2006 noch beim Donaufestival. 2007 bereits als heißester Scheiß gehandelt. Und tatsächlich: Die Battles haben mit "Mirrored" ein Album gemacht, das anders ist. Es darf gehypt werden.
Sucht man im englischsprachigen Wikipedia nach "Battles", so erhält man einen Text, in dem gleich im ersten Satz der Begriff "Math Rock" fällt. Welcher sich wie folgt definiert: "Math rock is a style of rock music that emerged in the late 1980s. It is characterised by complex, atypical rhythmic structures, stop/start dynamics and angular, dissonant riffs." Was zu bedeuten hat, dass jene eingangs angeführte, mit eben beschriebenem Genre in Verbindung gebrachte Band aus New York ziemlich abgefahrenes Zeugs von sich gibt. Soetwas wie zeitgenössischen Prog-Rock. Eine psychiatrisch hochwertige und dem Jazz naheliegende Jam-Session, bestehend aus wahnwitzigen Riffs und einem stets von außerordentlicher rhythmischer Präzision gekennzeichneten Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass, welches sich jedoch niemals um Grooves der eingängigeren Sorte verlegen zeigt. Nicht zu vergessen die unzähligen kleinen elektronischen Soundspielereien. Was zum Stichwort "Warp" führt. Weil solche Musik einfach auf Warp Records erscheinen muss.
Die Battles spielten letztes Jahr beim Donaufestival. Knapp nach dem Release des Quasi-Doppel-Albums "EP C/B EP", einer Sammlung zweier nur noch schwer erhältlicher EP's aus dem Jahr 2004. Gekannt haben sie damals wohl nur die Wenigsten. Und das, obwohl ihr Line-Up aus durchaus namhaften Musikern besteht: Ex-Helmet-Drummer John Stanier, Ex-Don Caballero-Gitarrist Ian Williams, Ex-Lynx-Bassist Dave Konopka und Multiinstrumentalist Tyondai Braxton, Sohn des Avantgarde-Jazzers Anthony Braxton. Ein bemerkenswerter Vierer, dessen Konzerte inzwischen für wahre Begeisterungsstürme in der Kritikerlandschaft sorgen. Sieht man sich die Videomitschnitte an, die zur Zeit von diversen Live-Auftritten durchs Netz geistern, dann ist das mehr als nur nachvollziehbar. Umso ärgerlicher, wenn man sich vergangenes Jahr die Reise nach Krems bzw. Korneuburg ausschließlich wegen Trail Of Dead angetan hat. Erst recht, weil die Battles bei ihrer aktuellen Europa-Tournee hinsichtlich näherer Umgebung nur den deutschen Raum bespielen. Dabei hätte ich doch gerade dieser Tage mal wieder Lust auf etwas richtig Anstrengendes gehabt.
Als ich "Atlas" - die Vorabsingle zum ersten vollwertigen Battles-Album - erstmals hörte, war ich doch einigermaßen verwundert. "Singt da einer? Oder was ist das? Papa Schlumpf auf Drogen?" Es stimmt, man bekommt auf "Mirrored" - im Gegensatz zum bisherigen Output - doch tatsächlich Gesang geboten. Wenigstens etwas Vergleichbares. Was noch am ehesten verfremdeter Vokalakrobatik zuordenbar ist, jedoch nie versucht zu dominieren oder den komplex groovenden Sound in die zweite Reihe zu drängen, sondern sich bewusst als Teil des Gesamten unterordnet. Ein gewagtes Unterfangen, das noch dazu funktioniert. Auch auf Albumlänge und die Gefahr hin, dass man zumeist doch der instrumentalen Maxime erhalten bleibt. Es wäre auch allzu vermessen anzunehmen, dass es einem die Battles nun auf einmal leicht machen würden. Keine Frage, von "Mirrored" werden sich ganz viele Indie-Jünger kopfschüttelnd abwenden. Dem geneigten Zuhörer mit Hang zum Experimentellen könnte dieses Album jedoch durchaus etwas nachhaltiger verzücken.
