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Damon Albarn und sein wildes Treiben abseits von Blur. Nach dem Afrika-Ausflug und einer weitestgehend bekannten Cartoon-Band gibt es nun ein All-Star-Projekt, das es in sich hat.

Simon Tong - Paul Simonon - Damon Albarn - Tony AllenZuerst das Wichtigste: Die Sache mit Blur ist noch nicht gegessen. Graham Coxon ziert sich, denkt aber wenigsten über eine Reunion nach. Gänzlich ausschließen tut er eine weitere Zusammenarbeit mit dem oberschlauen Banddiktator Damon Albarn jedenfalls nicht mehr. Weil sich Albarn aber nur ungern mit Warten aufhält und unlängst auch seine Gorillaz - zumindestens vorerst - zu Grabe getragen hat, begann er vergangenes Jahr mit den Arbeiten zu seinem ersten Solo-Album. Wirklich fortgeschritten ist dieses allerdings nicht, kamen ihm doch gleich zu Beginn drei namhafte Musiker dazwischen. Ex-The Clash-Bassist Paul Simonon (der Mann auf dem legendären "London Calling"-Cover), Ex-The Verve-Gitarrist Simon Tong (2003 auch Coxon-Ersatz bei Blur) und der inzwischen 66-jährige Ex-Fela Kuti-Drummer Tony Allen. Alles unbestrittene Meister ihres Faches. Ebenso wie der Mann an den Reglern: Gnarls Barkley-Hälfte Danger Mouse. Bei soviel geballter Musikhistorie mussten Albarns Solo-Ambitionen einfach hintenanstehen, stattdessen eine Band gegründet und ein Konzeptalbum über London aufgenommen werden.

Den ersten Eindruck von "The Good, The Bad & The Queen" konnte man sich bereits Ende letzten Jahres machen. Zuerst war da die Vorab-Single "Herculean": "Ein extrem atmosphärischer Downbeat-Track irgendwo zwischen "13" und "Think Tank"." Es folgte ein Live-Gig im Roadhouse in Camden, den es dank BBC-Mitschnitt allerorts nachzuhören gab. Wobei ich damals nicht wirklich beeindruckt war, mich das Gehörte eher ratlos zurückließ und somit auch schnell zur Seite gelegt wurde. Man will sich ja nicht die Vorfreude auf das "richtige" Album zerstören. Und gut war's. Gehört dieses Machwerk - wie so viele wirklich gute Platten - doch wieder mal zu jenen, die nach ein, zwei Durchläufen noch nicht wirklich zu überzeugen im Stande sind. Erst recht nicht im Live-Format. "The Good, The Bad & The Queen" braucht Zeit. Bekommt es diese, dann wächst einem das rührend melancholische Zeitdokument doch tatsächlich mit jedem weiteren Durchgang noch mehr ans Herz.

"It's a story, it's not a band. I'm very proud of this record and I think it's worth while putting it out. It's a very english record, it's the first time I've really written about home, since sort of Parklife." Ein Vergleich, den Albarn auf die textlichen Inhalte beschränkt. Denn musikalisch hat das vorliegende Album mit "Parklife" nur wenig - rechnet man Albarns markante Stimme und sein Talent für Singalongs weg - bis gar nichts gemein. Wer hier übergroße Songs, die Hits für die Massen erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen zeigt man sich betont zurückhaltend. Alles wirkt relaxt, stets bedacht bloß nicht zu übertreiben. Was Experimentelles abseits dem herkömmlichen Pop-Format nicht ausschließt, nur wird alles eher dezent zum Besten gegeben. Hier ein bisschen Elektronik, da ein wenig Dub. Bewusst montone und düstere, dabei aber umso hypnotisierendere Musik. Angenehm surreal, aber doch immer stimmig und höchst atmosphärisch. Das etwas andere Alterswerk eines Ruhelosen.

The Good, The Bad & The Queen: stThe Good, The Bad & The Queen
st
29.01.2007


[thegoodthebadandthequeen.com]
[myspace.com/thegoodthebadandthequeen]
turntable - 24. Jan, 22:53:
jetzt brauchen sie nur mehr live vorbeischauen. was leider nicht der fall sein wird, da albarn wahrscheinlich schon das nächste projekt im rohr hat, plus seine ganzen stammsachen (s.o.) und honest john recs..
grüße 
wasix - 24. Jan, 23:11:
eine kleine tour gibt's schon...
sogar mit zwei terminen in deutschland:
Feb 7 2007: Kulturkirche, Cologne
Feb 8 2007: Postbahnhof, Berlin

...mir allerdings dann doch auf die schnelle um einiges zu weit. 
turntable - 27. Jan, 13:08:
mir auch, aber totzdem sensationell, daß sie konzerte am europäischen festland spielen.
grüße 
Martina (Gast) - 5. Feb, 10:46:
Tolle Review! Unter dem folgenden Link gibts meine Meinung zur GBQ-Platte.


http://www.monoton.at/index.php?option=com_content&task=view&id=379&Itemid=33