Der Name ist Programm. Das Cinematic Orchestra hätte sich nicht treffender benennen können. "Ma Fleur" bietet ganz große Filmmusik. Wenn auch für einen Film, der gar nicht existiert.
Nu Jazz? Electro Jazz? Future Jazz? Alles eine Frage der Definition. Die Wahrheit kann man in allen drei Stilrichtungen finden, mit Sicherheit jedoch irgendwo dazwischen. Jason Swinscoe hat sich während seinem mehr als achtjährigen - auf dem Londoner Ninja Tune-Label veröffentlicheten - Schaffen mit dem Cinematic Orchestra nie wirklich festlegen lassen. Das machten andere. Wozu hat man Musikjournalisten? Wozu sehen sich diese in regelmäßigen Abständen dazu veranlasst, neue Schubladen zu öffnen? Eingangs erwähnte Fusion aus Jazz-Improvisationen und elektronischer Musik war zum Jahrtausendwechsel solch ein unbedingt schubladisiert gehörtes Genre. Welches in einer gewissen Sparte Musikinteressierter auch dementsprechend gehypt wurde. Mit der Einschränkung, dass Gehörtes zu weit weg von den Gewohnheiten der Indie-Community war, als dass es flächendeckender wahrgenommen werden konnte. Und so haftete an dieser zeitgenössischeren Form des Jazz jeher der Hauch von Pseudo-Coolness. Lehnstuhl-Mucke. Allzu soft, dabei aber anspruchsvoll genug um sie auch in aller Öffentlichkeit mögen zu dürfen.
"Ma Fleur" ist das dritte Studioalbum vom Cinematic Orchestra, wenn auch bereits deren vierter Longplayer. Zwischen "Motion" (1999) und "Every Day" (2002) bekam Swinscoe nämlich das Angebot für ein Festival in Porto - Europas Kulturhauptstadt 2000 - die Filmmusik zum russischen Stummfilmklassiker "Man With A Movie Camera" neu zu überarbeiten. Und gleich auch live während der Filmvorführung zum Besten zu geben. Mit großangelegter Bandbesetzung. Wobei sich der Meister selbst um Turntables und Samples kümmerte. Bei all dem Aufwand bot sich an mit dem Projekt auch gleich auf Tour zu gehen. Was dem Cinematic Orchestra neue Hörerschaften abseits des trendigen Jazz-Formats einbrachte. Und das dazugehörige, im Mai 2003 veröffentlichte Album zu einem kommerziellen Erfolg machte. Warum Swinscoe gerade danach für vier Jahre von der Bildfläche verschwand? Weil er erste Demos einem Freund schickte, der dazu für jeden Song ein kurzes Drehbuch verfasste. Und erst danach wieder an der Musik weitergearbeitet werden konnte. Deshalb die längerfristige Abstinenz.
Herausgekommen ist ein Soundtrack ohne Film. Ein meisterliches Unterfangen, wenn auch keinesfalls Swinscoes Meisterwerk. Dafür hebt sich "Ma Fleur" von seinen Vorgängern zu wenig ab, ist ihnen zu ähnlich. Womit sich eine andere aufgeworfene Frage beantwortet. Das Cinematic Orchestra ist sich selbst treu geblieben, steht auch auf dem neuen Album für all das, wofür man sie lieben gelernt hat. Downtempo Jazz mit der einen oder anderen hinzugemischten Elektonikspielerei. Hier gibt es keine abrubten Breaks. Das Prozedere mit stets stimmigen Grooves wird durchgezogen. Allerdings so, dass nie Langweile aufkommt. Wofür allein schon die ungemein hohe Qualität dieses Albums sorgt. Mitunter auf jene drei Gaststimmen zurückzuführen, mit denen Swinscoe den Großteil seiner entspannt melancholischen Stilfusionen zusätzlich veredelte: Soul-Veteranin Fontella Bass, Ex-Lamb-Sängerin Lou Rhodes und der kanadische Singer-Songwriter Patrick Watson. Allesamt Stimmen zum Niederknien. Nachzuhören auf einem Album, das "in the right mood" für ebensolches bestimmt ist. Ganz große(s) Kino(musik). [Stream]
Cinematic Orchestra
Ma Fleur
07.05.2007
[cinematicorchestra.com]
