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Naked Lunch schaffen es mit "This Atom Heart Of Ours" auf den erstaunlichen Vorgänger noch einen draufzusetzen. Ein Album, das Potential hat in den Himmel zu wachsen.

Herwig Zamernik - Oliver Welter - Stefan Deisenberger

In einer gerechteren Welt wäre "Songs For The Exhausted" bei der Wahl zum Album des Jahres 2004 wohl ganz oben gelandet. Zumindestens Top 10. Ist es aber nicht. Ein Fehler, erwies sich das Comeback-Album von Naked Lunch doch tatsächlich als Platte mit Langzeitwirkung. Eine jener CD's, die man immer wieder mal aus dem Regal kramt um sich ihr hinzugeben. Vor allem dann, wenn es nicht so rund läuft. "Songs For The Exhausted" kann man also durchaus als Soundtrack für die mieseren Stunden des Lebens bezeichnen. Kein Wunder, bedenkt man dessen Entstehungsgeschichte, das Sich-Selbst-Aus-Dem-Dreck-Ziehen der Herren Welter, Zamernik und Deisenberger. Naked Lunch hatten damals - mal abgesehen von der Hoffnung - nichts mehr zu verlieren. Und das hörte man auch. Eine Bürde, die man sich - hat man erst mal ein erfolgreiches Album abgeliefert - fortan natürlich nicht mehr ersparen kann. Mit dem Nachfolger kommt der Druck, wird Neues doch mit weitaus höheren Erwartungen konfrontiert, als so eine Art Hoffnungsträger gehandelt.

Und so tat unsere aller inzwischen liebste Kärtner Band das einzig Richtige. Nämlich eine Pause. Man legte die Band auf Eis, ließ Studiotüftler Herwig Zamernik sich als Fuzzman austoben und Songwriter Oliver Welter an neuen Stücken basteln. Gut Ding braucht eben Weile. Erst recht, wenn man sich weiterentwickeln, unter allen Umständen vermeiden will, eine Kopie seiner selbst abzuliefern. Passend dazu der dann doch wieder verworfene Arbeitstitel des neuen Albums: "We Climb And We Climb". Passend dazu auch das Cover des fertigen Werkes, das eine Flugaufnahme über die wolkenbehangenen Kärtner Alpen zeigt. Passend dazu erst recht die Vorab-Single "Military Of The Heart". Kein Trübsalblasen mehr, stattdessen eine einzige große Liebeserklärung: "I love my son and I love my daughter, I love my girl and I love my friends." Pathos durch und durch. Das Beste daran: Mag all das noch so kitschig erscheinen, es kommt ehrlich rüber, man glaubt Welter - vor allem aber seiner wunderbar weinerlichen Stimme - doch tatsächlich jedes Wort.

"This Atom Heart Of Ours" ist ein extrem fragiles Album geworden. Ein Stück Musik, das jeden Moment zu zerbrechen droht, wo sich schlussendlich dann aber doch immer wieder die einzelnen Teile auf zumeist unkonventionelle Weise zusammenfügen. Oftmals belässt man es auch einfach bei Fragmenten, reißt vieles nur an, zieht Reduziertheit bewusst vermeintlicher Vollständigkeit vor. Dieses Album mag handwerklich nicht gerade die Offenbarung sein, macht Mankos jedoch mit unglaublichem Ideenreichtum, allgegenwärtigem Mut zum Risiko und ganz viel Feingefühl wett. Hier wird nicht nach Perfektion gestrebt, hier wird Innovation zelebriert, mit geschicktem Einsatz unzähliger Kleinigkeiten eine nimmerfade und ungemein angenehme Atmosphäre erzeugt. "This Atom Heart Of Ours" ist simpel und doch ungemein wirkungsvoll, erhaben und doch herzzerreißend melancholisch. Ein Album zum Wohlfühlen. Der Hoffnungsschimmer am Horizont. Die Platte für ein besseres Morgen. Unglaublich, wie schön gerade mal 38 Minuten Musik aus heimischen Landen sein können.

Naked Lunch: This Atom Heart Of OursNaked Lunch
This Atom Heart Of Ours
22.01.2007


[nakedlunch.de]
[myspace.com/nakedlunchmusic]

[Naked Lunch @ Arena, Wien - 14.03.2007]
[Naked Lunch @ Radiokulturhaus, Wien - 29.01.2007]

[Review: Naked Lunch - Songs For The Exhausted]
[Review: Fuzzman - st]

[Naked Lunch @ Kasino am Schwarzenbergplatz, Wien - 19.03.2004]
[Fuzzman @ WUK, Wien - 08.03.2006]
[Sperrstunde / Closing Time: Naked Lunch @ Szene, Wien - 21.03.2006]
lomycess - 31. Mär, 00:58:
Ein geniales Album, wenn die einen gscheiten Manager hätten,
stehen sie ganz woanders.
Obwohl: den "Schmäh" des Frontmans vertragen sicher einige nicht so leicht ...
Hab den Gig im Radiokulturhaus gesehen, war irgendwie genial - Arena soll noch besser gewesen sein, vor Allem nicht nur eine Albumpräsentation wie beim ORF.
*wink* 
wasix - 31. Mär, 13:52:
ich denke auch, dass es da an der letzten professionalität (seitens der nichtmusizierenden) mangelt. bestes beispiel ist ihre website. zuerst kriegen sie das ding bis zum album-release nicht fertig. und gibt es die seite endlich, dann tut sich drauf nix. do schloft an des gsicht ei...

p.s.: war auf beiden konzerten. fand die plattenpräsentation im rkh besser.