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Jedes seiner Alben bringt bei Patrick Wolf eine neue Haarfarbe mit sich. Passend zur dazugehörigen Neuerfindung. "The Magic Position" soll da keine Ausnahme sein. Oder doch?

In seinem Fall wiederhole ich mich gerne: "Dieser Mann hat Talent. Jede Menge sogar." Zwei grundverschiedene, auf ihre Art jeweils herausragende Platten sind der Beweis dafür. Da wäre es - trotz seiner gerade mal 23 Jahre - verwegen, weiterhin von einem Wunderkind zu sprechen. Über diesen Status ist er inzwischen hinaus. Spätestens mit dem nun vorliegenden Opus No. 3: "The Magic Position". Ein überaus ambitioniertes Werk. Mit eineinhalb Jahren Entstehungszeit. Soetwas verdient Aufmerksamkeit. Und natürlich auch in der entsprechenden Qualität gehört zu werden. Da versteht man die Sorge des Künstlers, wenn von "annoying skipping noises" die Rede ist. Erst recht, wenn diese, dort wo sie zu hören sind, eigentlich gar nicht sein sollten. "You are indeed listening to the bad quality leaked version of my album that is travelling around the internet right now on everyones computers." Lieber Patrick, wir würden ja alle Abstand davon nehmen, wenn es denn so leicht wäre.

Patrick WolfJetzt hat man "The Magic Position" - welches teilweise in Wien unter der Obhut von Patrick Pulsinger aufgenommen wurde - also bereits unzählige Male in dieser vermeintlich schlechten Qualität gehört. Und trotzdem ist man hin und weg, immer wieder auf's Neue davon begeistert. In den nächsten Tagen, wenn man das Album dann endlich sein Eigen nennen darf und folglich auch die angekündigten "very pure hi fi sounds" zu Ohren bekommt, scheint eine Steigerung also durchaus im Bereich des Möglichen. Schwer vorstellbar. Sollte der schrill-schräge Disco-Wolf gar noch bissiger werden? Kann man der extravaganten Drama-Queen eigentlich noch mehr verfallen? Und ist es tatsächlich möglich, dass diese Hit-Maschinerie von Platte noch weiter wächst? Wenn ja: Wohin?

Kein Album, wo er nicht nach Neuerfindung strebt. Beim dritten Mal alles andere als ein leichtes Unterfangen, berücksichtigt man den stilistischen Umfang, der auf den Vorgängern bereits abgedeckt wurde. Abseits aller Begeisterung: Betrachtet man "The Magic Position" etwas genauer, dann muss man eingestehen, dass dieses Album inmitten des Wolf'schen Kosmos nur wenig Neues zu bieten hat. Stattdessen präsentiert es sich als Fort- und Zusammenführung dessen, was ihn in der Vergangenheit so herausragend machte. Und so erlebt man von der Eröffnungsnummer "Overture" bis zum abschließenden "Finale" ein Auf und Ab der Gefühle. Da sind die schrägen Elektronikspielereien von den beiden - mal mehr, mal weniger - gewöhnungsbedürftigen Vorabsingles, die eher an "Lycanthropy" erinnern. Da ist aber auch das einfühlsame, ruhigere Liedgut, das in Richtung "Wind In The Wires" steuert. Einerseits ganz schön krass, andererseits aber auch im Stande zu bezaubern. Vor allem dann, wenn beim lustvollen "Magpie" mit Marianne Faithfull duettiert und bereits nach einem kurzen instrumentalen Intermezzo auf herzerweichende Weise "My/Sweet Augustine" besungen wird. Er ist und bleibt Dr. Jekyll und Mr. Hyde in einer Person, dieser Patrick Wolf.

Patrick Wolf: The Magic PositionPatrick Wolf
The Magic Position
26.02.2007


[patrickwolf.com]
[myspace.com/officialpatrickwolf]

Konzerttipp:
Patrick Wolf / Deerhoof / Justice Yeldham / Parenthetical Girls
27.04.2007 - Donaufestival, Krems.
driftwood - 23. Feb, 22:13:
Was an dem Album findest du konkret "krass"?

Ich habe mir den Leak auf Grund seines Blogeintrags geladen, da es die annoying noises waren, die ich an Wolfs frühen Sachen mochte und daher von den angekündigten very pure hi-fi sounds etwas Angst hatte...

Und ja, sicher ist es eine Zusammenführung seiner Stärken der bisherigen Alben, aber durch die unterschiedliche Ausrichtung von The Magic Position, wiederholt er sich nicht und schafft eben durch diese Mixtur seiner Fähigkeiten wieder etwas neues. 
wasix - 24. Feb, 08:23:
einzelne passagen. nicht viel. momente. vor allem die, wo mehr probiert wird. natürlich die elektronischeren. und die dann auch nur im vergleich zum rest. konkret? nicht doch. belassen wir es beim gesamteindruck. von wegen "mixtur der fähigkeiten".

vielleicht war "krass" - übrigens durchaus positiv gemeint - auch einfach nur zu krass gewählt. gut möglich... äh ... schmarrn ... emergency-y-y-y-y-y-y-y ... ;-)

p.s.: patrick wolf beim donaufestival in krems??? [>] [>] [>]