[myspace.com/thecinematicorchestras]
[Cinematic Orchestra @ WUK, Wien - 03.10.2007]
Nu Jazz? Electro Jazz? Future Jazz? Alles eine Frage der Definition. Die Wahrheit kann man in allen drei Stilrichtungen finden, mit Sicherheit jedoch irgendwo dazwischen. Jason Swinscoe hat sich während seinem mehr als achtjährigen - auf dem Londoner Ninja Tune-Label veröffentlicheten - Schaffen mit dem Cinematic Orchestra nie wirklich festlegen lassen. Das machten andere. Wozu hat man Musikjournalisten? Wozu sehen sich diese in regelmäßigen Abständen dazu veranlasst, neue Schubladen zu öffnen? Eingangs erwähnte Fusion aus Jazz-Improvisationen und elektronischer Musik war zum Jahrtausendwechsel solch ein unbedingt schubladisiert gehörtes Genre. Welches in einer gewissen Sparte Musikinteressierter auch dementsprechend gehypt wurde. Mit der Einschränkung, dass Gehörtes zu weit weg von den Gewohnheiten der Indie-Community war, als dass es flächendeckender wahrgenommen werden konnte. Und so haftete an dieser zeitgenössischeren Form des Jazz jeher der Hauch von Pseudo-Coolness. Lehnstuhl-Mucke. Allzu soft, dabei aber anspruchsvoll genug um sie auch in aller Öffentlichkeit mögen zu dürfen.
"Ma Fleur" ist das dritte Studioalbum vom Cinematic Orchestra, wenn auch bereits deren vierter Longplayer. Zwischen "Motion" (1999) und "Every Day" (2002) bekam Swinscoe nämlich das Angebot für ein Festival in Porto - Europas Kulturhauptstadt 2000 - die Filmmusik zum russischen Stummfilmklassiker "Man With A Movie Camera" neu zu überarbeiten. Und gleich auch live während der Filmvorführung zum Besten zu geben. Mit großangelegter Bandbesetzung. Wobei sich der Meister selbst um Turntables und Samples kümmerte. Bei all dem Aufwand bot sich an mit dem Projekt auch gleich auf Tour zu gehen. Was dem Cinematic Orchestra neue Hörerschaften abseits des trendigen Jazz-Formats einbrachte. Und das dazugehörige, im Mai 2003 veröffentlichte Album zu einem kommerziellen Erfolg machte. Warum Swinscoe gerade danach für vier Jahre von der Bildfläche verschwand? Weil er erste Demos einem Freund schickte, der dazu für jeden Song ein kurzes Drehbuch verfasste. Und erst danach wieder an der Musik weitergearbeitet werden konnte. Deshalb die längerfristige Abstinenz.
Herausgekommen ist ein Soundtrack ohne Film. Ein meisterliches Unterfangen, wenn auch keinesfalls Swinscoes Meisterwerk. Dafür hebt sich "Ma Fleur" von seinen Vorgängern zu wenig ab, ist ihnen zu ähnlich. Womit sich eine andere aufgeworfene Frage beantwortet. Das Cinematic Orchestra ist sich selbst treu geblieben, steht auch auf dem neuen Album für all das, wofür man sie lieben gelernt hat. Downtempo Jazz mit der einen oder anderen hinzugemischten Elektonikspielerei. Hier gibt es keine abrubten Breaks. Das Prozedere mit stets stimmigen Grooves wird durchgezogen. Allerdings so, dass nie Langweile aufkommt. Wofür allein schon die ungemein hohe Qualität dieses Albums sorgt. Mitunter auf jene drei Gaststimmen zurückzuführen, mit denen Swinscoe den Großteil seiner entspannt melancholischen Stilfusionen zusätzlich veredelte: Soul-Veteranin Fontella Bass, Ex-Lamb-Sängerin Lou Rhodes und der kanadische Singer-Songwriter Patrick Watson. Allesamt Stimmen zum Niederknien. Nachzuhören auf einem Album, das "in the right mood" für ebensolches bestimmt ist. Ganz große(s) Kino(musik). [Stream]
Cinematic Orchestra
Ma Fleur
07.05.2007
[cinematicorchestra.com]
[myspace.com/thecinematicorchestras]
[Cinematic Orchestra @ WUK, Wien - 03.10.2007]
wasix - 1. Jun, 11:53 - [2007 Platten]