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Travis haben ein neues Album. Ihr fünftes. "The Boy With No Name" ist nicht ihr bestes, aber auch nicht ihr schlechtestes. Eben Travis, wenn Mister Godrich seine Finger mit im Spiel hat.

Travis: Andy Dunlop - Neil Primrose - "Chippy" - Fran Healy - Dougie Payne.

Meine allerliebsten Schotten-Popper sind zurück. Dreieinhalb lange Jahre nach dem letzten regulären Studioalbum. Was habe ich sie zu Zeiten von "The Man Who" und "The Invisible Band" aber auch lieben gelernt. Vor allem wegen ihrer bittersüßen Sing-A-Longs, die stets mehr fürs Herz als für den Verstand gedacht waren. Den Vierer aus Glasgow umgab immer schon dieser Hauch von Kitsch. Nicht weiter schlimm, wenn man gleichzeitig die sympathischte Band auf diesem Planeten ist. Bei welcher man dann auch gerne darüber hinweg sieht, dass das allzu schwermütige "12 Memories" im Vergleich zu den beiden Vorgängern doch abfiel, bestenfalls guter Durchschnitt war. Egal. Travis verzeiht man soetwas. Weil sie doch notfalls immer noch diese wunderbaren Videoclips drehen. So auch im Falle von "Closer", der Vorabsingle zu Album Nummer 5. Unübersehbar: Fran Healy ist im Laufe der Zeit ergraut und sein Haaransatz ist auch nach oben verrutscht. Aber was soll's? Solange das Lausbubenlächeln noch funktioniert. Und solange Ben Stiller mitspielt... [>]

Travis sind eine Pop-Band. Und als solche haben sie mit "The Boy With No Name" eine astreine Pop-Platte gemacht. Eine jener Sorte, die mit Sicherheit keinen Innovationspreis gewinnen wird. Vielmehr jenes unaufdringliche, dafür umso warmherzigere Liedgut bietet, das man sich bei Travis erwartet. Eingängigste Drei-Minüter, die nach Konsumieren eigentlich schon wieder vergessen scheinen. Wenn man diese Ohrwurmmelodien - und davon haben Travis viele - nicht ständig vor sich hersummen würde. Ob nun beabsichtigt oder auch nicht. Leute, denen zweiteres widerfährt, neigen dazu Travis immer noch vorzuhalten, den Weg für Bands wie Coldplay und Keane geebnet zu haben, gar Schuld an deren Erfolg zu sein. Wobei das mit der Schuld so eine Sache ist. Für die Einen mag es seichte Pop-Musik sein. Für die Anderen genau das, was das Zwischendurch angenehmer, vielleicht sogar erträglicher macht. Und da ist es ziemlich egal, ob nun seicht oder nicht.

Manche nennen es eine Masche, andere Charme. Jedenfalls wirken Travis immer noch wie die netten Jungs von nebenan. Die halt rein zufällig auch musizieren. Und sich dabei ein ums andere Mal in Banalitäten verzetteln. Vielleicht bewusst. Vielleicht auch nicht. Fakt ist: Sie kommen damit durch. Zumeist. Im Falle von "The Boy With No Name" ist es jedenfalls so. Auch deshalb, weil wieder Nigel Godrich - nicht wie zuerst geplant Brian Eno - hinter den Reglern saß. Und der versteht es wie kein Anderer, Gewöhnliches so auszuschmücken, dass etwas Besonderes entsteht. Ohne dabei an jenen intimen Momenten zu kratzen, die Travis-Songs unwiderstehlich machen. So unwiderstehlich, dass ich mir diese Band nicht ausreden lasse. Vielleicht irgendwann mal, aber dann auch nur von dieser einen Person, die genau das aber wiederum nie tun wird. Nein, sie kennt diese Platte noch nicht. Was sich in Bälde ändert. Und dann wird sie "The Boy With No Name" lieben. Recht so.

Travis: The Boy With No NameTravis
The Boy With No Name
07.05.2007


[travisonline.com]
[myspace.com/travis]

divis (Gast) - 23. Apr, 09:00:
Warnung: Klugscheißender Kommentar

The Invisible *Band*.


On Topic: "The Man Who" bleibt für mich weiter unerreicht im Travis-Kanon. Aber man muss sie einfach gernhaben. 
wasix - 23. Apr, 12:38:
vollkommen richtig... danke.

das mit "the man who" stimmt. sehe ich auch so. wird wohl für alle ewigkeit ihr bestes album bleiben. immer wieder schön anzuhören...