Cinematic Orchestra @ WUK. Kapellmeister Jason Swinscoe und sein Ensemble gastierten in Wien. Doch was tun, wenn Jazz-Improvisationen und Umfeld einfach nicht harmonieren wollen?
Der Tag, an dem das Programm der Viennale 2007 öffentlich gemacht wurde. Da konnten die Gedanken schon abschweifen. Da hatte man organisatorischen Schnick-Schnack im Kopf. Da fiel es einem schwer, sich so kurz danach auf ein Konzert zu konzentrieren. Erst recht, wenn inmitten angebrochener Sondierungsgespäche bereits die Hallenbeleuchtung runtergedreht wurde und sechs Personen - später sollte noch eine weitere hinzukommen - die Bühne des WUK betraten. Gerade mal wenige Minuten nach halb Neun. Dabei handelte es sich nicht um den Support-Act, nein, das waren bereits die Herrschaften vom Cinematic Orchestra, die da zu den Instrumenten griffen. E-Piano, Kontrabass, Drums, E-Gitarre, Saxofon. Hinzu kam Mastermind Jason Swinscoe an Laptop und Sampler. Wobei sich nach der ersten und folglich jede zweite Nummer noch eine farbige Sängerin hinzugesellte. Keine X-Beliebige, vielmehr das i-Tüpfelchen zum musikalisch Dargebrachten. Man beachtete diese Wahnsinnsstimme. Man beachtete diesen eindrucksvollen Klangkörper. Man beachtete diesen Namen: Heidi Vogel. Eben eine Soul-Lady durch und durch.
Das Cinematic Orchestra wird am 2. November dieses Jahres in der Royal Albert Hall spielen. In jener Londoner Veranstaltungshalle, die einem römischen Amphitheater nachempfunden ist und bei Sinfonie- oder Pop-Konzerten etwa 8000 Leuten Platz bietet. Ein Schmuckstück mit ganz besonderem Flair. Genau jenes Ambiente, das gepaart mit dem erhabenen Nu-Jazz-Sound des Cinematic Orchestras einen kultigen Abend ausmachen kann. Nun ist mir bewusst, dass die Resonanz auf Swinscoes Ausnahmeprojekt hierzulande eine ungleich geringere ist als in dessen britischer Heimat. 1000 Besucher waren bei seinem Wien-Gastauftritt schon das Höchste der Gefühle. Nur musste man die bescheidene Menge Downbeat-Interessierter unbedingt mit dem WUK zwangsbeglücken? Pop/Rock-Konzerte im Werkstätten- und Kulturhaus? Oft erlebt, auch immer wieder gerne. Abshaken, Headbangen oder ähnliche schweißtreibende Aktionen, all das passt ins stickige WUK. Meinetwegen auch eine nahezu unerträgliche Hitzeschlacht Anfang Oktober. Allerdings nicht, wenn wie beim Cinematic Orchestra der Genuss im Vordergrund stehen sollte.
Schade nur, weil bei dieser Live-Band soviel mehr möglich gewesen wäre. Ein ganz besonderes Konzert hätte es werden können, wäre der erste Wien-Gig des Cinematic Orchestra seit sechs, vielleicht auch acht Jahren - der sichtlich gut aufgelegte Swinscoe wusste es selbst nicht mehr genau - im Porgy & Bess, Birdland oder in der kleinen Halle des Konzerthauses abgehalten worden. Denn was dieses Septett auf die WUK-Bühne zauberte, war schon ganz große Klasse. Eine perfekt eingespielte Live-Band. Weniger elektronisch, dafür weitaus jazziger als auf Platte. Fast schon Old-School-Jazz, wobei der dezent dominante Groove einer noch entspannteren Atmosphäre wich, als man sie ohnehin vom Album-Sound gewohnt ist. Nein, dass dieser 80-minütige Konzertabend nicht ganz so wie erhofft wurde, lag keinesfalls an der hochgradig gekonnt dargebotenen Live-Musik, sondern einzig am für Ausflüge in Richtung Jazz - und seien diese auch noch so selten - doch eher unpassenden Drumherum. Eine vergebene Chance.
Cinematic Orchestra
03.10.2007 - WUK, Wien.
