Um es auf den Punkt zu bringen: Das zweite LCD Soundsystem-Album ist der pure Wahnsinn. Ein hoffnungsloser Fall, wer bei "Sound Of Silver" nicht ausflippt. Oder wenigstens mitzuckt.
Ein umtriebiges Kerlchen, dieser James Murphy. Nicht bloß, dass er uns als DJ, Remixer, Produzent, Labelbetreiber und eine Hälfte von DFA in unregelmäßigen Abständen so manches Häppchen zum Fraß vorwirft. Der gute Mann ist bekanntlich auch noch der Kopf hinter dem LCD Soundsystem, dessen selbstbetiteltes Debutalbum vor gut zwei Jahren für einiges Aufsehen sorgte. Zugegeben: An dieser Stelle hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Keine überschäumenden Lobeshymnen. Eher verhaltene Zustimmung. Weil mich der Electroclash/Funkpunk anfangs verwirrt zurück ließ. Erst mit Fortdauer offenbarte sich mir der Reiz dieser "Ansammlung von kruden Elektro-Stompern ohne den Anspruch auf viel Anspruch". Wobei sich der negative Beigeschmack mehr und mehr in Luft auflösen sollte. Auch deshalb, weil Murphy seitdem immer wieder mal Nachschlag unters Volk brachte. Sei es das Download-Only-Remix-Album "Introns". Sei es der 45-minütige Nike-Song. Rechnet man die Bonus-CD mit den alten Singles dazu, kommt man inzwischen auf eine hübsche Vier-CD-Box. Herr Murphy weiß, wie man mich Sammelsüchtigen ködert.
Mit "Sound Of Silver" liegt inzwischen der zweite reguläre Longplayer vor. Für gewiefte Internetjünger ein alter Hut, weil doch bereits im Dezember letzten Jahres geleakt. Auch ich gestehe, das gute Stück nun schon seit längerem immer wieder gehört zu haben. Und in unregelmäßigen Abständen dann auch jedes Mal aufs Neue begeistert gewesen zu sein. Weil Murphy mit "Sound Of Silver" etwas zuwege gebracht hat, dass man von einer LCD Soundsytem-Platte so vielleicht nicht erwartet hat. Nämlich ein Album mit Substanz. Homogen und ohne Ausfall. Folgedessen auch schier unmöglich totzuhören. Ganz im Gegensatz zum Vorgänger. Obwohl Gemeinsamkeiten offensichtlich sind. So ist "Sound Of Silver" ebenso keine Platte, die für das gemütliche Nebenbeihören gedacht ist, mit der irgendein Dancefloor dieser Welt unentflammt bleibt. Ruhig sitzen ist bei diesem treibend-hypnotischen Sound nicht drinnen. Vielleicht eine Ausnahme. Aber dazu später.
"Sound Of Silver" ist trotzdem merklich anders. Nicht, dass sich Murphy soviel und soweit weiterentwickelt hätte. Seine Präferenzen haben sich nur ein Stück verschoben. Noch mehr in Richtung Elektro-Pop-Sound der Achtziger. Wobei Murphy jedoch mit dermaßen vielen Zitaten jongliert, dass man sich beim Versuch des näheren Durchleuchten eigentlich nur als Oberschlauer oder Dilettant outen kann. Nun gut, ein kurzes Anreißen der Thematik wage ich: "Someone Great"? Human League. Aber auch soetwas von. "All My Friends"? Joy Division. Oder die frühen New Order. Ansonsten? Kraftwerk. Jede Menge Kraftwerk. Obwohl die schon wieder mehr Siebziger als Achtziger sind. Egal. Weil sich die Vergleiche ohnehin im Sand verlaufen. Weil der immense Spaßfaktor dieses Albums jegliches Klugscheißen ohnehin ad absurdum führt. Weil Murphy mit dem neunten und letzten Song auf "Sound Of Silver" ohnehin alles auf den Kopf stellt. Noch dazu in bester Burt Bacharach-Manier. "New York, I love you. But you're bringing me down." Fehltritt? Selbstüberschätzung? Schwachsinn? Keine Spur. Vielmehr der ganz große Abschluss einer ebensolchen Platte.
