Später als die Anderen. Des Gesamtwerkes wegen. Momentaufnahmen zu Radioheads "In Rainbows". Fazit: Ein Meilenstein für sich. Aus mehreren Gründen. PS: Wo bleibt meine Discbox?
20. Oktober: Knapp drei Wochen nach der Nachricht vom neuen Radiohead-Album. Zehn Tage nach dem offiziellen Leak von "In Rainbows". Zehn Tage mit zehn verschiedenen Lieblingsliedern. Das nervös beginnende "15 Step". Der Killer-Beat aus dem Laptop erinnert an "The Eraser", das typisch Greenwood'sche Gitarrenspiel einfach nur an Radiohead. Das angriffsfreudige "Bodysnatchers" mit treibenden Drums, heavy Gitarrenriffs und einem gegen Ende vollkommen auszuckenden Yorke. Das längst verloren geglaubte "Nude", ein jazzig-groovender Schmachtfetzen. Zum Niederknien. Zum Dahinschmelzen. Das relaxt hypnotische "Weird Fishes/Arpeggi". Auffallend schönes Fingerpicking. Das einnehmend düsteratmosphärische "All I Need" mit seinem Wahnsinnsfinale. Das kurze, dafür umso hübschere "Faust Arp", als wäre Elliott Smith auferstanden. Das komplett demontierte und neu kreierte "Reckoner". Very Gospel. Das dichte, echobeladene, von einem Reggae-Rhythmus getragene "House Of Cards". Das mit seinem straighten Flow noch am ehesten an alte Tage erinnernde "Jigsaw Falling Into Place". Zum Abschluss: Gesang, Piano, Beats. "Videotape" lässt das bislang ruhigste Radiohead-Album nachhaltig ausklingen. Und da meine noch einer, Thom Yorke habe das Songschreiben verlernt.
18. Dezember: Die Discbox hätte eigentlich bereits geliefert werden sollen. Wurde sie aber nicht. Wenigstens ist inzwischen der Inhalt von CD2 durchgesickert und mit jenen acht Stücken - darunter zwei kurze Quasi-Instrumentals: "Videotape"-Reprise und "Nude"-Intro - das Gesamtwerk komplett. "The recording of it is mental, it's great, best drumming Phil has ever done," meinte Yorke unlängst über das epische "Down Is The New Up". Recht hatte er. "Go Slowly" präsentiert sich als "Baroque meets Goth". Zuerst Synthies, dann Gitarren, zuletzt dann beides. Dazu Yorkes beste Gänsehautstimme. "Last Flowers" ist der Übersong auf CD2. Berührender geht nicht. Wer will sich da noch an den eindeutigen "Karma Police"-Momenten stören? Moody, melodic, scary. "Up On The Ladder" erweist sich als schlafender Gigant, einer dieser typischen Grower. Mit "Bangers And Mash" gibt es auch einen krachmachenden Ausreißer, den Rocker und Arschwackler. Abschließend die Tour de Force: "4 Minute Warning". Das perfekte "Bye Bye" bis zum nächsten Mal.
Man lasse das ganze Drumherum, die vermeintliche Revolution, die damit losgetreten wurde, mal weg. Volle Konzentration auf das Eigentliche: Die Musik. Die zehn plus acht minus zwei Songs. Und die daraus resultierende Einsicht, dass Radiohead weder ein zweites "OK Computer" noch ein zweites "Kid A" vollbracht haben. "In Rainbows" reicht keinesfalls an das Erhabene von Ersterem heran, ist auch weit von der Experimentierfreude von Zweiterem entfernt. Nörgler könnten es sich leicht machen, LP7 als überraschungsarm, alles bereits dagewesen abtun. Wäre da nicht diese Besonderheit, die "In Rainbows" vom Rest der Radiohead-Diskografie abhebt. Nun gut, mit Vorbehalt: Kein "MK1". Kein "MK2". Dann nämlich hat man 16 Songs, wo jeder einzelne im Stande ist für sich allein zu stehen, keinen Album-Kontext benötigt, auch abseits dessen hervorragend funktioniert. "The first Radiohead record which works on shuffle" mag zwar nicht ihr bestes sein, zum "Album des Jahres" reicht es jedoch allemal. Wegen der an Schönheit kaum zu überbietenden Musik. Aber auch wegen der Idee, dem Mut zum nächsten Schritt.
