Ein Rock-Festival in der restlos ausverkauften Freiluft-Arena als spannendster Abend dieses Konzertsommers? Eine Frau namens Karen O macht's möglich. Bigger Than The Sound.
Das Wichtigste vorweg: Das Wetter hat durchgehalten. Kein Regen. Was bei den Prognosen und einem doch etwas unbeständigen Tagesverlauf nicht anzunehmen war. Bei einer Veranstaltung unter freiem Himmel allerdings nicht gerade unwesentlich ist. Noch dazu wenn diese den Titel "Full Hit Of Summer" trägt. Ein Rock-Festival in Wien kommt ohnehin einer Seltenheit gleich. Und weil sich im Sommer abseits diverser Groß-Events am Konzert-Sektor bekanntermaßen kaum etwas tut, war es wenig überraschend, dass es an der Abendkassa der Arena keine Tickets mehr zu ergattern gab. Volles Haus. Das "Full Hit Of Summer" war somit gleich bei seinem Debut ausverkauft. Kein Wunder bei diesem Line-Up: Yeah Yeah Yeahs, Dirty Pretty Things, TV On The Radio. Indie-Herz was willst du mehr? Wenn dieses Dreierpack nicht die Sommer-Arena füllt, was dann?
Den Anfang an diesem Abend machte eine mir unbekannte Formation: You Say Party! We Say Die!. Die Kanadier stehen für Elektro-Punk/Pop. Und den brüllten sie rotzfrech in die Menge. Mit viel Einsatz, musikalisch jedoch nicht gerade zwingend. Wer Le Tigre mag, wird diesen Gig gar nicht mal so schlecht gefunden haben. Ich hingegen schon. Ganz im Gegensatz zur nächsten Band: TV On The Radio. Eine jener raren Musiker-Kollektive, bei deren musikalischer Einordnung man kläglich scheitern muss. Rock? Punk? Elektro? Soul? Gospel? Egal. TVOTR machen ihr eigenes Ding. Und erfreuen sich dabei einer stetig wachsenden Hörerschaft. Trotzdem gab es vor Ort nicht gerade wenige, denen die New Yorker Band vollkommen fremd war. Doch TVOTR wussten sich Gehör zu verschaffen. Mit voller Dröhnung. Und Erfolg. Bei "Wolf Like Me" kam an diesem Abend erstmals im Publikum richtig Stimmung auf. Dass die Begeisterung bei den nachfolgenden Dirty Pretty Things ein Vielfaches war, verwundert nicht. Zuviele Jungspunde in schicken Libertines-Uniformen, für die diese Band zweifelsohne das Highlight war. Die störte es dann auch nicht, dass Frontmann Carl Barat mit Armschlinge (stilgerecht mit Union Jack) auftrat, folglich nicht Gitarre spielte und statt ihm ein Kollege von The Paddingtons in die Saiten griff. Was fällt er auch irgendwo in Taiwan vom Motorrad - noch dazu merklich angetrunken - und bricht sich dabei das Schlüsselbein. Nichtsdestotrotz: Die DPT wussten auch unter widrigen Umständen zu rocken. Und zwar auf wunderbar aufgekratzte Weise. Als zum Abschluss auch noch "I Get Along" von Barats Ex-Band gespielt wurde, gab es dann ohnehin kein Halten mehr. Nicht nur bei der angesprochenen Fangemeinde.
Zum Headliner: Die Yeah Yeah Yeahs waren der einzige Act des Festivals, der einer Spielzeit von einer Stunde nahe kam bzw. kommen durfte. Die anderen drei Gruppen mussten sich - gemäß des strikten Zeitplanes und doch etwas länger andauernder Umbauphasen - lediglich mit 30 bis 40 Minuten zufrieden geben. Die YYY waren aber auch die coolste Band. In vielerlei Hinsicht. Zuallererst wegen ihrem erdigen Indie-Rock, der live noch um einiges roher rüberkam als auf Platte. Aber auch wegen ihrer drei Bandmitglieder. Jede(r) auf ihre/seine Art einmalig. Brian Chase, der einarmig agierende Drummer. Meist zurückhaltend, wenn es drauf ankam allerdings ein Wirbelsturm am Schlagzeug. Nick Zinner, der ganz in schwarz gekleidete Gitarrist. Ein Zauberer seines Faches, der hin und wieder irgendetwas zu spielen schien, schlussendlich mit seinem Breitwand- Sound aber immer goldrichtig lag. Karen O, Frontfrau und unbestrittener Mittelpunkt. Nicht nur wegen ihrer sensationellen Schreistimme. Wie eine Wildkatze im Käfig schlich sie in ihrem Achtziger-Jahre-Aerobic-Outfit mit Umhang und Maske auf der Bühne umher. Mal Wasser spukend, dann wieder auf dem Boden rekelnd. Stets bedacht auf betont theatralische Posen. Immer mit einem schelmischen Grinsen im grell geschminkten Gesicht. Ein echter Hingucker, die Dame. Wie ich überhaupt selten zuvor eine Live-Band gesehen habe, deren Performance dermaßen spannend zu beobachten war. Und das ohne großen Firlefanz. Da machte es dann auch nichts, dass die letzte Zugabe ihres Sets - mit den Herren von TV On The Radio als Background-Sänger - doch merklich in die Hosen ging. Die YYY wurden trotzdem abgefeiert. Scheinbar hatte man nicht nur meine Erwartungen übertroffen.
