Ein historischer Augenblick, an jenem Märztag 2008. Einer, auf den man lange warten musste, der dafür umso bahnbrechender nachwirkt. "Third" ist anders und doch Portishead. Meisterwerk.
Portishead sind verärgert. Weil ihr Album vorab geleakt ist. Nicht bloß wenige Tage vor dem offiziellen Release, nein, bereits mehr als sieben Wochen davor ist der vielleicht sehnsüchtigst erwartete Longplayer dieses Jahres ins Netz durchgesickert. "We're definitely pissed about it. But I suppose there's nothing you can do about it." In diesem Fall hat Adrian Utley zweifelsfrei Recht. Zur Beruhigung des Portishead-Gitarristen: Seine Band ist nicht allein. Wenigstens allgemein gesehen. Hingegen sehr wohl die Einzigen sind Portishead, berücksichtigt man Musikmachende, die gerade ihr drittes Album veröffentlichen und dabei zum ersten Mal mit dieser Problematik konfrontiert werden. Selbst schuld. Warum verschwindet eine der stilprägendsten Formationen der Neunziger auch einfach so mir nichts, dir nichts mehr als zehn Jahre von der Bildfläche? Und kaum, dass man zurück ist, dann auch noch wundern, warum alles anders ist. "I think, in this world, there are downloaders and people who buy. I don't know if you can convince downloaders to buy." Falsch gedacht, Herr Utley.
Es soll nämlich Leute geben, die downloaden, dann aber sehr wohl auch kaufen, die sich vorab informieren, dann aber auch Geld für physische Tonträger ausgeben. Es soll sogar Leute geben, die durch diese im Vergleich zu den Neunzigern eindeutig bequemere Möglichkeit des Probehörens ihr Pensum an neu erstandenen CD's und LP's inzwischen sogar erhöht haben. Ich weiß: Diese Leute sind die Ausnahme. Nichtsdestotrotz: Es gibt sie. Man stelle sich folgendes Horrorszenario vor: "Third", jenes erste neue Portishead-Album seit dem selbstbetitelten zweiten Werk der Band, veröffentlicht im September 1997, kommt einem in der ersten März-Woche 2008 erstmals zu Gehör, man zeigt sich anfangs verwundert, ab dem zweiten, dritten Durchlauf aber dermaßen angezogen von jenem 49 Minuten langen Opus, dass man in den folgenden Wochen einfach nicht mehr davon loskommt, diesem musikalischen Wunder schlichtweg verfallen ist. Und dann ist da bloß diese elf MP3's umfassende, knapp 90 MB große Datei. Mehr nicht. Auch Wochen später keine CD oder Doppel-Vinyl. Erst recht kein limitiertes Box-Set, inklusive allerlei Schnickschnack. Tragisch wäre das.
Was "Third" so besonders macht? Alles, einfach alles. Das beginnt damit, dass die Miterfinder des Trip Hop eines vor allem nicht gemacht haben, nämlich den Fehler, sich nach ewig langer Abstinenz ausschließlich auf eben jenes Downtempo-Genre, das sie so sehr geprägt haben, zurückzubesinnen. Okay, da sind Ansätze und mehr, die zu erwarten und nicht zu vermeiden waren, derer man sich auch gar nicht verwehren will. Unverkennbar: Das Gemisch aus Geoff Barrows außergewöhnlichem Gespür für verträumte Soundlandschaften und Beth Gibbons' unverändert seltsam leidendem Organ. Hinzugesellt haben sich nun aber auch Einflüsse, die man Portishead vor zehn Jahren noch gar nicht zugetraut hätte, wodurch auch gar kein billiger Neuaufguss von Längstgestrigem in den Bereich des Möglichen hätte rücken können. Mehr Noise, mehr Treibendes, mehr Minimalismus, mehr Seltsames. Dann aber auch wiederum das genau Gegenteil davon. Was in Summe noch mehr Gänsehaut zu erzeugen im Stande ist, "Third" noch unheimlicher macht, als man es von Portishead ohnehin bereits gewohnt war. Ein frisches und unverbrauchtes, angenehm gewöhnungsbedürftiges, weil außerordentlich innovatives Album. Das lange Warten hat sich gelohnt. Mehr als das.
