Die Pflanze: Heilmittel und Gift zugleich. Die Platte: Irgendwo zwischen Schönheit und Schmerz. The Veils und ihr zweites Album: Eine gelungene Huldigung musikalischer Vorbilder.
"Nux Vomica" ist der lateinische Arzneimittelname für die Kerne der Früchte des in Südostasien beheimateten Krähenaugen- bzw. Strychninbaumes. Dessen hochgiftige Substanz gilt in der Homöopathie als Mittel gegen Stress, Alkohol-, Nikotinkonsum und Schlafmangel. Neben der heilenden Wirkung kann die Einnahme von Strychnin ebenso tödliche Folgen haben. Die Dosierung entscheidet. "Nux Vomica" ist aber auch der Name des zweiten Albums von The Veils, der Band des in England geborenen, in Neuseeland aufgewachsenen und inzwischen 23-jährigen Singer/Songwriters Finn Andrews, Sohn von Barry Andrews, einst Keyboarder von XTC und Shriekback. Finn Andrews war es auch, der sich nur zwei Monate nach der Veröffentlichung des ersten Albums "The Runaway Found" (2004) von seinen restlichen Bandmitgliedern trennte um The Veils im darauffolgenden Jahr mit neuem Line-Up wieder ins Leben zu rufen. Dem Mann scheinen Widersprüchen in sich zu gefallen. Folglich kann man die Wahl von "Nux Vomica" als Titel für das neue Werk als durchaus passend bezeichnen. Erst recht, wenn man dessen bewusst inszenierte Ambivalenz zu Ohren bekommen hat.
So unterschiedlich die Wirkung von "Nux Vomica" sein kann, so vielfältig und abwechslungsreich präsentiert sich dieses Album. Referenzen ohne Ende. In welchen der zehn Songs man auch hineinhört, jedes Mal fühlt man sich an einen anderen namhaften Musiker erinnert. Beispiele gefällig? Die aufgewühlte Stimmung von "Not Yet". Dazu diese leidende Krächzstimme. Richtig: Conor Oberst und seine Bright Eyes. Oder das wunderbar rumpelnde "Jesus For The Jugular". Inklusive dazu passender, durch und durch manischer Gesangsdarbietung. Tom Waits lässt grüßen. Bei "A Birthday Present" strapaziert man nochmals jene Brit-Pop-Momente, die The Veils bei ihrem ersten Album vorgehalten wurden. In diesem Fall geht es eindeutig in Richtung Starsailor, wobei selbst die Stimme jener von James Walsh zum Verwechseln ähnelt. "Under The Folding Branches" ist wiederum eine vom Klavier getragene Ballade. Mit Querverweis in Richtung Nick Cave. Auch wenn Andrews nicht ganz so tief singt, hinsichtlich Ausdruck und Intensität ist die vermeintliche Imitation nicht zu überhören. Was beim nächsten Song dann aber schon wieder ganz anders sein kann. Und auch ist.
Jede Menge unverwechselbare Vergleiche. Dazu ein Spagat zwischen den Genres, der eine stilistische Festlegung unmöglich macht. Soetwas kann ein Album schon mal ins Verderben stürzen. Nicht so in diesem Fall. Denn egal ob beschwingt poppig, provozierend rockig oder schmachtend balladesk, bei "Nux Vomica" sind keine wirklichen Schwachpunkte auszumachen. Das mag an dem hymnischen Talent von Finn Andrews liegen. Vor allem aber ist es dessen musikalische Gratwanderung zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Harmonie und Wut, die einen schnell an dieses Album fesselt. Kurz: Ein facettenreiches und in sich geschlossenes Gesamtwerk, das noch dazu in Summe bei weitem nicht so bedrückend ist, wie man es aufgrund manch einer der angeführten Referenzen annehmen könnte.
