Außer/Ohne Konkurrenz: Neigungsgruppe und "Goodnight Vienna". Auf'n FM4-Hype wird g'schissn. Des geht a so. Denn Sex, Gewalt und gute Laune braucht das Land. Eh kloa, Oida.
Pfister, Ostermayer, Zikmund, Fuchs. Vier Männer. Eine Neigungsgruppe. Noch dazu eine, die sich mit Sex, Gewalt und guter Laune beschäftigt. Soetwas interessiert, sorgt für Aufmerksamkeit. Begonnen hat alles als Lesezirkel. Im Geiste des Wiener Aktionismus. Inklusive jeder Menge seltsamer Obsessionen, wobei man sich schon mal "dem rituellen Verspeisen toter Tiere hingab, unheiligen Messen huldigte, lebensbedrohende asiatische Kampfsporttechniken lobpries und vor allem unzüchtige Literatur in illuminierten Zuständen verlas." Read 'n' Roll, höchst tiefes Live-Zitieren von Texten von beispielsweise Tutschkow, Solanas, von Lowtzow, Palahniuk, Baudelaire, Huysmans, Motley Crue oder aus der Falco-Biografie, der Bibel oder dem Journal vom Blumenau-Onki. 2006 dann eine folgenschwere Idee. Man startete den Versuch Musikalisches ins Programm einzubauen. Und coverte "Fuck Forever" von den Babyshambles. Man stelle sich vor: Pete Doherty auf Wienerisch. Wie ein Heurigen-Sänger aus dem 15. Bezirk. Genialst. Erst recht mit einem Titel wie "G'fickt für immer". Von wegen Seitengag. Räudige Kultsingle made in Vienna.
Es folgte, was folgen musste: Der Nachschlag. Einhergehend mit allerlei Bedenken: Ob eine so großartige Idee auch auf Albumlänge gutgehen kann? Ob vier vermeintliche FM4-Proteges - nach eigener Einschätzung beeinflusst von Johnny Cash, Helmut Qualtinger, Klaus Kinski, Veltliner und Herz - mehr als einmal im Stande sind Altbekanntes von Bright Eyes, Tom Waits, Nine Inch Nails, Beasts Of Bourbon und Nick Cave bzw. Boys Next Door im stilgerechten Mix aus Austropop und Wienerlied zu covern? Ob man sich infolge des Wagnisses eine scheintote Institution wiederzubeleben dann auch tatsächlich der heimischen Neidgesellschaft erwehren kann? In diesem Zusammenhang eine verblüffend treffende Debatte im Online-Forum einer Österreichischen Tageszeitung. Wo nach dem Verriss seitens der "Grantlerredaktion" ein angepisster "Möchtegernmusiker" zum Rundumschlag ausholt. "Putz di, du Schüttla." Qualitätszeitung versus Jugendradio. Oder eben: "Standard-Musikredaktion gegen FM4-Redaktion, das nenn' ich Brutalität." Jedenfalls beste Unterhaltung. Erst recht beste Werbung für den besprochenen Tonträger. Geschickt losgetreten von Strizzi Zikmund. [>]
Nein, den Danzer-Seitenhieb und den Vorwurf des Scheitel-Rip-Offs kann man der Neigungsgruppe wirklich nicht ersparen. Wobei in einem Unwissenden wie mir dann doch eher die Jugend-, wenn nicht sogar Kindheitserinnerungen an Ludwig Hirsch aufkommen. Tschuldigung, mehr Kompliment geht echt nicht. Immerhin ist "Dunkelgraue Lieder" soetwas wie der auf Langspielplatte gepresste makaber-morbide Wahnsinn aus dem Jahr 1978. "Geh spuck den Schnuller aus, die Mama is' net z'Haus, geh zier' di net, kumm mit ins Gitterbett." Vergleiche, die hinterherhinken. Großtaten, die unerreicht bleiben. Auch für die Neigungsgruppe. Nun gibt es auf "Goodnight Vienna" neben einiger verzichtbarer Lückenbüßer aber diese - teilsweise auch selbstkomponierten - Lieder mit jenen im Wiener Dialekt gehaltenen Texten, die einem aus der Seele sprechen, die man in dieser Form schon lange nicht mehr so wunderbar selbstmitleidig, raunzerisch, todessüchtig und boshaft zu Ohren bekommen hat. Und sei es auch nur, weil vergleichbare Materie jahrelang ungehört blieb. Wie auch immer: Des Wieners neueste Lieblingsplatte. In diesem Sinne: Gute Nacht, du mein heißgeliebtes Wien. Wiedaschaun.
Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune
Goodnight Vienna
19.11.2007
[myspace.com/neigungsgruppe]
[UPDATE: NEIGUNGSGRUPPE VS OBERST]
via [angoramehl.blogspot.com]
Pfister, Ostermayer, Zikmund, Fuchs. Vier Männer. Eine Neigungsgruppe. Noch dazu eine, die sich mit Sex, Gewalt und guter Laune beschäftigt. Soetwas interessiert, sorgt für Aufmerksamkeit. Begonnen hat alles als Lesezirkel. Im Geiste des Wiener Aktionismus. Inklusive jeder Menge seltsamer Obsessionen, wobei man sich schon mal "dem rituellen Verspeisen toter Tiere hingab, unheiligen Messen huldigte, lebensbedrohende asiatische Kampfsporttechniken lobpries und vor allem unzüchtige Literatur in illuminierten Zuständen verlas." Read 'n' Roll, höchst tiefes Live-Zitieren von Texten von beispielsweise Tutschkow, Solanas, von Lowtzow, Palahniuk, Baudelaire, Huysmans, Motley Crue oder aus der Falco-Biografie, der Bibel oder dem Journal vom Blumenau-Onki. 2006 dann eine folgenschwere Idee. Man startete den Versuch Musikalisches ins Programm einzubauen. Und coverte "Fuck Forever" von den Babyshambles. Man stelle sich vor: Pete Doherty auf Wienerisch. Wie ein Heurigen-Sänger aus dem 15. Bezirk. Genialst. Erst recht mit einem Titel wie "G'fickt für immer". Von wegen Seitengag. Räudige Kultsingle made in Vienna.
Es folgte, was folgen musste: Der Nachschlag. Einhergehend mit allerlei Bedenken: Ob eine so großartige Idee auch auf Albumlänge gutgehen kann? Ob vier vermeintliche FM4-Proteges - nach eigener Einschätzung beeinflusst von Johnny Cash, Helmut Qualtinger, Klaus Kinski, Veltliner und Herz - mehr als einmal im Stande sind Altbekanntes von Bright Eyes, Tom Waits, Nine Inch Nails, Beasts Of Bourbon und Nick Cave bzw. Boys Next Door im stilgerechten Mix aus Austropop und Wienerlied zu covern? Ob man sich infolge des Wagnisses eine scheintote Institution wiederzubeleben dann auch tatsächlich der heimischen Neidgesellschaft erwehren kann? In diesem Zusammenhang eine verblüffend treffende Debatte im Online-Forum einer Österreichischen Tageszeitung. Wo nach dem Verriss seitens der "Grantlerredaktion" ein angepisster "Möchtegernmusiker" zum Rundumschlag ausholt. "Putz di, du Schüttla." Qualitätszeitung versus Jugendradio. Oder eben: "Standard-Musikredaktion gegen FM4-Redaktion, das nenn' ich Brutalität." Jedenfalls beste Unterhaltung. Erst recht beste Werbung für den besprochenen Tonträger. Geschickt losgetreten von Strizzi Zikmund. [>]
Nein, den Danzer-Seitenhieb und den Vorwurf des Scheitel-Rip-Offs kann man der Neigungsgruppe wirklich nicht ersparen. Wobei in einem Unwissenden wie mir dann doch eher die Jugend-, wenn nicht sogar Kindheitserinnerungen an Ludwig Hirsch aufkommen. Tschuldigung, mehr Kompliment geht echt nicht. Immerhin ist "Dunkelgraue Lieder" soetwas wie der auf Langspielplatte gepresste makaber-morbide Wahnsinn aus dem Jahr 1978. "Geh spuck den Schnuller aus, die Mama is' net z'Haus, geh zier' di net, kumm mit ins Gitterbett." Vergleiche, die hinterherhinken. Großtaten, die unerreicht bleiben. Auch für die Neigungsgruppe. Nun gibt es auf "Goodnight Vienna" neben einiger verzichtbarer Lückenbüßer aber diese - teilsweise auch selbstkomponierten - Lieder mit jenen im Wiener Dialekt gehaltenen Texten, die einem aus der Seele sprechen, die man in dieser Form schon lange nicht mehr so wunderbar selbstmitleidig, raunzerisch, todessüchtig und boshaft zu Ohren bekommen hat. Und sei es auch nur, weil vergleichbare Materie jahrelang ungehört blieb. Wie auch immer: Des Wieners neueste Lieblingsplatte. In diesem Sinne: Gute Nacht, du mein heißgeliebtes Wien. Wiedaschaun.
Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune
Goodnight Vienna
19.11.2007
[myspace.com/neigungsgruppe]
[UPDATE: NEIGUNGSGRUPPE VS OBERST]
via [angoramehl.blogspot.com]
wasix - 9. Dez, 14:24 - [2007 Platten]