Battles
Mirrored
14.05.2007
[bttls.com]
[myspace.com/battlestheband]
Battles @ YouTube:
[A Short Introduction To The Band]
[Live @ Empty Bottle, Chicago - 30.03.2007]
Sucht man im englischsprachigen Wikipedia nach "Battles", so erhält man einen Text, in dem gleich im ersten Satz der Begriff "Math Rock" fällt. Welcher sich wie folgt definiert: "Math rock is a style of rock music that emerged in the late 1980s. It is characterised by complex, atypical rhythmic structures, stop/start dynamics and angular, dissonant riffs." Was zu bedeuten hat, dass jene eingangs angeführte, mit eben beschriebenem Genre in Verbindung gebrachte Band aus New York ziemlich abgefahrenes Zeugs von sich gibt. Soetwas wie zeitgenössischen Prog-Rock. Eine psychiatrisch hochwertige und dem Jazz naheliegende Jam-Session, bestehend aus wahnwitzigen Riffs und einem stets von außerordentlicher rhythmischer Präzision gekennzeichneten Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass, welches sich jedoch niemals um Grooves der eingängigeren Sorte verlegen zeigt. Nicht zu vergessen die unzähligen kleinen elektronischen Soundspielereien. Was zum Stichwort "Warp" führt. Weil solche Musik einfach auf Warp Records erscheinen muss.
Die Battles spielten letztes Jahr beim Donaufestival. Knapp nach dem Release des Quasi-Doppel-Albums "EP C/B EP", einer Sammlung zweier nur noch schwer erhältlicher EP's aus dem Jahr 2004. Gekannt haben sie damals wohl nur die Wenigsten. Und das, obwohl ihr Line-Up aus durchaus namhaften Musikern besteht: Ex-Helmet-Drummer John Stanier, Ex-Don Caballero-Gitarrist Ian Williams, Ex-Lynx-Bassist Dave Konopka und Multiinstrumentalist Tyondai Braxton, Sohn des Avantgarde-Jazzers Anthony Braxton. Ein bemerkenswerter Vierer, dessen Konzerte inzwischen für wahre Begeisterungsstürme in der Kritikerlandschaft sorgen. Sieht man sich die Videomitschnitte an, die zur Zeit von diversen Live-Auftritten durchs Netz geistern, dann ist das mehr als nur nachvollziehbar. Umso ärgerlicher, wenn man sich vergangenes Jahr die Reise nach Krems bzw. Korneuburg ausschließlich wegen Trail Of Dead angetan hat. Erst recht, weil die Battles bei ihrer aktuellen Europa-Tournee hinsichtlich näherer Umgebung nur den deutschen Raum bespielen. Dabei hätte ich doch gerade dieser Tage mal wieder Lust auf etwas richtig Anstrengendes gehabt.
Als ich "Atlas" - die Vorabsingle zum ersten vollwertigen Battles-Album - erstmals hörte, war ich doch einigermaßen verwundert. "Singt da einer? Oder was ist das? Papa Schlumpf auf Drogen?" Es stimmt, man bekommt auf "Mirrored" - im Gegensatz zum bisherigen Output - doch tatsächlich Gesang geboten. Wenigstens etwas Vergleichbares. Was noch am ehesten verfremdeter Vokalakrobatik zuordenbar ist, jedoch nie versucht zu dominieren oder den komplex groovenden Sound in die zweite Reihe zu drängen, sondern sich bewusst als Teil des Gesamten unterordnet. Ein gewagtes Unterfangen, das noch dazu funktioniert. Auch auf Albumlänge und die Gefahr hin, dass man zumeist doch der instrumentalen Maxime erhalten bleibt. Es wäre auch allzu vermessen anzunehmen, dass es einem die Battles nun auf einmal leicht machen würden. Keine Frage, von "Mirrored" werden sich ganz viele Indie-Jünger kopfschüttelnd abwenden. Dem geneigten Zuhörer mit Hang zum Experimentellen könnte dieses Album jedoch durchaus etwas nachhaltiger verzücken.
Battles
Mirrored
14.05.2007
[bttls.com]
[myspace.com/battlestheband]
Battles @ YouTube:
[A Short Introduction To The Band]
[Live @ Empty Bottle, Chicago - 30.03.2007]
wasix - 11. Mai, 20:31 - [2007 Platten]