Das schwierige dritte Album. Der Druck sich weiterentwickeln zu müssen. Interpol haben es probiert und präsentieren sich auf "Our Love To Admire" gewohnt gewöhnungsbedürftig.
Interpol haben es geschafft. Wurden sie vor fünf Jahren bei ihrem Debut noch gerne als Joy Division-Klone abgetan, so ist es bei Kritiken zu ähnlich gearteten Formationen inzwischen Gang und Gäbe den Vierer aus NYC selbst als Referenz heranzuziehen. Auch ich hatte mit Interpol anfangs so meine Probleme. Natürlich war der Reiz des wunderbar unterkühlten "Turn On The Bright Lights" allgegenwärtig. Gleichzeitig war da aber auch dieser seltsame Beigeschmack. Allzu offensichtlich erschien mir das Naheverhältnis zu den Heroen des britischen New Wave/Post Punk der Spätsiebziger. Und so sollte es bis zum 2004 erschienenen "Antics" dauern, dass ich der Interpol'schen Klangmalerei gänzlich verfallen konnte. Die Folge dessen war absehbar. Die Vorfreude auf den Nachfolger stieg ins Unermessliche. Daran änderte auch die knapp dreijährige Wartezeit nichts. Interpols Drittwerk avancierte zu einem der meisterwartetsten Alben 2007. Was meist zum Scheitern verurteilt ist. Weil doch gerade jene Veröffentlichungen, die die höchsten Erwartungen erzeugen, prädestiniert dafür sind zu enttäuschen.
Passend dazu die doch etwas irreführenden Ankündigungen im Vorfeld zum Release. Expressiver und progressiver soll das neue Werk im Vergleich zu seinen beiden Vorgänger geworden sein. Wobei Muse-Produzent Rich Costey geholfen hat. Welcher natürlich der einzig Schuldige daran sein muss, dass Interpol neuerdings auch auf Keyboards setzen, jenes zusätzliche Instrument sogar als "fünftes Bandmitglied" angeheuert haben. Die Fangemeinde sah sich Horrorszenarien ausgesetzt. Verträgt sich der Interpol-Sound überhaupt mit synthetischen Bereicherungen? Ist man aufgrund der Unterstützung an den Reglern womöglich sogar der Überproduktion verfallen, gar zu einem aufgeblasenen Etwas verkommen? Mutmaßungen, die beunruhigten, zählen Interpol doch keinesfalls zu jenen Bands, wo man sich superinnovative Sachen erwartet. Dem geneigten Fan ist zusätzliche Kosmetik sogar ein Gräuel. Vielmehr wird Alteingesessenes bevorzugt. Düster und distanziert muss es sein. Die morbid anmutende Atmosphäre muss passen. Irgendwo zwischen schlichter Theatralik und Dramatik. Genauso stellt man sich ein Interpol-Album vor.
Keine Sorge: "Our Love To Admire" enttäuscht nicht. Interpol sind sich - im Großen und Ganzen - treu geblieben. Keine Spur von einem künstlerischen Quantensprung. Man klingt gewohnt steif. Ebenso präsentiert man sich handwerklich gewohnt perfekt. Das Wichtigste: Man hat an der schwermütigen, dabei aber stets melancholischen Grundstimmung festgehalten. Wobei der Band aber auch eine gewisse Weiterentwicklung nicht abgesprochen werden darf. Man muss halt nur genauer hinhören. Tut man dies, so offenbaren sich einem nach und nach Details, subtile Kleinigkeiten, die man zuerst gar nicht ausmacht, so auch gar nicht erwarten hat. Hier hat sich jemand etwas dabei gedacht, wurde zweifelsohne viel Studioarbeit reingesteckt. Trotzdem keine Spur von der befürchteten Überproduktion. Auch wenn der Sound nicht mehr ganz so roh wie früher rüberkommt, fast schon aufpoliert wirkt. Klarer die Gitarren nie klangen. Tiefer Paul Banks Stimme nie betörte. Interpol haben also den goldenen Mittelweg gewählt. Jenen, wo schon so viele gescheitert sind, weil das Resultat weder Fisch noch Fleisch war. Nicht so bei den Vorzeige-Anzugträgern des zeitgemäßen Populär-Rock.
