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Efterklang / Peter Broderick @ Arena. Die Dänen, ihr amerikanischer Violinist und der Beweis: Es gibt sie noch, die besonderen Konzerterlebnisse, die Musik für eine bessere Welt. Wunderbarst.

Peter Broderick ist kein gebürtiger Däne. Der 21-jährige Musiker wurde in Searsmont, Maine geboren. Im äußersten Nordosten der USA. Was ihn nach Kopenhagen verschlagen hat? Keine Ahnung. Jedenfalls verbringt er den Großteil des Jahres dort. Und würde dabei ohne weiteres als Einheimischer durchgehen. Blonde Haare, blaue Augen. Hinzu kommt, dass Broderick - wer will als Teil des Indie-Folk-Trios Horse Feathers, mehr jedoch als Solokünstler - genau jene Art von Musik frönt, die man gerne den nordischen Gefilden zuordnet. Eine unendlich verträumte Mischung aus teils ambient, teils folkig angehauchtem Pop und zeitgenössischer Klassik. Ein moderner Singer-Songwriter, der sich nicht nur auf seine Klampfe beschränkt, sondern im Stande ist auch anderes Instrumentarium zu bedienen. Was bei einem, der, wenn er unter eigenen Namen die Bühne betritt, mit Vorliebe den Alleinunterhalter gibt, einem abenteuerlichen Unterfangen gleichkommt. Stichwort: Live-Sampling. Referenz: Owen Pallett. Wenn auch weniger enthusiastisch und nicht auf die Loop-Behandlung von Violine allein belassend.

EfterklangPeter Broderick spielte an jenem Abend in der kleinen Halle der Arena ein knapp 30-minütiges Set. Ein hoffnungsvoller Ausblick auf sein erstes "richtiges" Solo-Album, das im Laufe des Jahres erscheinen soll. Ein kurzer, betörender Auftritt. Beste Einstimmung auf das, was folgen sollte: Das mit Spannung erwartete erste Wien-Gastspiel von Efterklang. In diesem Fall: "Echte" Dänen. Manche meinen sogar: Die beste dänische Band dieser Tage. Mit Sicherheit jedoch ein Unikat. Kaum andere mir in den letzten Jahren untergekommene Musikmachende, bei denen es mir ähnlich schwer fiel, deren Treiben zu kategorisieren, einem Nichtwissenden zu beschreiben. "Mellow, verträumt, still, pompös, barock, polternd, gehaucht, dynamisch, episch, intelligent, anspruchsvoll, wild, romantisch, elektronisch." [>] Jede Menge nicht aus meiner Feder stammende Adjektive, die in Summe die Musik von Efterklang gut beschreiben. Ein ungemein bezauberndes Etwas aus ganz vielem. Nur soviel: Herkömmliche Popmusik klingt anders.

Die Kernbesetzung von Efterklang besteht aus fünf Mann. Im Live-Format wird diese um Gastmusikanten erweitert. Eine davon Anna Bronsted, als Our Broken Garden auch Support-Act. Wie noch in Dresden, am Vortag des Wien-Gigs. Ihre Ablöse Peter Broderick gehört ebenso zur Live-Besetzung, spielt Violine. Insgesamt sollte es eine achtköpfige Efterklang-Version - gekleidet in weißen Reiterhosen, schwarzen Hemden, wahlweise mit Glitzergilet - gewesen sein, die inmitten unzähliger Instrumente und mit Pfauenfedern bestückten Mikroständern ein Szenario auf die Bühne zauberten, welches an Inbrunst und Vielfalt seinesgleichen suchte. Diese Band klingt schon auf Tonträger angenehm anders. Live geht das noch einen Deut weiter. Davon gehört es sich zu überzeugen. Und sei es auch nur, die aufgrund der ausgelassenen Stimmung im Publikum ins Gesicht von Frontmann Casper Clausen geschriebene Freude gesehen zu haben. Wen wundert da noch der eigens aus Tschechien angereiste Fan mit selbstgebrautem Geschenk im Gepäck, aufgrund dessen dieser während eines Songs gar mit seinen Helden auf der Bühne mitshaken durfte. Wer nach 80 Minuten Efterklang dieser Band nicht verfallen war, die Halle an diesem Abend nicht mit einem Lächeln verließ, dem ist definitiv nicht mehr zu helfen.

Efterklang / Peter Broderick
04.02.2007 - Arena, Wien.


[efterklang.net] [myspace.com/efterklang]
[myspace.com/peterbroderick]