Mein nachdenkliches drittes Mal: David Bowie @ Libro Hall, Wien - 17.10.1999.
David Bowie ist bekannt für seine Unberechenbarkeit. Auch in den Neunzigern. So wandelte er von Tin Machines deftigem Rock zum Funk von "Black Tie White Noise", vom Industrial von "Outside" zum Drum N' Bass von "Earthling". Und landete schlussendlich beim bedächtigen Pop von "Hours". Ein Album fern vom innovativen Fortschritt, der bislang - mal abgesehen von der zweifelhaften zweiten Hälfte der Achziger - im Mittelpunkt von Bowies Schaffens stand. Stattdessen setzte er sich auf "Hours" erstmals mit der Vergangenheit auseinander. Noch dazu seiner eigenen. Musikalisches Vorbild waren seine legendären Früh-Siebziger-Werke. Ein Rückblick in Form melancholischer Selbstakzeptanz. Wunderbar wehmütig, ungewohnt retro.
Im Zuge der Veröffentlichung von "Hours" erteilte Bowie zwei Jahre nach dem Sensationskonzert in der Arena seinen Wiener Fans abermals das Privileg eines raren Club-Gigs. Nur Paris, Dublin und London kamen dieses Jahr ebenfalls in diesen Genuss. Dabei bewies Bowie ein weiteres Mal, dass neben dem stilistischen Wandel seiner Alben auch seine Live-Performance stets unvorhersehbar blieb. So präsentierte er sich auf der Bühne der Libro Hall mit ungewohnt langer Mähne und leuchtend rotem Pulli. Berücksichtigt man die Tatsache, dass dieser Mann für ein Publikum spielte, dessen Durchschnittsalter wohl nur knapp über der Hälfte seiner (damals) 52 Jahre lag, dann kann man dieses Auftreten nur bewundern. Dermassen fit und lebensfroh war Bowie wohl noch nie. Bestens gelaunt trieb er in den Pausen zwischen den Songs immer wieder seine Späßchen. Verstanden hat die Menge wohl nur die wenigstens davon. Gelacht wurde trotzdem. Immerhin befand man sich an diesem Abend inmitten eines denkenden Publikums. Zumindestens laut Bowie.
Zeigte sich Bowie vor zwei Jahren noch als trendbewusster Junggebliebener und Dance-Fanatiker, so war dieser Auftritt von der nachdenklichen Gangart von "Hours" geprägt. Die Setlist reichte von neuen Songs über Klassikern aus den Siebzigern ("Life On Mars", "Changes") bis hin zu Live-Raritäten ("Always Crashing In The Same Car", "Word On A Wing"). Selbst die verpönten Achtziger fanden Beachtung ("China Girl", "I Can't Read"). Dass die Menge bei diesem ausdrucksstarken, jedoch vorwiegend verhaltenen Songmaterial nur selten aus der Reserve zu locken war, nahm man in Kauf. Bowie konnte an diesem Abend sowieso tun, was er wollte. Es reichte schon die markante Stimme, dass 4.000 Zuschauer in seinen Bann gezogen wurden. Und schien das Szenario doch ins allzu Bedächtige abzudriften, dann streute er eben einen seiner legendären Hits ein. So geschehen beim abschließenden "Rebel Rebel", wo auch Gast-Gitarrist und Ex-Helmet Page Hamilton endlich losrocken durfte. Wie schön, dass es noch Legenden gibt, die in Würde altern.
Setlist:
Life On Mars / Thursday's Child / Something In The Air / Word On A Wing / Can't Help Thinking About Me / China Girl / Always Crashing In The Same Car / Survive / Drive In Saturday / Changes / If I'm Dreaming My Life / Repetition / I Can't Read / The Pretty Things Are Going To Hell / Seven / Rebel Rebel.
[RETRO: BOWIE = 60 (1/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (2/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (3/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (5/5)]
[davidbowie.com]
David Bowie ist bekannt für seine Unberechenbarkeit. Auch in den Neunzigern. So wandelte er von Tin Machines deftigem Rock zum Funk von "Black Tie White Noise", vom Industrial von "Outside" zum Drum N' Bass von "Earthling". Und landete schlussendlich beim bedächtigen Pop von "Hours". Ein Album fern vom innovativen Fortschritt, der bislang - mal abgesehen von der zweifelhaften zweiten Hälfte der Achziger - im Mittelpunkt von Bowies Schaffens stand. Stattdessen setzte er sich auf "Hours" erstmals mit der Vergangenheit auseinander. Noch dazu seiner eigenen. Musikalisches Vorbild waren seine legendären Früh-Siebziger-Werke. Ein Rückblick in Form melancholischer Selbstakzeptanz. Wunderbar wehmütig, ungewohnt retro.

Zeigte sich Bowie vor zwei Jahren noch als trendbewusster Junggebliebener und Dance-Fanatiker, so war dieser Auftritt von der nachdenklichen Gangart von "Hours" geprägt. Die Setlist reichte von neuen Songs über Klassikern aus den Siebzigern ("Life On Mars", "Changes") bis hin zu Live-Raritäten ("Always Crashing In The Same Car", "Word On A Wing"). Selbst die verpönten Achtziger fanden Beachtung ("China Girl", "I Can't Read"). Dass die Menge bei diesem ausdrucksstarken, jedoch vorwiegend verhaltenen Songmaterial nur selten aus der Reserve zu locken war, nahm man in Kauf. Bowie konnte an diesem Abend sowieso tun, was er wollte. Es reichte schon die markante Stimme, dass 4.000 Zuschauer in seinen Bann gezogen wurden. Und schien das Szenario doch ins allzu Bedächtige abzudriften, dann streute er eben einen seiner legendären Hits ein. So geschehen beim abschließenden "Rebel Rebel", wo auch Gast-Gitarrist und Ex-Helmet Page Hamilton endlich losrocken durfte. Wie schön, dass es noch Legenden gibt, die in Würde altern.
Setlist:
Life On Mars / Thursday's Child / Something In The Air / Word On A Wing / Can't Help Thinking About Me / China Girl / Always Crashing In The Same Car / Survive / Drive In Saturday / Changes / If I'm Dreaming My Life / Repetition / I Can't Read / The Pretty Things Are Going To Hell / Seven / Rebel Rebel.
[RETRO: BOWIE = 60 (1/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (2/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (3/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (5/5)]
[davidbowie.com]
wasix - 8. Jan, 20:50 - [2007 Xtras]