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Kritikerliebling war Brett Anderson nie, wird er mit seinem Solo-Debut auch nicht werden. Was bleibt, ist ein wunderschönes Album. Gemacht für Suede-Fans. Und niemanden sonst.

Brett Anderson

Es ist soetwas wie eine verhängnisvolle Affaire, die mich mit Brett Anderson verbindet. Weil man einen wie ihn doch unmöglich gut finden kann. Aufgrund seiner unzähligen Fehlgriffe. Wegen der nicht vorhandenen Indie-Credibility. Das war schon zu (ruhmreicheren) Suede-Zeiten so. Ihr selbstbetiteltes Debut wurde - zumindestens auf der Insel - gehypt wie kein anderes Album zu dieser Zeit. Anfangs wollte ich es noch verweigern, erspart blieb es mir aufgrund der unzähligen Hits dann doch nicht. Wenigstens ebnete es dadurch den Weg für den formidablen Nachfolger: "Dog Man Star". Ihr bestes Album und Karrierehöhepunkt. Gleichzeitig aber auch das Ende der Zweckgemeinschaft Anderson/Butler. Weil Letzterer ausstieg. Und sich fortan an halbgaren Solo-Aktivitäten versuchte. Der Rest der Band machte mit neuem Gitarristen weiter und hatte unter der Führung von Brett Anderson vor allem eines: Erfolg. Zumindestens eineinhalb Alben lang. Die vielseitige B-Seiten-Kollektion "Sci-Fi Lullabies" nicht mitgerechnet.

Nachdem bei Suede rein gar nichts mehr ging, legte Anderson die Band auf Eis und kündigte sein erstes Soloalbum an. Was sich dann allerdings verzögern sollte. Kam ihm damals doch jemand dazwischen, mit dem man nun wirklich nicht rechnen konnte: Bernard Butler. Eine Suede-Reunion schien naheliegend, herauskommen sollte jedoch eine neue Band, das Zwei-Mann-Projekt The Tears. Nach dem guten, alten Erfolgsrezept: Butler als Lenker und Denker. Anderson als Frontpfau. Die Freude war groß. Die Erwartungshaltung ebenso. Es hätte ein Meisterwerk werden können. Warum es keines wurde? Hatte man nach Butlers Ausstieg stets den Eindruck, dem Sound von Suede würde ohne dessen markantes Gitarrenspiel das gewisse Etwas fehlen, so war es bei diesem Album genau umgekehrt. Butlers Trademark nervte. Was im Falle von Brett Anderson auch nicht wesentlich besser war. Und das, obwohl ich - im Gegensatz zu vielen, vielen anderen - seine Stimme liebe.

Knapp zwei Jahre nach dem The Tears-Reinfall legt Brett Anderson nun sein längst überfälliges Solo-Debut vor. Ein Album, das zum Scheitern verurteilt ist, das von Kritikern eigentlich nur in der Luft zerissen werden kann. Nicht nur, dass der Mann kein allerorts Geliebter ist, so bietet er mit dieser Platte auch noch Angriffsfläche en masse. Weil schwülstig und kitschig. Nichtsdestotrotz übt dieses Album eine merkwürdige Anziehungskraft auf mich aus. Vielleicht, weil Anderson mit der für ihn typisch schwelgerischen Eleganz von Dingen singt, mit denen ich mich identifizieren kann. Egal, ob nun banal oder nicht. Ein hoffnungsloser Träumer war er immer schon, mit diesem sehr privaten und melodramatischen Album liefert er nun endlich den passenden Soundtrack dazu ab. Mal gewohnt überladen, mal - für seine Verhältnisse - fast schon fragil. Stets auf die traurig-melancholische Note bedacht. Zugegeben: Innovation klingt anders. Schlecht gemachte Musik ebenso. Hin und wieder darf es auch mal Schnulziges sein.

Brett Anderson: stBrett Anderson
st
26.03.2007


[brettanderson.co.uk]
[myspace.com/brettandersonofficial]
Daliah (Gast) - 24. Mär, 17:41:
Reinhören!
Schöne Ecard zum Album (ist seit 23.3. schon raus!) gibts hier:

http://v2digital.net/de/brett/

I LOVE HIM!!! 
wasix - 24. Mär, 18:00:
stimmt!
da oben steht als vö der 26.3., weil ich immer noch den montag schreibe. und nicht den freitag davor. klappt hierzulande ohnehin (fast) nie.

p.s.: die liebe meinerseits war ja schon am erlischen, aber siehe da... 
wasix - 26. Mär, 13:53:
ein pitchfork-review ... immer wieder unterhaltsam ... [>]