16. Juni 1997: Das Review von damals. Ungekürzt. Deshalb dreigeteilt.

Es ist toll, dass Primal Scream endlich wieder zu den abgedriftetet Sounds von "Screamadalica" zurückgefunden haben, Oasis unbeirrt den dritten Teil ihrer Pub-Rock-Trilogie auf die Menge loslassen und The Prodigy nach einigen Schwierigkeiten doch noch das Album zu "Firestarter" fertig gebracht haben. Das alles kann unbestritten zu den Höhepunkten im Musikjahr 1997 gezählt werden, doch der einzig wahre Knaller dieses Jahres stammt von einer Band aus Oxford, die man noch vor wenigen Jahren als One-Hit-Wonder abstempeln wollte. Die Rede ist von Radiohead, die nach Monaten der Spekulationen am 16.Juni 2007 ein Album veröffentlichten, das noch folgeschwere Wirkung auf die Musiklandschaft des ausklingenden Jahrtausends haben wird. Dass "Creep" keine Eintagsfliege und "Pablo Honey" nur ein anfänglicher Ausrutscher waren, bewiesen sie bereits mit "The Bends". Doch aus heutiger Sicht gesehen war dieses großartige Album nicht mehr als die Vorstufe zu dem, was sie zwei Jahre später vollbringen sollten. "OK Computer" bietet all das, was uns in den letzten Jahren schmerzlich abging, nämlich die bizarre Mischung aus der Ernsthaftigkeit von R.E.M. und der Dramaturgie von The Smiths, welche angereichert mit fast schon schockierend unerwarteten Soundexperimenten zeitgenössische Musik zum Erlebnis werden lässt.

Es grenzt an Überheblichkeit, wenn Thom York gleich zu Beginn von "OK Computer" in "Airbag" die Textzeile "I'm back to save the universe" von sich gibt. Doch irgendwie ist man ohne Misstrauen bereit ihm dieses Weisheit abzukaufen. Und das zu Beginn eines Trips, der insgesamt 12 Songs und mehr als 53 Minuten andauern soll.
"OK Computer" bietet ein Ausmaß an musikalischem Abwechslungsreichtum, wie man ihn in dieser Form nur alle zehn Jahre einmal zu Ohren bekommt. Ein einziger Song von "OK Computer" beinhaltet mehr geniale Ideen, als viele andere Bands sie in ihrer ganzen Karriere - schweige denn auf einem Album - im Stande sind zusammenzubringen. Der Grund dafür mag sein, dass jeder der fünf Bandmitglieder aufgrund seiner musikalischen Neigungen unterschiedliche Inputs in die Musik von Radiohead einbringen kann. Zusätzlich wird man mit komplexen und emotionellen Texten konfrontiert, wie sie wohl nur ein Poet vom Schlag eines Thom Yorke so wunderschön auf den Punkt bringen kann. Man wird als Zuhörer Bestandteil eines Ausflugs in eine Hyper-Welt, wo sich ein Haufen Außerirdische, kakophonische Hühner, dumme Pop-Häschen und falsche Politiker ein Stelldichein geben. Das Ergebnis ist eine Symbiose aus Tot, Tilgung und philosophischer Freiheit, die den melancholischen Tiefgang von "OK Computer" perfekt in Worte fasst. Wen verwundert es da noch, dass dieses Album wohl nie den Weg auf den Plattenteller irgendeines hippen DJ's finden wird. Zu groß wäre da wohl die Gefahr, dass sich diverse soziale Zusammenkünfte in Luft auflösen würden. Wie gut, dass "OK Computer" kein Album ist, dass man sich im Hintergrund oder gar im Beisein eines Zweiten anhören kann. Vielmehr sollte man sich dieses epische Wunderwerk mindestens einmal in seinem Leben zu Gemüte führen, wenn nach einer schlaflosen Nacht um fünf Uhr früh in der Morgendämmerung die Vögel zu zwitschern beginnen. Da merkt man erst wie schön es eigentlich sein kann, wenn man sich zu diesen Klängen seiner Einsamkeit hingeben kann.
[RETRO: RADIOHEAD - OK COMPUTER (2/3)]
[RETRO: RADIOHEAD - OK COMPUTER (3/3)]
[Making OK Computer: Quotes By Band Members On The Process]
[radiohead.com] [radiohead.com/deadairspace]

