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Der stets sympathische Badly Drawn Boy präsentierte sich bei seinem Wien-Konzert in bester Spiellaune. Ein Konzertabend zum Wohlfühlen. Wobei man es auch übertreiben kann.

Es ist noch gar nicht lange her, da galt Damon Gough als Englands bester Songwriter. Zu Zeiten von "The Hour Of Bewilderbeast", seinem Anfang des Jahrtausends mit dem Mercury Music Prize ausgezeichneten Debutalbum. Ein Preis, der ihm neue Möglichkeiten eröffnete. Beispielsweise den Soundtrack für einen Film mit Hugh Grant in der Hauptrolle zu schreiben. Nicht, dass an "About A Boy" etwas auszusetzen wäre. Ein wirklich netter Film. Mit mindestens ebenso netter musikalischer Untermalung. Nur sorgten jene ohrwurmtauglichen Sing-A-Longs eben dafür, dass BDB allerorts bekannt wurde. Zu bekannt. Denn mit dem Erfolg verkam der einst schrullige Frickelmeister ebensolcher Home-Recordings zum Mainstream-Act für Jedermann. Es folgte, was folgen musste: Gough scheiterte. Gar nicht mal so sehr inhaltlich. Was ausblieb, war der kommerzielle Erfolg. So auch beim aktuellen, inzwischen bereits fünften Longplayer "Born In The UK". Sein Major-Label-Debut und trotzdem gerade mal Platz 17 in den UK-Charts. Man kann sich die Begeisterung bei den Herren von der Plattenfirma ausmalen. Dabei hat sich Gough doch so viel Mühe gegeben und ein wirklich hübsches Pop-Album gemacht. Eines mit beatleeskem Songwriting und durchaus oppulenter Produktion. Schlussendlich aber doch zu herkömmlich. Wo ist sie bloß geblieben, die versponnene Eigenart vergangener Tage, der Grund, warum man BDB einst liebgewonnen hat?

Damon Gough aka Badly Drawn BoyFakt ist: Der überzeugte Bruce Springsteen-Fan und dabei trotzdem sympathische Liedermacher hat an Coolness eingebüßt. Zumindestens auf Platte. Was nicht bedeuten muss, dass Gough nicht wenigstens bei seinen Konzerten der Alte geblieben ist. Auftritte, die einst als legendär galten. Wo er stets den persönlichen Kontakt zu den Fans pflegte, Hände schüttelte, Rosen verteilte, sogar Fotos seiner Kinder herumreichte. Dann die für ihn typische Geschichtenerzählerei. Unterhaltsame Anekdoten, die nach Erreichen eines gewissen Alkohol-Levels nur so aus ihm heraussprudelten, den gewissen Charme seiner Konzerte ausmachten. Dazu gehörte auch, dass auf jegliche Normen verzichtet wurde. Keine Setlist. Kein klarer Plan. Stattdessen konfrontierte Gough sein Publikum mit einer Darbietung, wo Improvisation ganz groß geschrieben wurde. Und sei es auch nur, weil er selbst den Text vergaß, folgedessen schon mal einen Song abbrechen musste. Was aber kaum jemanden störte. Im Gegenteil, sorgten diese Ausrutscher doch erst für jene Kurzweiligkeit, die man bei einer bis zu drei Stunden andauernden Show auch benötigt.

Und heute? Keine Sorge, Damon Gough ist immer noch ein sympathischer Entertainer. Dafür sorgt schon sein wunderbar kauziges Erscheinungsbild: Klein, untersetzt, bärtig. Dazu ausgewaschene Jeans und sein Markenzeichen, die tief ins Gesicht gezogene Wollmütze. So manch unterhaltsames Statement hat er auch heute noch auf Lager. Er plaudert nun mal gerne. Was sich hingegen verändert hat, ist, dass einem bei seinen Konzerten keine Amateure mehr gegenüberstehen. Natürlich verspielt sich Gough auch heute noch. Ein Virtuose seine Faches wird er nie. Trotzdem: Er hat dazugelernt. Was in seinem Fall nicht gerade ein Vorteil ist. Die zart-melancholischen Klänge wirken zwar ausgefeilter und die Band eingespielter. Gleichzeitig verkommt das Szenario aber zum Einheitsbrei. Soetwas kann man sich schon mal zu Gemüte führen. Nur sollte man dabei möglichst ausgeruht sein. Anderenfalls ist Gough nämlich durchaus im Stande einen in den Schlaf zu trällern. Egal, ob mit oder ohne Band, mit alten oder neuen Songs. Das Problem an diesem Abend in der Arena war einzig die fehlende Lautstärke. Stattdessen herrschte in einer gut gefüllten, bei weitem aber nicht ausverkauften Halle eine fast schon heimelige Wohnzimmer-Atmosphäre. Zu entspannend um gegen Müdigkeit ankämpfen zu können. Und so war dann nach gut eineinhalb Stunden Schluss. Für mich, nicht für BDB. Der spielt wahrscheinlich immer noch...

Badly Drawn Boy
03.12.2006 - Arena, Wien.


[badlydrawnboy.co.uk] [myspace.com/badlydrawnboy]