen das Geländer. Bei den ruhigeren Klängen wiederum konnte man ihn beim Herumturteln mit seiner Freundin beobachten. Die anwesenden Fotografen hatten aufgrund dieser "Performance" jedenfalls ihre Freude. Dass er das Ziel ihrer Begierde sein würde, war ohnehin klar. Den endgültigen Beweis dafür gaben die Sonntagsausgaben der österreichischen Tageszeitungen, wo so manches Foto dieses Abends zu bewundern war. Die von Grönemeyer und Begleitung natürlich. Nicht von Half Cousin. Schade eigentlich.
Grönland Label Night:
Kira, Half Cousin, Lunz.
28.01.2005 - Porgy & Bess, Wien.
Ich bin alles andere als ein Freund des Popstars Herbert Grönemeyer. Im Grunde hasse ich seine Musik sogar. Vor allem dieses grauenhafte Gekrächze. Soviel zu meiner Abneigung dem Herrn Grönemeyer gegenüber. Jetzt hat aber genau dieser dafür gesorgt, dass vor drei Jahren die genialen Alben von Neu! wiederveröffentlicht wurden. Und das kam aufgrund des Verhältnisses zwischen den beiden Ex-Bandkollegen Michael Rother und Klaus Dinger fast schon einer Sensation gleich. Grönemeyer hat es jedenfalls geschafft. Und das ist ihm hoch anzurechnen. Erschienen sind die drei Neu!-Platten übrigens auf Grönemeyers eigenem Label.
Grönland ist ein kleines Label, mit ebensolcher Belegschaft und Struktur. Beheimatet ist es in London, Grönemeyers Wahlheimatstadt. Auf ein bestimmtes Genre spezialisiert man sich nicht. Hauptaugenmerk liegt einzig und allein auf Qualität. Hier soll nicht die Marketingstrategie dominieren, sondern Musikern die notwendige Zeit zur freien Entfaltung gegeben werden. Das hört sich alles recht gut und schön an, ist auch lobenswert, bloß wo sind all die Grönland-Acts? Stecken sie noch in ihrer Entwicklung fest? Oder steht uns die Grönland-Invasion erst unmittelbar bevor? Jedenfalls kann es nicht schaden, dachten sich Grönemeyer & Co., wenn der Gründungsvater höchstpersönlich seinen Bekanntheitsgrad für seine Schäfchen einsetzt. Und so entschloss man sich auf eine gemeinsame Kurztournee zu gehen. Unter dem Deckmantel der "Grönland Label Night".
Junger Deutsch- und alter Synthie-Pop.
Eine dieser Veranstaltung fand vergangenen Freitag in Wien statt. Im Porgy & Bess. Um irgendwelchen Spekulationen gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Herbert Grönemeyer spielte nicht. Er beließ es bei einleitenden Worten für die Künstler. So mancher Fan, der mit einer Live-Einlage seines Idols spekuliert hatte, wurde also enttäuscht. Andere waren wiederum erleichtert. Nur soviel: Hätte man mir im Vorfeld angedroht, dass Herbert Grönemeyer an diesem Abend singen würde, ich wäre wohl zu Hause geblieben.
Was man bei der "Grönland Label Night" schlussendlich zu Ohren und Augen bekam, kann man durchaus als einen abwechslungsreichen Konzertabend bezeichnen. Das begann mit der 25-jährigen, deutschen Songwriterin Kira, die ihr Debutalbum "Inauswendig" präsentierte und endete mit dem inzwischen 70-jährigen Elektronik-Guru Hans-Joachim Roedelius und seinem Projekt Lunz, das er mit dem Grammy-nominierten New Age-Komponisten Tim Story ins Leben rief. Größer hätte der Unterschied wohl kaum sein können. Auf der einen Seite ein sympathischer Mix aus leichtverdaulichem Pop mit poetischen Texten, wo man sich die Frage stellen musste, warum Bands wie Silbermond und Juli als die großen deutschen Hoffnungen angepriesen werden und nicht Kira. Auf der anderen Seite ein Mann, der die Frühwerke von Kraftwerk, David Bowie und Brian Eno beeinflusste, den man folglich den bedeutungsschwangeren Titel "Godfather von Synthie-Pop und Ambient" verlieh, der aber auch heute noch im Stande ist zeitlos moderne und innovative elektronische Musik zu kreieren.
Kurioses aus Schottland.
Der Höhepunkt des Abends fand jedoch genau zwischen Jung und Alt statt. Als zweiter Act der "Grönland Label Night" stand die Formation Half Cousin auf der Bühne. Und deren Auftritt war schlichtweg großartig. Das mag daran gelegen haben, dass ich ihre Darbietung zwischen fragilem Folk und brachialen Rhythmen einfach keiner Schublade zuordnen konnte. Vielleicht war es aber auch nur die Tatsache, dass Sänger Kevin Cormack Schotte ist. Und deren Slang ist nun mal der charmanteste auf diesem Planeten. Auch wenn dieser aus dem Mund von jemandem, der auf den schottischen Orkney Inseln aufgewachsen ist, nur schwer zu verstehen ist. Jedenfalls haben mich Half Cousin beeindruckt. Mal leise, dass man schon das Geflüster drei Tischen weiter als störend empfand. Mal laut, dass man die Anwesenden am liebsten zum aufstehen und hemmungslosen Herumtoben aufgefordert hätte.
Ob jemand dabei gewesen wäre? Herbert Grönemeyer hätte ich es zugetraut. Seiner Begeisterung für Half Cousin ließ er jedenfalls auf der Galerie des Porgy & Bess freien Lauf. Bei den stampfenden Rhythmen zuckte er in seiner unnachahmlichen Art mit und klopfte dabei schon mal hemmungslos gegen das Geländer. Bei den ruhigeren Klängen wiederum konnte man ihn beim Herumturteln mit seiner Freundin beobachten. Die anwesenden Fotografen hatten aufgrund dieser "Performance" jedenfalls ihre Freude. Dass er das Ziel ihrer Begierde sein würde, war ohnehin klar. Den endgültigen Beweis dafür gaben die Sonntagsausgaben der österreichischen Tageszeitungen, wo so manches Foto dieses Abends zu bewundern war. Die von Grönemeyer und Begleitung natürlich. Nicht von Half Cousin. Schade eigentlich.
Grönland Label Night:
Kira, Half Cousin, Lunz.
28.01.2005 - Porgy & Bess, Wien.
wasix - 1. Feb, 15:37 - [2005 Konzerte]
srocca - 17. Feb, 10:23:
Sensationsgeilheit
Den Medien ist ein Foto von Grönemeyer, knutschend mit Freundin, halt wichtiger, als ein paar interessante Bands. Traurig, aber wahr.
wasix - 17. Feb, 17:28:
da stellt sich natürlich die frage, ...
...ob sich einer wie der grönemeyer dann überhaupt bei so einer veranstaltung blicken lassen sollte. so richtig offiziell war sein kommen ja ohnehin nicht. allein die andeutung seines erscheinens hat allerdings gereicht, dass sich einige seiner fans an diesem abend eingefunden haben. vielleicht wäre ohne seine anwesenheit aber auch so mancher früher gegangen. wer weiß...