Johnny Depp als schlitzender Gruftie. Und Tim Burton führt dabei Regie. Wen stört da noch, dass unentwegt gesungen wird? Eine erstaunliche wie blutige Musical-Adaption, dieses "Sweeney Todd".
William Hurt, Michael Douglas, Harrison Ford, Dustin Hoffman, Robert De Niro, Al Pacino, Richard Dreyfuss, Gene Hackman, Robert Redford, Jack Nicholson, Steve Martin, Tim Curry, Kevin Kline, Warren Beatty. Und das sind längst nicht alle Schauspieler, die gerüchteweise im vergangenen Vierteljahrhundert für die Hauptrolle in der Verfilmung des 1979 uraufgeführten Broadway-Musicals "Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street" gehandelt wurden. Vor gar nicht allzu langer Zeit noch hätte es gar Russell Crowe sein sollen, in Szene gesetzt von Regisseur Sam Mendes. Eine grauenhafte Vorstellung. Noch mehr, wenn man diese Paarung mit dem zu guter Letzt auserkorenen Dreamteam vergleicht. Wer außer Johnny Depp hätte eindrucksvoller den rachesüchtigen Barbier mit weißer Strähne im pechschwarzen Haar zum Besten geben können? Wer außer Tim Burton hätte diese morbide Handlung inmitten des düsteren Londons des 19. Jahrhunderts besser auf die Leinwand bringen können? Wer außer die Beiden gemeinsam hätte "Sweeney Todd" zu dem machen können, was es schlussendlich geworden ist?
Die sechste Depp-Burton-Kollaboration - nach "Edward Scissorhands", "Ed Wood", "Sleepy Hollow", "Charlie And The Chocolate Factory" und "Corpse Bride" - ist zugleich ihre gewagteste. Nicht aufgrund der Geschichte oder derer Charaktere. Das passt perfekt. Ähnliches ist man bei Filmen von Meister Burton - egal ob mit oder ohne Liebling Depp - gewohnt. Für die Umsetzung davon gibt es auch keinen besseren. Die Besonderheit bei "Sweeney Todd"? Immerhin handelt es sich um ein Musical. Wenn auch kein herkömmliches, eher eine Art "Grusical". Mit von Stephen Sondheim komponierter, schaurig-dramatischer Musikuntermalung. Nichtsdestotrotz muss auch dabei gesungen werden. Was passiert. Mehr als zu erwarten war. Nicht bloß in der einen oder anderen Szene, stattdessen eigentlich unentwegt. Nicht von professionellen Sängern, sondern von der auserwählten Schauspielerriege selbst. Dass Alan Rickman kaum mitträllern darf, wird wohl seinen Grund haben. Bei der Sangesleistung von Burton-Gattin und Co-Hauptdarstellerin Helena Bonham Carter und "Borat" Sacha Baron Cohen sind jedenfalls keinerlei Peinlichkeiten auszumachen. Und Johnny Depp? Überraschend hübscher Gesang. Der Mann kann tatsächlich auch noch singen.
"Alright. You, sir? How about a shave? Come and visit. Your good friend Sweeney. You, sir. Too, sir. Welcome to the grave. I will have vengenance. I will have salvation..." Unheimlicher, furchteinflößender, aber auch hoffnungsloser Johnny Depp bislang nicht rüberkam. Kitschiger, gruseliger, vor allem aber blutiger Tim Burton noch nie inszenierte. Okay, es braucht seine Zeit, bis man sich mit dem eigenwilligen Stil, den nur selten pausierenenden Gesangseinlagen angefreundet hat. Ist das geschehen, steht dem Genuss des als Musical-Drama getarnten, herrlich überzogenen Splatterfilms nichts mehr im Wege. Man beachte in diesem Zusammenhang nicht nur die fiktive Picknickszene mit Depp im scharz-weiß-gestreiften Badeanzug sondern werfe im Kinosaal auch ein Auge auf all die vorab Unaufgeklärten, die Musical-Hassenden, die Zartbesaiteten, die nur wegen "Jack Sparrow" gekommenen Ahnungslosen, die dieser schwarzromantische Ausnahmefilm auf vorzügliche Weise verstört. Wunderbar zu beobachten, wie all jene an diesem bewusst ungemütlichen und außerordentlich pessimistischen Kinokunstwerk verzweifeln, manche gar kopfschüttelnd den Ort des Geschehens verlassen. "Sweeney Todd" macht's möglich.
Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street
Regie: Tim Burton.
