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Großartiger Sänger einer Legende von Band versucht sich zum zweiten Mal als Solist. Natürlich erinnert "Hourglass" an Depeche Mode. Natürlich hat Dave Gahan ein Fan-Album gemacht.

Dave Gahan

Nein, die Fangemeinde braucht sich keine Sorgen machen: Das zwölfte Album von DM wird es geben. Vielleicht noch vor dem Weihnachtsgeschäft 2008, spätestens im darauffolgenden Jahr. Steht der Nachfolger zu "Playing The Angel" doch schon so gut wie in den Startlöchern. Andrew Fletcher begann bereits für Gesprächsstoff in der Gerüchteküche zu sorgen. So soll Martin Gore schon fleißig am Songschreiben sein. Dazu kommt, dass man sich diesmal keine Sorgen um die Motivation von Dave Gahan machen muss. Was vor vier Jahren, nach Erscheinen seines ersten Solo-Albums noch ganz anders war. Nun hat Gore seinem Frontmann zuletzt allerdings die Freude gewährt und diesen sich erstmals in der Bandgeschichte als Songwriter dreier DM-Songs präsentieren lassen. Was dermaßen überzeugend ausfiel, dass es keineN Grund gibt daran beim nächsten Mal etwas zu ändern. Beste Aussichten für Gahan. Kein Wunder, dass er unlängst erst signalisierte, so schnell wie möglich wieder mit DM ins Aufnahmestudio gehen zu wollen.

Dabei könnte man meinen, Gahan würde zuerst viel lieber noch eine Solo-Tournee zum eben veröffentlichten Solo-Werk durchziehen. Jenem zweiten Versuch nach dem 2003er-Debut "Paper Monsters" sich auch außerhalb der DM-Community als Songschreiber zu etablieren. Dass sich die Begeisterung der schreibenden Zunft doch eher in Grenzen hält, die Resonanz zu "Hourglass" bestenfalls durchschnittlich ausfällt, überrascht nicht wirklich. Warum sollte es Gahan bei dessen Soloausflügen besser ergehen, als es jahrelang bei seiner einer der größten Bands auf diesem Planeten der Fall war? DM galten nie als Kritiker-Band. Ich erinnere mich noch gut an die zweifelhaften Verrisse zu den Alben ihrer frühen bzw. mittleren Schaffensphase. Wenig positives, was damals zu späteren Klassikern wie "Music For The Masses" oder "Violator" zu Papier gebracht wurde. Die Herangehensweise zu DM'schem Liedgut mag sich inzwischen zum Besseren gewandelt haben. Nur ist Gahan als Solist von diesem Wohlwollen noch weit entfernt.

Daran ändert wenig, dass ihm mit "Hourglass" ein wesentlicher Fortschritt zu "Paper Monsters" gelungen ist. Weg vom Gitarrenrock, hin zu elektronischeren Klängen. Was "Hourglass" weniger ein- und zugänglich macht, infolgedessen auch näher zur DM-Diskografie rückt. Das wird einem schon beim überragenden Album-Opener "Saw Something" klar gemacht. Ein Traum von einer bombastisch aufgezogenen Elektro-Pop-Ballade, die zwar dieses finale Gitarrensolo aufweist, nichtsdestotrotz jedem DM-Album alle Ehre gemacht hätte. Was auch auf die darauf folgende Vorab-Single "Kingdom" zutrifft. Ein Song, der mit breitem Synthie-Sound die späten Achtziger und frühen Neunziger wiederaufleben lässt. Eine Gangart, die auf den gesamten zehn Songs von "Hourglass" beibehalten wird. Wenn auch nicht durchgehend hochqualitativ wie bei erwähnten zwei Stücken, so schafft es Gahans Selbstfindung doch zu überzeugen und er selbst sich als gewachsener Songwriter zu beweisen. Einer, der es zwar noch lange nicht mit einem Martin Gore aufnehmen kann, aber wer kann das schon? Der Vorzug von Dave Gahan ist und bleibt seine unwiderstehlich tiefe Baritonstimme. Und das reicht. Mir. Einem aus der DM-Community.

Dave Gahan: HourglassDave Gahan
Hourglass
22.10.2007


[davegahan.com]
[myspace.com/davegahanofficial]

[UPDATE: DAVE GAHAN - HOURGLASS / KINGDOM]

[Review: Depeche Mode - Playing The Angel]
[Depeche Mode @ Stadthalle, Wien - 16.02.2006]