Es darf wieder Hip Hop sein. Der alten Zeiten wegen. Noch mehr, weil es sich bei El-P's "I'll Sleep When You're Dead" - möglicherweise - um die beste Genre-Platte seit "The Cold Vein" handelt.

"Hip Hop is dead." Man kann von Nas' Single und Album gleichen Titels halten was man will, weit von der Wahrheit entfernt ist er mit dieser Aussage nicht. Das Genre stagniert. Bestenfalls. Was gab es in den Neunzigern doch für unglaublich innovative Hip Hop-Platten. Ich habe mal eben in meinem Plattenregal gekramt: Die dritte Public Enemy ("Fear Of A Black Planet", 1990). Die zweite Wu-Tang Clan ("Wu-Tang Forever", 1997). Die erste Mos Def ("Black On Both Sides", 1999). Um nur einige von ganz vielen außergewöhnlichen Platten besserer Tage zu nennen. Allesamt Werke, die zu ihrer Zeit unhaltbar vom vermeintlichen Underground Richtung Mainstream trampelten, aber doch immer noch dermaßen fremdartig und faszinierend waren, dass man sich selbst als Indie/Alternative-Jünger dafür begeistern konnte. Und heute? Ganz selten - wenn überhaupt - probehöre ich genrekompatibles Liedgut. Mehr nicht. Denn Hip Hop hat für mich seinen Reiz verloren. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen.
Eine solche Ausnahme ist Jaime Meline aka El-Producto. Besser bekannt unter dem Kürzel El-P. Seines Zeichens Gründer und Inhaber des Labels Definitive Jux, anerkannte Adresse für grob-kantigen Underground-Hip Hop. El-P hat vor fünf Jahren eine beachtliche erste Solo-Platte veröffentlicht. Eine nahezu avantgardistische Mixtur aus industriellen Beats und aggressivem Sprechgesang. Vollkommen zu Recht in höchsten Tönen gelobt. Noch besser jedoch die Produzentenarbeit des New Yorkers. Vor allem für dieses eine Opus, soetwas wie die letzte "ultimative" Hip Hop-Platte: "The Cold Vein" von Cannibal Ox. Ein schlichtweg genialer Bastard "that sounds like a full goth orchestra perched in a dank basement, with thick synth strings, simulated outer-space found-sounds and choppy, pounding drums". Ein Meilenstein alternativen Hip Hops. Erschienen im Mai 2001. Und bis heute die einzige Studio-LP des MC-Duos aus Harlem, NYC. Was sich wohl auch nicht mehr ändern wird. [>]
Ich hatte El-P fast schon vergessen. Sind seine Zwischendurch-VÖ's in den letzten Jahren doch spurlos an mir vorbeigezogen. Umso größer die Überraschung, als "I'll Sleep When You're Dead" dann vorlag. Ohne große Vorwarnung. Als einzig mögliche Rettung aus der Tristesse. Nichtsdestotrotz weit davon entfernt, für wirkliche Besserung sorgen zu können. Zumindestens war das anfangs so, beim ersten Hören des Albums. Die Einsicht folgte erst nach drei, vier Durchgängen, als mir klar wurde, dass es kein Entkommen gab. Endlich war ich wieder reingekippt, in solch ein richtig schön auf dicke Hose machendes Hip Hop-Album. Das allerdings nicht festgefahren oder altbacken wirkt, sich vielmehr weit in Richtung Prog und Funk vorwagt. Natürlich ist auch das nicht neu. Egal. Mystisch und verrückt, dabei stets angenehm kühl-distanziert ist es allemal. Was rein gar nichts mit der Ein-Song-Kollaboration mit Trent Reznor zu tun hat. Um mich nicht automatisch in diese Ecke zu stellen, in die ich natürlich hingehöre: "Flyentology" zählt zu den schwächeren Stücken auf einem in Sachen Paranoia äußerst hochwertigen Album.
El-P
I'll Sleep When You're Dead
19.03.2007
[definitivejux.net/jukies/el-p]
[myspace.com/elproducto]