Mit Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman.
22.02.2008
[sweeneytoddmovie.com] [imdb.com]
William Hurt, Michael Douglas, Harrison Ford, Dustin Hoffman, Robert De Niro, Al Pacino, Richard Dreyfuss, Gene Hackman, Robert Redford, Jack Nicholson, Steve Martin, Tim Curry, Kevin Kline, Warren Beatty. Und das sind längst nicht alle Schauspieler, die gerüchteweise im vergangenen Vierteljahrhundert für die Hauptrolle in der Verfilmung des 1979 uraufgeführten Broadway-Musicals "Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street" gehandelt wurden. Vor gar nicht allzu langer Zeit noch hätte es gar Russell Crowe sein sollen, in Szene gesetzt von Regisseur Sam Mendes. Eine grauenhafte Vorstellung. Noch mehr, wenn man diese Paarung mit dem zu guter Letzt auserkorenen Dreamteam vergleicht. Wer außer Johnny Depp hätte eindrucksvoller den rachesüchtigen Barbier mit weißer Strähne im pechschwarzen Haar zum Besten geben können? Wer außer Tim Burton hätte diese morbide Handlung inmitten des düsteren Londons des 19. Jahrhunderts besser auf die Leinwand bringen können? Wer außer die Beiden gemeinsam hätte "Sweeney Todd" zu dem machen können, was es schlussendlich geworden ist?
Die sechste Depp-Burton-Kollaboration - nach "Edward Scissorhands", "Ed Wood", "Sleepy Hollow", "Charlie And The Chocolate Factory" und "Corpse Bride" - ist zugleich ihre gewagteste. Nicht aufgrund der Geschichte oder derer Charaktere. Das passt perfekt. Ähnliches ist man bei Filmen von Meister Burton - egal ob mit oder ohne Liebling Depp - gewohnt. Für die Umsetzung davon gibt es auch keinen besseren. Die Besonderheit bei "Sweeney Todd"? Immerhin handelt es sich um ein Musical. Wenn auch kein herkömmliches, eher eine Art "Grusical". Mit von Stephen Sondheim komponierter, schaurig-dramatischer Musikuntermalung. Nichtsdestotrotz muss auch dabei gesungen werden. Was passiert. Mehr als zu erwarten war. Nicht bloß in der einen oder anderen Szene, stattdessen eigentlich unentwegt. Nicht von professionellen Sängern, sondern von der auserwählten Schauspielerriege selbst. Dass Alan Rickman kaum mitträllern darf, wird wohl seinen Grund haben. Bei der Sangesleistung von Burton-Gattin und Co-Hauptdarstellerin Helena Bonham Carter und "Borat" Sacha Baron Cohen sind jedenfalls keinerlei Peinlichkeiten auszumachen. Und Johnny Depp? Überraschend hübscher Gesang. Der Mann kann tatsächlich auch noch singen.
"Alright. You, sir? How about a shave? Come and visit. Your good friend Sweeney. You, sir. Too, sir. Welcome to the grave. I will have vengenance. I will have salvation..." Unheimlicher, furchteinflößender, aber auch hoffnungsloser Johnny Depp bislang nicht rüberkam. Kitschiger, gruseliger, vor allem aber blutiger Tim Burton noch nie inszenierte. Okay, es braucht seine Zeit, bis man sich mit dem eigenwilligen Stil, den nur selten pausierenenden Gesangseinlagen angefreundet hat. Ist das geschehen, steht dem Genuss des als Musical-Drama getarnten, herrlich überzogenen Splatterfilms nichts mehr im Wege. Man beachte in diesem Zusammenhang nicht nur die fiktive Picknickszene mit Depp im scharz-weiß-gestreiften Badeanzug sondern werfe im Kinosaal auch ein Auge auf all die vorab Unaufgeklärten, die Musical-Hassenden, die Zartbesaiteten, die nur wegen "Jack Sparrow" gekommenen Ahnungslosen, die dieser schwarzromantische Ausnahmefilm auf vorzügliche Weise verstört. Wunderbar zu beobachten, wie all jene an diesem bewusst ungemütlichen und außerordentlich pessimistischen Kinokunstwerk verzweifeln, manche gar kopfschüttelnd den Ort des Geschehens verlassen. "Sweeney Todd" macht's möglich.
Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street
Regie: Tim Burton.
Mit Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman.
22.02.2008
[sweeneytoddmovie.com] [imdb.com]
wasix - 24. Feb, 21:45 - [2008 Filme]