[Live: Flex, Wien - 18.10.2006]
The Veils
Nux Vomica
11.09.2006
[theveils.com]
[myspace.com/theveils]
"Nux Vomica" ist der lateinische Arzneimittelname für die Kerne der Früchte des in Südostasien beheimateten Krähenaugen- bzw. Strychninbaumes. Dessen hochgiftige Substanz gilt in der Homöopathie als Mittel gegen Stress, Alkohol-, Nikotinkonsum und Schlafmangel. Neben der heilenden Wirkung kann die Einnahme von Strychnin ebenso tödliche Folgen haben. Die Dosierung entscheidet. "Nux Vomica" ist aber auch der Name des zweiten Albums von The Veils, der Band des in England geborenen, in Neuseeland aufgewachsenen und inzwischen 23-jährigen Singer/Songwriters Finn Andrews, Sohn von Barry Andrews, einst Keyboarder von XTC und Shriekback. Finn Andrews war es auch, der sich nur zwei Monate nach der Veröffentlichung des ersten Albums "The Runaway Found" (2004) von seinen restlichen Bandmitgliedern trennte um The Veils im darauffolgenden Jahr mit neuem Line-Up wieder ins Leben zu rufen. Dem Mann scheinen Widersprüchen in sich zu gefallen. Folglich kann man die Wahl von "Nux Vomica" als Titel für das neue Werk als durchaus passend bezeichnen. Erst recht, wenn man dessen bewusst inszenierte Ambivalenz zu Ohren bekommen hat.
So unterschiedlich die Wirkung von "Nux Vomica" sein kann, so vielfältig und abwechslungsreich präsentiert sich dieses Album. Referenzen ohne Ende. In welchen der zehn Songs man auch hineinhört, jedes Mal fühlt man sich an einen anderen namhaften Musiker erinnert. Beispiele gefällig? Die aufgewühlte Stimmung von "Not Yet". Dazu diese leidende Krächzstimme. Richtig: Conor Oberst und seine Bright Eyes. Oder das wunderbar rumpelnde "Jesus For The Jugular". Inklusive dazu passender, durch und durch manischer Gesangsdarbietung. Tom Waits lässt grüßen. Bei "A Birthday Present" strapaziert man nochmals jene Brit-Pop-Momente, die The Veils bei ihrem ersten Album vorgehalten wurden. In diesem Fall geht es eindeutig in Richtung Starsailor, wobei selbst die Stimme jener von James Walsh zum Verwechseln ähnelt. "Under The Folding Branches" ist wiederum eine vom Klavier getragene Ballade. Mit Querverweis in Richtung Nick Cave. Auch wenn Andrews nicht ganz so tief singt, hinsichtlich Ausdruck und Intensität ist die vermeintliche Imitation nicht zu überhören. Was beim nächsten Song dann aber schon wieder ganz anders sein kann. Und auch ist.
Jede Menge unverwechselbare Vergleiche. Dazu ein Spagat zwischen den Genres, der eine stilistische Festlegung unmöglich macht. Soetwas kann ein Album schon mal ins Verderben stürzen. Nicht so in diesem Fall. Denn egal ob beschwingt poppig, provozierend rockig oder schmachtend balladesk, bei "Nux Vomica" sind keine wirklichen Schwachpunkte auszumachen. Das mag an dem hymnischen Talent von Finn Andrews liegen. Vor allem aber ist es dessen musikalische Gratwanderung zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Harmonie und Wut, die einen schnell an dieses Album fesselt. Kurz: Ein facettenreiches und in sich geschlossenes Gesamtwerk, das noch dazu in Summe bei weitem nicht so bedrückend ist, wie man es aufgrund manch einer der angeführten Referenzen annehmen könnte.
[Live: Flex, Wien - 18.10.2006]
The Veils
Nux Vomica
11.09.2006
[theveils.com]
[myspace.com/theveils]
wasix - 5. Sep, 14:54 - [2006 Platten]
srocca - 30. Sep, 20:07:
Gift- oder Nichtgift
Bei mir überwiegt bisher eindeutig die positive Wirkung, obwohl es schon leichte Anzeichen von Sucht gibt. Oder ist es noch normal, wenn man das Album seit Wochen fast täglich hört?
wasix - 2. Okt, 10:05:
hat schon etwas, die band. wenn auch von allem/jedem ein bisschen. so richtig verfallen - wie du es scheinst - bin ich ihnen (noch) nicht. gefallen tut mir das album aber allemal. bin ja mal gespannt, wie die das live so rüberbringen. stichwort: konzerttipp (s.o.)...