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Eine vergebene Chance, weil "Falco - Verdammt, wir leben noch!" weit davon entfernt ist, einen bekennenden Fan in Nostalgie schwelgen zu lassen. Anschauen? Okay. Gut finden? Nun ja...

Manuel Rubey in "Falco - Verdammt, wir leben noch!"

Da war dieser kurze Moment, diese eine Einstellung im Film. Während des Videoclips zu "Emotional", jenem schwer unterschätzen Song aus Falcos gleichnamiger, vierter LP. Beziehungsweise den nachgestellten Szenen dazu. Man erinnere sich: 1986/87. Stilgerechtes Schwarz/Weiß. Farbige Background-Sänger. Die Referenz an Elvis' "Jailhouse Rock". Der Falke mit Sonnenbrille und zurückgegelter Frisur. Eh kloa... "Und wenn du wüst, dann geh i down on my knees and pray to the spirits above." Im Film ist es natürlich Manuel Rubey und nicht Hansi Hölzel. Nun könnten mir meine Sinne einen Streich gespielt haben, doch diese eine Sekunde - womöglich auch nur ein Bruchteil dessen - kam es mir doch tatsächlich so vor, als wäre mir der "echte" Falco zu Augen gekommen. Ein gut getimter Gag von Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth? Wunschdenken meinerseits? Nur soviel: Mehr davon und ich wäre der Erste gewesen, der sich hinreißen hätte lassen diesen Film gut zu finden. Allein - wieder mal - der guten, alten Zeiten wegen. Aber so?

"Die Messer sind sicher schon gewetzt." Thomas Roth war sich im Vorfeld zu Premiere und Kinostart von "Falco - Verdammt, wir leben noch!" durchaus bewusst, auf was er sich da eingelassen hatte, dass die Nörgler gegenüber den Applaudierenden überwiegen werden. Ein filmisches Tribut für den einzigen heimischen Pop-Star von Weltformat, jenem Sänger, der einst die erste deutschsprachige Single an die Spitze der US-Charts hievte. Omnipresent und dementsprechend nervend von "Elektronikkaschperln" beworben. Schlussendlich auch noch einem österreichischen, womöglich Wiener Publikum vorgesetzt. Was erwartet sich der gute Mann? Wobei Roth ebenso wie der mit Fünf-Euro-Gutschein angelockte Kinobesucher gut damit leben hätte können, wären all die Messerwetzenden falsch gelegen. Sind sie aber nicht. Da darf man von Mondscheiner-Sänger Manuel Rubey in puncto äußerer und sprachlicher Ähnlichkeit noch so positiv überrascht sein, es bleibt der fade Beigeschmack einer nicht allzu innovativen, dafür umso mehr unfreiwillig komischen TV-Produktion. Falco im "Kaisermühlen Blues"? Das hat er nicht verdient.

Falco war stets darauf bedacht als coole Sau, wenn gut drauf auch als arrogantes Arschloch rüberzukommen. Wenn man in diesem Film genau jenen Falco erwartet, dann wird man arg enttäuscht. Wie bereits erwähnt: Rubey macht seine Sache gut, dann aber doch nicht so gut, dass er im Stande gewesen wäre mir jenen Eindruck zu vermitteln wie ich den Falken zu seiner Blütezeit miterlebt hatte. Zugegeben: Vom arroganten Arschloch ist man nicht allzu weit entfernt. Von der coolen Sau hingegen schon. Was vor allem an der Oberflächlichkeit dieses Streifens liegt. Unter dieser zu kratzen, dazu fehlen selbst die Ansätze, womöglich gar die Bemühungen. Detailverliebtheit? Hinzufügen von nicht bereits x-mal Wiedergekautem? Beides Fehlanzeige. Die Folge: Langatmigkeit. Und das bei einem Film über jemanden, der eines bestimmt nie war: fad. Aber man ist ja schon dankbar, dass wenigstens die befürchtete Leichenfledderei ausblieb. Nein, Falco muss nicht im Simmeringer Ehrengrab rotieren. "Falco - Verdammt, wir leben noch!" würde ihm schlicht und einfach "wuascht" sein.

Falco - Verdammt, wir leben noch!Falco - Verdammt, wir leben noch!
Regie: Thomas Roth.
Mit Manuel Rubey, Christian Tramitz, Nicholas Ofczarek.
08.02.2008


[falcoderfilm.at] [imdb.com]

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