Radiohead
In Rainbows
10.10.2007 (Download) / 03.12.2007 (Discbox) / 31.12.2007
[radiohead.com]
[Radiohead @ Sziget, Budapest - 12.08.2006]
20. Oktober: Knapp drei Wochen nach der Nachricht vom neuen Radiohead-Album. Zehn Tage nach dem offiziellen Leak von "In Rainbows". Zehn Tage mit zehn verschiedenen Lieblingsliedern. Das nervös beginnende "15 Step". Der Killer-Beat aus dem Laptop erinnert an "The Eraser", das typisch Greenwood'sche Gitarrenspiel einfach nur an Radiohead. Das angriffsfreudige "Bodysnatchers" mit treibenden Drums, heavy Gitarrenriffs und einem gegen Ende vollkommen auszuckenden Yorke. Das längst verloren geglaubte "Nude", ein jazzig-groovender Schmachtfetzen. Zum Niederknien. Zum Dahinschmelzen. Das relaxt hypnotische "Weird Fishes/Arpeggi". Auffallend schönes Fingerpicking. Das einnehmend düsteratmosphärische "All I Need" mit seinem Wahnsinnsfinale. Das kurze, dafür umso hübschere "Faust Arp", als wäre Elliott Smith auferstanden. Das komplett demontierte und neu kreierte "Reckoner". Very Gospel. Das dichte, echobeladene, von einem Reggae-Rhythmus getragene "House Of Cards". Das mit seinem straighten Flow noch am ehesten an alte Tage erinnernde "Jigsaw Falling Into Place". Zum Abschluss: Gesang, Piano, Beats. "Videotape" lässt das bislang ruhigste Radiohead-Album nachhaltig ausklingen. Und da meine noch einer, Thom Yorke habe das Songschreiben verlernt.
18. Dezember: Die Discbox hätte eigentlich bereits geliefert werden sollen. Wurde sie aber nicht. Wenigstens ist inzwischen der Inhalt von CD2 durchgesickert und mit jenen acht Stücken - darunter zwei kurze Quasi-Instrumentals: "Videotape"-Reprise und "Nude"-Intro - das Gesamtwerk komplett. "The recording of it is mental, it's great, best drumming Phil has ever done," meinte Yorke unlängst über das epische "Down Is The New Up". Recht hatte er. "Go Slowly" präsentiert sich als "Baroque meets Goth". Zuerst Synthies, dann Gitarren, zuletzt dann beides. Dazu Yorkes beste Gänsehautstimme. "Last Flowers" ist der Übersong auf CD2. Berührender geht nicht. Wer will sich da noch an den eindeutigen "Karma Police"-Momenten stören? Moody, melodic, scary. "Up On The Ladder" erweist sich als schlafender Gigant, einer dieser typischen Grower. Mit "Bangers And Mash" gibt es auch einen krachmachenden Ausreißer, den Rocker und Arschwackler. Abschließend die Tour de Force: "4 Minute Warning". Das perfekte "Bye Bye" bis zum nächsten Mal.
Man lasse das ganze Drumherum, die vermeintliche Revolution, die damit losgetreten wurde, mal weg. Volle Konzentration auf das Eigentliche: Die Musik. Die zehn plus acht minus zwei Songs. Und die daraus resultierende Einsicht, dass Radiohead weder ein zweites "OK Computer" noch ein zweites "Kid A" vollbracht haben. "In Rainbows" reicht keinesfalls an das Erhabene von Ersterem heran, ist auch weit von der Experimentierfreude von Zweiterem entfernt. Nörgler könnten es sich leicht machen, LP7 als überraschungsarm, alles bereits dagewesen abtun. Wäre da nicht diese Besonderheit, die "In Rainbows" vom Rest der Radiohead-Diskografie abhebt. Nun gut, mit Vorbehalt: Kein "MK1". Kein "MK2". Dann nämlich hat man 16 Songs, wo jeder einzelne im Stande ist für sich allein zu stehen, keinen Album-Kontext benötigt, auch abseits dessen hervorragend funktioniert. "The first Radiohead record which works on shuffle" mag zwar nicht ihr bestes sein, zum "Album des Jahres" reicht es jedoch allemal. Wegen der an Schönheit kaum zu überbietenden Musik. Aber auch wegen der Idee, dem Mut zum nächsten Schritt.
Radiohead
In Rainbows
10.10.2007 (Download) / 03.12.2007 (Discbox) / 31.12.2007
[radiohead.com]
[Radiohead @ Sziget, Budapest - 12.08.2006]
wasix - 18. Dez, 17:04 - [2007 Platten]