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Okkervil River machen Musik, die man bereits unzählige Male gehört hat. Was der Schönheit von "The Stage Names" keinen Abbruch tut. Denn manchmal herbstelt es bereits im Sommer.

Okkervil River: Scott Brackett - Brian Cassidy - Will Sheff - Patrick Pestorius - Jonathan Meiburg - Travis Nelsen.

Ob Okkervil River mit ihrem vierten Longplayer tatsächlich der beste ihres inzwischen auch schon fast zehnjährigen Bestehens gelungen ist, lasse ich dahingestellt. Ein auf fundiertes Wissen basierendes Nebeneinanderstellen meinerseits ginge zu weit, habe ich die Band aus Austin, Texas in den letzten Jahren doch mehr links liegen gelassen als mich mit ihrer Mischung aus eingängigem Indie-Pop und sprödem Singer/Songwriter-Folk etwas intensiver auseinanderzusetzen. Beim düsteren 2005er-Album "Black Sheep Boy" gab es zwar erste Anzeichen dafür, mehr als ein gewisses Herantasten wurde es schlussendlich dann aber doch nicht. Was im Nachhinein betrachtet an irgendwelchen fragwürdigen Umständen gelegen haben muss, denn am Inhalt dieses Albums gibt es rein gar nichts auszusetzen. Wie auch immer, das allerorts hochgelobte "Black Sheep Boy" wollte bei mir nicht so recht zünden. Ganz im Gegensatz zu "The Stage Names".

Okkervil River sind eine dieser Bands, denen man bereits nach erstmaligem Hören ihres Schaffens den ganz großen Wurf wünscht. Jenen Durchbruch, der ihnen seitens Musikkritiker mit selbstauferlegten hellseherischen Fähigkeiten auch mit jedem Album aufs Neue prophezeit wird. Dazu gekommen ist es allerdings noch nicht. Frontmann, Sänger und Songwriter Will Sheff und seine Mitstreiter schaffen es zwar mit jeder neuen Platte und dazugehörigen Konzertreise ihre Fangemeinde um ein paar Hörer zu erweitern, wirklich große Sprünge waren bislang jedoch nicht zu verzeichnen. Okkervil River sind stets Geheimtipp geblieben. Was sich mit "The Stage Names" ändern kann, aber nicht wird. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Denn das Talent ist unüberhörbar. Ebenso wie die tiefgehenden Kompositionen. Was fehlen mag, ist der letzte Kick, mit dem man inmitten gleichgesinnter oder wenigsten vergleichbarer Musiktreibender herausstechen kann.

Nichtsdestotrotz lehne ich mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass Okkervil River mit "The Stage Names" im Vergleich zum im April veröffentlichten "Cassadaga" [>] das bessere Bright Eyes-Album dieses Jahres gelungen ist. Wobei das mit solchen Vergleichen natürlich unfair ist. In diesem Fall aber so nahe liegt. Weil es die Potenz des neuen Okkervil River-Albums unterstreicht, ist Conor Oberst mit seinem aktuellen Werk - wenn schon keine herausragende - doch eine gute bis sehr gute Platte gelungen. "The Stage Names" ist bloß besser. Weil zusammenhängender, durchaus auch verschworener. Was knapp 42 Minuten eine Schönheit mit sich bringt, die ihresgleichen sucht, die man Okkervil River in dieser Form gar nicht zugetraut hat. Von wegen schaurig finster, "The Stage Names" offenbart vielmehr sonniges Gemüt. Wenigstens vergleichs- und phasenweise. Genau dabei ist es aber schlichtweg herzzerreißend. Ein Album, das man nach dem ersten Hören nicht einfach in eine Schublade stecken oder gar verschwinden, sondern unbedingt über mehrere Durchgänge hinweg auf sich wirken lassen sollte. Musik muss nicht immer superinnovativ sein. Musik kann auch einfach nur schön sein.

Okkervil River: The Stage NamesOkkervil River
The Stage Names
27.08.2007


[okkervilriver.com]
[myspace.com/okkervilriver]

[Okkervil River @ Szene, Wien - 19.11.2007]