Es ist toll, dass Primal Scream endlich wieder zu den abgedriftetet Sounds von "Screamadalica" zurückgefunden haben, Oasis unbeirrt den dritten Teil ihrer Pub-Rock-Trilogie auf die Menge loslassen und The Prodigy nach einigen Schwierigkeiten doch noch das Album zu "Firestarter" fertig gebracht haben. Das alles kann unbestritten zu den Höhepunkten im Musikjahr 1997 gezählt werden, doch der einzig wahre Knaller dieses Jahres stammt von einer Band aus Oxford, die man noch vor wenigen Jahren als One-Hit-Wonder abstempeln wollte. Die Rede ist von Radiohead, die nach Monaten der Spekulationen am 16.Juni 2007 ein Album veröffentlichten, das noch folgeschwere Wirkung auf die Musiklandschaft des ausklingenden Jahrtausends haben wird. Dass "Creep" keine Eintagsfliege und "Pablo Honey" nur ein anfänglicher Ausrutscher waren, bewiesen sie bereits mit "The Bends". Doch aus heutiger Sicht gesehen war dieses großartige Album nicht mehr als die Vorstufe zu dem, was sie zwei Jahre später vollbringen sollten. "OK Computer" bietet all das, was uns in den letzten Jahren schmerzlich abging, nämlich die bizarre Mischung aus der Ernsthaftigkeit von R.E.M. und der Dramaturgie von The Smiths, welche angereichert mit fast schon schockierend unerwarteten Soundexperimenten zeitgenössische Musik zum Erlebnis werden lässt.

Es grenzt an Überheblichkeit, wenn Thom York gleich zu Beginn von "OK Computer" in "Airbag" die Textzeile "I'm back to save the universe" von sich gibt. Doch irgendwie ist man ohne Misstrauen bereit ihm dieses Weisheit abzukaufen. Und das zu Beginn eines Trips, der insgesamt 12 Songs und mehr als 53 Minuten andauern soll.
"OK Computer" bietet ein Ausmaß an musikalischem Abwechslungsreichtum, wie man ihn in dieser Form nur alle zehn Jahre einmal zu Ohren bekommt. Ein einziger Song von "OK Computer" beinhaltet mehr geniale Ideen, als viele andere Bands sie in ihrer ganzen Karriere - schweige denn auf einem Album - im Stande sind zusammenzubringen. Der Grund dafür mag sein, dass jeder der fünf Bandmitglieder aufgrund seiner musikalischen Neigungen unterschiedliche Inputs in die Musik von Radiohead einbringen kann. Zusätzlich wird man mit komplexen und emotionellen Texten konfrontiert, wie sie wohl nur ein Poet vom Schlag eines Thom Yorke so wunderschön auf den Punkt bringen kann. Man wird als Zuhörer Bestandteil eines Ausflugs in eine Hyper-Welt, wo sich ein Haufen Außerirdische, kakophonische Hühner, dumme Pop-Häschen und falsche Politiker ein Stelldichein geben. Das Ergebnis ist eine Symbiose aus Tot, Tilgung und philosophischer Freiheit, die den melancholischen Tiefgang von "OK Computer" perfekt in Worte fasst. Wen verwundert es da noch, dass dieses Album wohl nie den Weg auf den Plattenteller irgendeines hippen DJ's finden wird. Zu groß wäre da wohl die Gefahr, dass sich diverse soziale Zusammenkünfte in Luft auflösen würden. Wie gut, dass "OK Computer" kein Album ist, dass man sich im Hintergrund oder gar im Beisein eines Zweiten anhören kann. Vielmehr sollte man sich dieses epische Wunderwerk mindestens einmal in seinem Leben zu Gemüte führen, wenn nach einer schlaflosen Nacht um fünf Uhr früh in der Morgendämmerung die Vögel zu zwitschern beginnen. Da merkt man erst wie schön es eigentlich sein kann, wenn man sich zu diesen Klängen seiner Einsamkeit hingeben kann.
[RETRO: RADIOHEAD - OK COMPUTER (2/3)]
[RETRO: RADIOHEAD - OK COMPUTER (3/3)]
[Making OK Computer: Quotes By Band Members On The Process]
[radiohead.com] [radiohead.com/deadairspace]
wasix - 16. Jun, 20:29 - [2007 Xtras]