Von Club-Poppern hin zu Stadion-Rockern. Der Weg von The Killers ist vorgezeichnet. U2-Dimensionen sind das erklärte Ziel. Den passenden Soundtrack dazu liefert "Sam's Town".

Weltweit mehr als fünfeinhalb Millionen verkaufte Einheiten. Platin-Auszeichnungen ohne Ende. "Hot Fuss" avancierte seit seiner Veröffentlichung vor mehr als zwei Jahren zu einem absoluten Topseller. Einen, den man in diesem Maß nicht erwarten konnte. Indie-Rock N' Roll bewegt sich normalerweise in anderen Sphären. Wobei man The Killers durchaus vorwerfen kann, dass sie sich zwar gerne mit dem Genre schmückten, in Wahrheit aber von Anfang an mit weitaus Größerem liebäugelten. Stichwort: "Glamorous". Eben der Sound der Achtziger und seine Ikonen: U2, Duran Duran, Depeche Mode, New Order. Das waren die Bands, deren Erfolgsrezept man nachahmte. Passend dazu das mit Hit-Singles gespickte Debut-Album. Und jetzt? The Killers wollen mehr, den Weg von Bono & Co. fortsetzen. Dazu gehören auch optische Veränderungen. Weg mit Eyeliner und weißem Anzug. Von nun an posiert man mit Bartwuchs und im dunklen Leder-Outfit. The Killers machen Ernst. Die Promo-Fotos zum neuen Album - natürlich von Anton Corbijn abgelichtet - sind der Beweis dafür. "The Joshua Tree" und "Rattle & Hum", darunter geht nichts mehr. "Fuckin' posers, that's what they are..."

Wenn man der A-Liste der Bands dieser Tage erst mal angehört und diesen Status nicht verlieren will, dann braucht man zu jedem neuen Album vorab eine zugkräftige Hit-Single. Eine, die im Radio gespielt wird und den bevorstehenden Longplayer gebührend promotet. "When You Were Young" ist genau so eine Single. "Ziemlich dick aufgetragen und merklich auf Hit getrimmt." Ein Song gemacht für die ganz großen Stadien der Welt. Was sich auch problemlos auf den Rest des Albums übertragen lässt. Bei "Sam's Town" - benannt nach einem Casino in ihrer Heimatstadt Las Vegas - hat im Prinzip jeder Song Single-Potential. Man bleibt sich also treu. Und hat es trotzdem geschafft sich zu verändern. Zuallererst fällt einem auf, dass "Sam's Town" nicht so locker-flockig wie sein Vorgänger daherkommt. Natürlich gehen auch die neuen Songs auf schnellsten Weg ins Ohr. Nur wird dabei diesmal deutlich mehr gerockt. Was mit der Tatsache gleichzusetzen ist, dass die Synthies nicht mehr ganz so dominant sind und stattdessen den Gitarren vermehrt Platz eingeräumt wird. Das mag für den Einen erwachsener klingen, für den Anderen einem einzigen - wenn auch melodischen - Soundbrei gleichkommen. Wie auch immer. "Sam's Town" ist ein typisches Breitwand-Album, eines, dass zwar sehr catchy, dabei aber noch bombastischer rüberkommt. Kein Wunder, dass als Referenz wieder mal die bereits mehrfach erwähnten U2 herhalten müssen. Ebenso kein Wunder, berücksichtigt man das Produzenten-Duo Flood und Alan Moulder. Zum Unterschied zu "Hot Fuss" gehören diesmal aber auch Freddie Mercury und seine Queen erwähnt. Nach dem Motto: Was Muse können, bringen The Killers allemal zu Stande.

Doch keine Sorge: "It's bigger, more expansive. But it's still The Killers." Dafür sorgen allein die immer noch reichlich tanzbaren Beats. Und natürlich auch die unverkennbare Stimme von Sänger Brandon Flowers. Gewohnt theatralisch und selbstverliebt. Was natürlich hervorragend zu der mächtig opulenten Produktion von "Sam's Town" passt. Irgendwo zwischen retro und zeitlos. Alles in allem ein perfekt durchgestyltes Pop-Album, wo nichts dem Zufall überlassen wurde und der Mainstream in den Überlegungen zweifelsohne eine gewichtige Rolle einnahm. Da halten sich die überschwänglichen Lobeshymnen natürlich in Grenzen. Die Musikkritiker zeigen sich verhalten. Teile der Blogosphäre sogar eher verreißerisch. The Killers können es verkraften, werden sie von "Sam's Town" doch problemlos einige weitere Millionen CD's verkaufen. Ob ich diese Platte mag? Sicher doch. Ob es "the best album of the last twenty years" ist? Nicht doch, Mister Flowers.

The Killers
Sam's Town
02.10.2006

[thekillersmusic.com]
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