"Hip Hop is dead." Man kann von Nas' Single und Album gleichen Titels halten was man will, weit von der Wahrheit entfernt ist er mit dieser Aussage nicht. Das Genre stagniert. Bestenfalls. Was gab es in den Neunzigern doch für unglaublich innovative Hip Hop-Platten. Ich habe mal eben in meinem Plattenregal gekramt: Die dritte Public Enemy ("Fear Of A Black Planet", 1990). Die zweite Wu-Tang Clan ("Wu-Tang Forever", 1997). Die erste Mos Def ("Black On Both Sides", 1999). Um nur einige von ganz vielen außergewöhnlichen Platten besserer Tage zu nennen. Allesamt Werke, die zu ihrer Zeit unhaltbar vom vermeintlichen Underground Richtung Mainstream trampelten, aber doch immer noch dermaßen fremdartig und faszinierend waren, dass man sich selbst als Indie/Alternative-Jünger dafür begeistern konnte. Und heute? Ganz selten - wenn überhaupt - probehöre ich genrekompatibles Liedgut. Mehr nicht. Denn Hip Hop hat für mich seinen Reiz verloren. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen.
Eine solche Ausnahme ist Jaime Meline aka El-Producto. Besser bekannt unter dem Kürzel El-P. Seines Zeichens Gründer und Inhaber des Labels Definitive Jux, anerkannte Adresse für grob-kantigen Underground-Hip Hop. El-P hat vor fünf Jahren eine beachtliche erste Solo-Platte veröffentlicht. Eine nahezu avantgardistische Mixtur aus industriellen Beats und aggressivem Sprechgesang. Vollkommen zu Recht in höchsten Tönen gelobt. Noch besser jedoch die Produzentenarbeit des New Yorkers. Vor allem für dieses eine Opus, soetwas wie die letzte "ultimative" Hip Hop-Platte: "The Cold Vein" von Cannibal Ox. Ein schlichtweg genialer Bastard "that sounds like a full goth orchestra perched in a dank basement, with thick synth strings, simulated outer-space found-sounds and choppy, pounding drums". Ein Meilenstein alternativen Hip Hops. Erschienen im Mai 2001. Und bis heute die einzige Studio-LP des MC-Duos aus Harlem, NYC. Was sich wohl auch nicht mehr ändern wird. [>]
Ich hatte El-P fast schon vergessen. Sind seine Zwischendurch-VÖ's in den letzten Jahren doch spurlos an mir vorbeigezogen. Umso größer die Überraschung, als "I'll Sleep When You're Dead" dann vorlag. Ohne große Vorwarnung. Als einzig mögliche Rettung aus der Tristesse. Nichtsdestotrotz weit davon entfernt, für wirkliche Besserung sorgen zu können. Zumindestens war das anfangs so, beim ersten Hören des Albums. Die Einsicht folgte erst nach drei, vier Durchgängen, als mir klar wurde, dass es kein Entkommen gab. Endlich war ich wieder reingekippt, in solch ein richtig schön auf dicke Hose machendes Hip Hop-Album. Das allerdings nicht festgefahren oder altbacken wirkt, sich vielmehr weit in Richtung Prog und Funk vorwagt. Natürlich ist auch das nicht neu. Egal. Mystisch und verrückt, dabei stets angenehm kühl-distanziert ist es allemal. Was rein gar nichts mit der Ein-Song-Kollaboration mit Trent Reznor zu tun hat. Um mich nicht automatisch in diese Ecke zu stellen, in die ich natürlich hingehöre: "Flyentology" zählt zu den schwächeren Stücken auf einem in Sachen Paranoia äußerst hochwertigen Album.

I'll Sleep When You're Dead
19.03.2007
[definitivejux.net/jukies/el-p]
[myspace.com/elproducto]
wasix - 7. Apr, 21:40 - [2007 Platten]