Portishead
Third
28.04.2008
[portishead.co.uk]
[myspace.com/PORTISHEADALBUM3]
Portishead sind verärgert. Weil ihr Album vorab geleakt ist. Nicht bloß wenige Tage vor dem offiziellen Release, nein, bereits mehr als sieben Wochen davor ist der vielleicht sehnsüchtigst erwartete Longplayer dieses Jahres ins Netz durchgesickert. "We're definitely pissed about it. But I suppose there's nothing you can do about it." In diesem Fall hat Adrian Utley zweifelsfrei Recht. Zur Beruhigung des Portishead-Gitarristen: Seine Band ist nicht allein. Wenigstens allgemein gesehen. Hingegen sehr wohl die Einzigen sind Portishead, berücksichtigt man Musikmachende, die gerade ihr drittes Album veröffentlichen und dabei zum ersten Mal mit dieser Problematik konfrontiert werden. Selbst schuld. Warum verschwindet eine der stilprägendsten Formationen der Neunziger auch einfach so mir nichts, dir nichts mehr als zehn Jahre von der Bildfläche? Und kaum, dass man zurück ist, dann auch noch wundern, warum alles anders ist. "I think, in this world, there are downloaders and people who buy. I don't know if you can convince downloaders to buy." Falsch gedacht, Herr Utley.
Es soll nämlich Leute geben, die downloaden, dann aber sehr wohl auch kaufen, die sich vorab informieren, dann aber auch Geld für physische Tonträger ausgeben. Es soll sogar Leute geben, die durch diese im Vergleich zu den Neunzigern eindeutig bequemere Möglichkeit des Probehörens ihr Pensum an neu erstandenen CD's und LP's inzwischen sogar erhöht haben. Ich weiß: Diese Leute sind die Ausnahme. Nichtsdestotrotz: Es gibt sie. Man stelle sich folgendes Horrorszenario vor: "Third", jenes erste neue Portishead-Album seit dem selbstbetitelten zweiten Werk der Band, veröffentlicht im September 1997, kommt einem in der ersten März-Woche 2008 erstmals zu Gehör, man zeigt sich anfangs verwundert, ab dem zweiten, dritten Durchlauf aber dermaßen angezogen von jenem 49 Minuten langen Opus, dass man in den folgenden Wochen einfach nicht mehr davon loskommt, diesem musikalischen Wunder schlichtweg verfallen ist. Und dann ist da bloß diese elf MP3's umfassende, knapp 90 MB große Datei. Mehr nicht. Auch Wochen später keine CD oder Doppel-Vinyl. Erst recht kein limitiertes Box-Set, inklusive allerlei Schnickschnack. Tragisch wäre das.
Was "Third" so besonders macht? Alles, einfach alles. Das beginnt damit, dass die Miterfinder des Trip Hop eines vor allem nicht gemacht haben, nämlich den Fehler, sich nach ewig langer Abstinenz ausschließlich auf eben jenes Downtempo-Genre, das sie so sehr geprägt haben, zurückzubesinnen. Okay, da sind Ansätze und mehr, die zu erwarten und nicht zu vermeiden waren, derer man sich auch gar nicht verwehren will. Unverkennbar: Das Gemisch aus Geoff Barrows außergewöhnlichem Gespür für verträumte Soundlandschaften und Beth Gibbons' unverändert seltsam leidendem Organ. Hinzugesellt haben sich nun aber auch Einflüsse, die man Portishead vor zehn Jahren noch gar nicht zugetraut hätte, wodurch auch gar kein billiger Neuaufguss von Längstgestrigem in den Bereich des Möglichen hätte rücken können. Mehr Noise, mehr Treibendes, mehr Minimalismus, mehr Seltsames. Dann aber auch wiederum das genau Gegenteil davon. Was in Summe noch mehr Gänsehaut zu erzeugen im Stande ist, "Third" noch unheimlicher macht, als man es von Portishead ohnehin bereits gewohnt war. Ein frisches und unverbrauchtes, angenehm gewöhnungsbedürftiges, weil außerordentlich innovatives Album. Das lange Warten hat sich gelohnt. Mehr als das.
Portishead
Third
28.04.2008
[portishead.co.uk]
[myspace.com/PORTISHEADALBUM3]
wasix - 20. Apr, 14:31 - [2008 Platten]
pik (Gast) - 28. Apr, 15:03:
und Sunn 0))) einflüsse ;)
so ganz folgen konnt ich dir nicht ganz in der horror-szenario abhandlungalso ich hab die limitierte deluxe LP gekauft.. wohl zwar für 90 franken . selber umrechnen, dankeschön. - aber was da noch alles dabei ist....
memorystick - in form des weissen P ( beinhaltet die mp3s, und videos videos videos.
dann das album auf zwei platten, is ja klar.
WEITER: die machine Gun Single wo auf der rückseite des schwarzen nadelplastiks noch artwork ist.
UND noch so n print-artwork bild was macn sich einrahmen kann. von wem das genau ist hab ich noch nicht nachgeschaut, spielt aber auch keine rolle. ist ja nur zum hier vorführen :)
nice blog. i'm stayin tuned
wasix - 29. Apr, 14:16:
macht nix. nimm's einfach wie es ist. und denk dir deinen teil dazu..."It's dark as man. Definitely their best record, there's no doubt about that. My favourite one is a song called 'The Rip' and then there's one at the end which sounds exactly like that old 70's band Silver Apples - just mental." T.Y.
l.g.