Interpol
Our Love To Admire
09.07.2007
[interpolnyc.com]
[myspace.com/interpol]
[Review: Interpol - Antics]
Interpol haben es geschafft. Wurden sie vor fünf Jahren bei ihrem Debut noch gerne als Joy Division-Klone abgetan, so ist es bei Kritiken zu ähnlich gearteten Formationen inzwischen Gang und Gäbe den Vierer aus NYC selbst als Referenz heranzuziehen. Auch ich hatte mit Interpol anfangs so meine Probleme. Natürlich war der Reiz des wunderbar unterkühlten "Turn On The Bright Lights" allgegenwärtig. Gleichzeitig war da aber auch dieser seltsame Beigeschmack. Allzu offensichtlich erschien mir das Naheverhältnis zu den Heroen des britischen New Wave/Post Punk der Spätsiebziger. Und so sollte es bis zum 2004 erschienenen "Antics" dauern, dass ich der Interpol'schen Klangmalerei gänzlich verfallen konnte. Die Folge dessen war absehbar. Die Vorfreude auf den Nachfolger stieg ins Unermessliche. Daran änderte auch die knapp dreijährige Wartezeit nichts. Interpols Drittwerk avancierte zu einem der meisterwartetsten Alben 2007. Was meist zum Scheitern verurteilt ist. Weil doch gerade jene Veröffentlichungen, die die höchsten Erwartungen erzeugen, prädestiniert dafür sind zu enttäuschen.
Passend dazu die doch etwas irreführenden Ankündigungen im Vorfeld zum Release. Expressiver und progressiver soll das neue Werk im Vergleich zu seinen beiden Vorgänger geworden sein. Wobei Muse-Produzent Rich Costey geholfen hat. Welcher natürlich der einzig Schuldige daran sein muss, dass Interpol neuerdings auch auf Keyboards setzen, jenes zusätzliche Instrument sogar als "fünftes Bandmitglied" angeheuert haben. Die Fangemeinde sah sich Horrorszenarien ausgesetzt. Verträgt sich der Interpol-Sound überhaupt mit synthetischen Bereicherungen? Ist man aufgrund der Unterstützung an den Reglern womöglich sogar der Überproduktion verfallen, gar zu einem aufgeblasenen Etwas verkommen? Mutmaßungen, die beunruhigten, zählen Interpol doch keinesfalls zu jenen Bands, wo man sich superinnovative Sachen erwartet. Dem geneigten Fan ist zusätzliche Kosmetik sogar ein Gräuel. Vielmehr wird Alteingesessenes bevorzugt. Düster und distanziert muss es sein. Die morbid anmutende Atmosphäre muss passen. Irgendwo zwischen schlichter Theatralik und Dramatik. Genauso stellt man sich ein Interpol-Album vor.
Keine Sorge: "Our Love To Admire" enttäuscht nicht. Interpol sind sich - im Großen und Ganzen - treu geblieben. Keine Spur von einem künstlerischen Quantensprung. Man klingt gewohnt steif. Ebenso präsentiert man sich handwerklich gewohnt perfekt. Das Wichtigste: Man hat an der schwermütigen, dabei aber stets melancholischen Grundstimmung festgehalten. Wobei der Band aber auch eine gewisse Weiterentwicklung nicht abgesprochen werden darf. Man muss halt nur genauer hinhören. Tut man dies, so offenbaren sich einem nach und nach Details, subtile Kleinigkeiten, die man zuerst gar nicht ausmacht, so auch gar nicht erwarten hat. Hier hat sich jemand etwas dabei gedacht, wurde zweifelsohne viel Studioarbeit reingesteckt. Trotzdem keine Spur von der befürchteten Überproduktion. Auch wenn der Sound nicht mehr ganz so roh wie früher rüberkommt, fast schon aufpoliert wirkt. Klarer die Gitarren nie klangen. Tiefer Paul Banks Stimme nie betörte. Interpol haben also den goldenen Mittelweg gewählt. Jenen, wo schon so viele gescheitert sind, weil das Resultat weder Fisch noch Fleisch war. Nicht so bei den Vorzeige-Anzugträgern des zeitgemäßen Populär-Rock.
Interpol
Our Love To Admire
09.07.2007
[interpolnyc.com]
[myspace.com/interpol]
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wasix - 7. Jul, 14:20 - [2007 Platten]