[cinematicorchestra.com] [myspace.com/thecinematicorchestras]
[Review: Cinematic Orchestra - Ma Fleur]
Der Tag, an dem das Programm der Viennale 2007 öffentlich gemacht wurde. Da konnten die Gedanken schon abschweifen. Da hatte man organisatorischen Schnick-Schnack im Kopf. Da fiel es einem schwer, sich so kurz danach auf ein Konzert zu konzentrieren. Erst recht, wenn inmitten angebrochener Sondierungsgespäche bereits die Hallenbeleuchtung runtergedreht wurde und sechs Personen - später sollte noch eine weitere hinzukommen - die Bühne des WUK betraten. Gerade mal wenige Minuten nach halb Neun. Dabei handelte es sich nicht um den Support-Act, nein, das waren bereits die Herrschaften vom Cinematic Orchestra, die da zu den Instrumenten griffen. E-Piano, Kontrabass, Drums, E-Gitarre, Saxofon. Hinzu kam Mastermind Jason Swinscoe an Laptop und Sampler. Wobei sich nach der ersten und folglich jede zweite Nummer noch eine farbige Sängerin hinzugesellte. Keine X-Beliebige, vielmehr das i-Tüpfelchen zum musikalisch Dargebrachten. Man beachtete diese Wahnsinnsstimme. Man beachtete diesen eindrucksvollen Klangkörper. Man beachtete diesen Namen: Heidi Vogel. Eben eine Soul-Lady durch und durch.
Das Cinematic Orchestra wird am 2. November dieses Jahres in der Royal Albert Hall spielen. In jener Londoner Veranstaltungshalle, die einem römischen Amphitheater nachempfunden ist und bei Sinfonie- oder Pop-Konzerten etwa 8000 Leuten Platz bietet. Ein Schmuckstück mit ganz besonderem Flair. Genau jenes Ambiente, das gepaart mit dem erhabenen Nu-Jazz-Sound des Cinematic Orchestras einen kultigen Abend ausmachen kann. Nun ist mir bewusst, dass die Resonanz auf Swinscoes Ausnahmeprojekt hierzulande eine ungleich geringere ist als in dessen britischer Heimat. 1000 Besucher waren bei seinem Wien-Gastauftritt schon das Höchste der Gefühle. Nur musste man die bescheidene Menge Downbeat-Interessierter unbedingt mit dem WUK zwangsbeglücken? Pop/Rock-Konzerte im Werkstätten- und Kulturhaus? Oft erlebt, auch immer wieder gerne. Abshaken, Headbangen oder ähnliche schweißtreibende Aktionen, all das passt ins stickige WUK. Meinetwegen auch eine nahezu unerträgliche Hitzeschlacht Anfang Oktober. Allerdings nicht, wenn wie beim Cinematic Orchestra der Genuss im Vordergrund stehen sollte.
Schade nur, weil bei dieser Live-Band soviel mehr möglich gewesen wäre. Ein ganz besonderes Konzert hätte es werden können, wäre der erste Wien-Gig des Cinematic Orchestra seit sechs, vielleicht auch acht Jahren - der sichtlich gut aufgelegte Swinscoe wusste es selbst nicht mehr genau - im Porgy & Bess, Birdland oder in der kleinen Halle des Konzerthauses abgehalten worden. Denn was dieses Septett auf die WUK-Bühne zauberte, war schon ganz große Klasse. Eine perfekt eingespielte Live-Band. Weniger elektronisch, dafür weitaus jazziger als auf Platte. Fast schon Old-School-Jazz, wobei der dezent dominante Groove einer noch entspannteren Atmosphäre wich, als man sie ohnehin vom Album-Sound gewohnt ist. Nein, dass dieser 80-minütige Konzertabend nicht ganz so wie erhofft wurde, lag keinesfalls an der hochgradig gekonnt dargebotenen Live-Musik, sondern einzig am für Ausflüge in Richtung Jazz - und seien diese auch noch so selten - doch eher unpassenden Drumherum. Eine vergebene Chance.
Cinematic Orchestra
03.10.2007 - WUK, Wien.
[cinematicorchestra.com] [myspace.com/thecinematicorchestras]
[Review: Cinematic Orchestra - Ma Fleur]
wasix - 6. Okt, 17:12 - [2007 Konzerte]