LCD Soundsystem
Sound Of Silver
19.03.2007
[lcdsoundsystem.com]
[myspace.com/lcdsoundsystem]
Ein umtriebiges Kerlchen, dieser James Murphy. Nicht bloß, dass er uns als DJ, Remixer, Produzent, Labelbetreiber und eine Hälfte von DFA in unregelmäßigen Abständen so manches Häppchen zum Fraß vorwirft. Der gute Mann ist bekanntlich auch noch der Kopf hinter dem LCD Soundsystem, dessen selbstbetiteltes Debutalbum vor gut zwei Jahren für einiges Aufsehen sorgte. Zugegeben: An dieser Stelle hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Keine überschäumenden Lobeshymnen. Eher verhaltene Zustimmung. Weil mich der Electroclash/Funkpunk anfangs verwirrt zurück ließ. Erst mit Fortdauer offenbarte sich mir der Reiz dieser "Ansammlung von kruden Elektro-Stompern ohne den Anspruch auf viel Anspruch". Wobei sich der negative Beigeschmack mehr und mehr in Luft auflösen sollte. Auch deshalb, weil Murphy seitdem immer wieder mal Nachschlag unters Volk brachte. Sei es das Download-Only-Remix-Album "Introns". Sei es der 45-minütige Nike-Song. Rechnet man die Bonus-CD mit den alten Singles dazu, kommt man inzwischen auf eine hübsche Vier-CD-Box. Herr Murphy weiß, wie man mich Sammelsüchtigen ködert.
Mit "Sound Of Silver" liegt inzwischen der zweite reguläre Longplayer vor. Für gewiefte Internetjünger ein alter Hut, weil doch bereits im Dezember letzten Jahres geleakt. Auch ich gestehe, das gute Stück nun schon seit längerem immer wieder gehört zu haben. Und in unregelmäßigen Abständen dann auch jedes Mal aufs Neue begeistert gewesen zu sein. Weil Murphy mit "Sound Of Silver" etwas zuwege gebracht hat, dass man von einer LCD Soundsytem-Platte so vielleicht nicht erwartet hat. Nämlich ein Album mit Substanz. Homogen und ohne Ausfall. Folgedessen auch schier unmöglich totzuhören. Ganz im Gegensatz zum Vorgänger. Obwohl Gemeinsamkeiten offensichtlich sind. So ist "Sound Of Silver" ebenso keine Platte, die für das gemütliche Nebenbeihören gedacht ist, mit der irgendein Dancefloor dieser Welt unentflammt bleibt. Ruhig sitzen ist bei diesem treibend-hypnotischen Sound nicht drinnen. Vielleicht eine Ausnahme. Aber dazu später.
"Sound Of Silver" ist trotzdem merklich anders. Nicht, dass sich Murphy soviel und soweit weiterentwickelt hätte. Seine Präferenzen haben sich nur ein Stück verschoben. Noch mehr in Richtung Elektro-Pop-Sound der Achtziger. Wobei Murphy jedoch mit dermaßen vielen Zitaten jongliert, dass man sich beim Versuch des näheren Durchleuchten eigentlich nur als Oberschlauer oder Dilettant outen kann. Nun gut, ein kurzes Anreißen der Thematik wage ich: "Someone Great"? Human League. Aber auch soetwas von. "All My Friends"? Joy Division. Oder die frühen New Order. Ansonsten? Kraftwerk. Jede Menge Kraftwerk. Obwohl die schon wieder mehr Siebziger als Achtziger sind. Egal. Weil sich die Vergleiche ohnehin im Sand verlaufen. Weil der immense Spaßfaktor dieses Albums jegliches Klugscheißen ohnehin ad absurdum führt. Weil Murphy mit dem neunten und letzten Song auf "Sound Of Silver" ohnehin alles auf den Kopf stellt. Noch dazu in bester Burt Bacharach-Manier. "New York, I love you. But you're bringing me down." Fehltritt? Selbstüberschätzung? Schwachsinn? Keine Spur. Vielmehr der ganz große Abschluss einer ebensolchen Platte.
LCD Soundsystem
Sound Of Silver
19.03.2007
[lcdsoundsystem.com]
[myspace.com/lcdsoundsystem]
wasix - 10. Mär, 18:29 - [2007 Platten]