Full Hit Of Summer:
Yeah Yeah Yeahs / Dirty Pretty Things / TV On The Radio /
You Say Party! We Say Die!
29.08.2006 - Wien, Arena (Open-Air).
[Review: Yeah Yeah Yeahs - Show Your Bones]
[Review: TV On The Radio - Return To Cookie Mountain]
[Review: TV On The Radio - Desperate Youth, Blood Thirsty Babes]
Das Wichtigste vorweg: Das Wetter hat durchgehalten. Kein Regen. Was bei den Prognosen und einem doch etwas unbeständigen Tagesverlauf nicht anzunehmen war. Bei einer Veranstaltung unter freiem Himmel allerdings nicht gerade unwesentlich ist. Noch dazu wenn diese den Titel "Full Hit Of Summer" trägt. Ein Rock-Festival in Wien kommt ohnehin einer Seltenheit gleich. Und weil sich im Sommer abseits diverser Groß-Events am Konzert-Sektor bekanntermaßen kaum etwas tut, war es wenig überraschend, dass es an der Abendkassa der Arena keine Tickets mehr zu ergattern gab. Volles Haus. Das "Full Hit Of Summer" war somit gleich bei seinem Debut ausverkauft. Kein Wunder bei diesem Line-Up: Yeah Yeah Yeahs, Dirty Pretty Things, TV On The Radio. Indie-Herz was willst du mehr? Wenn dieses Dreierpack nicht die Sommer-Arena füllt, was dann?
Den Anfang an diesem Abend machte eine mir unbekannte Formation: You Say Party! We Say Die!. Die Kanadier stehen für Elektro-Punk/Pop. Und den brüllten sie rotzfrech in die Menge. Mit viel Einsatz, musikalisch jedoch nicht gerade zwingend. Wer Le Tigre mag, wird diesen Gig gar nicht mal so schlecht gefunden haben. Ich hingegen schon. Ganz im Gegensatz zur nächsten Band: TV On The Radio. Eine jener raren Musiker-Kollektive, bei deren musikalischer Einordnung man kläglich scheitern muss. Rock? Punk? Elektro? Soul? Gospel? Egal. TVOTR machen ihr eigenes Ding. Und erfreuen sich dabei einer stetig wachsenden Hörerschaft. Trotzdem gab es vor Ort nicht gerade wenige, denen die New Yorker Band vollkommen fremd war. Doch TVOTR wussten sich Gehör zu verschaffen. Mit voller Dröhnung. Und Erfolg. Bei "Wolf Like Me" kam an diesem Abend erstmals im Publikum richtig Stimmung auf. Dass die Begeisterung bei den nachfolgenden Dirty Pretty Things ein Vielfaches war, verwundert nicht. Zuviele Jungspunde in schicken Libertines-Uniformen, für die diese Band zweifelsohne das Highlight war. Die störte es dann auch nicht, dass Frontmann Carl Barat mit Armschlinge (stilgerecht mit Union Jack) auftrat, folglich nicht Gitarre spielte und statt ihm ein Kollege von The Paddingtons in die Saiten griff. Was fällt er auch irgendwo in Taiwan vom Motorrad - noch dazu merklich angetrunken - und bricht sich dabei das Schlüsselbein. Nichtsdestotrotz: Die DPT wussten auch unter widrigen Umständen zu rocken. Und zwar auf wunderbar aufgekratzte Weise. Als zum Abschluss auch noch "I Get Along" von Barats Ex-Band gespielt wurde, gab es dann ohnehin kein Halten mehr. Nicht nur bei der angesprochenen Fangemeinde.
Zum Headliner: Die Yeah Yeah Yeahs waren der einzige Act des Festivals, der einer Spielzeit von einer Stunde nahe kam bzw. kommen durfte. Die anderen drei Gruppen mussten sich - gemäß des strikten Zeitplanes und doch etwas länger andauernder Umbauphasen - lediglich mit 30 bis 40 Minuten zufrieden geben. Die YYY waren aber auch die coolste Band. In vielerlei Hinsicht. Zuallererst wegen ihrem erdigen Indie-Rock, der live noch um einiges roher rüberkam als auf Platte. Aber auch wegen ihrer drei Bandmitglieder. Jede(r) auf ihre/seine Art einmalig. Brian Chase, der einarmig agierende Drummer. Meist zurückhaltend, wenn es drauf ankam allerdings ein Wirbelsturm am Schlagzeug. Nick Zinner, der ganz in schwarz gekleidete Gitarrist. Ein Zauberer seines Faches, der hin und wieder irgendetwas zu spielen schien, schlussendlich mit seinem Breitwand- Sound aber immer goldrichtig lag. Karen O, Frontfrau und unbestrittener Mittelpunkt. Nicht nur wegen ihrer sensationellen Schreistimme. Wie eine Wildkatze im Käfig schlich sie in ihrem Achtziger-Jahre-Aerobic-Outfit mit Umhang und Maske auf der Bühne umher. Mal Wasser spukend, dann wieder auf dem Boden rekelnd. Stets bedacht auf betont theatralische Posen. Immer mit einem schelmischen Grinsen im grell geschminkten Gesicht. Ein echter Hingucker, die Dame. Wie ich überhaupt selten zuvor eine Live-Band gesehen habe, deren Performance dermaßen spannend zu beobachten war. Und das ohne großen Firlefanz. Da machte es dann auch nichts, dass die letzte Zugabe ihres Sets - mit den Herren von TV On The Radio als Background-Sänger - doch merklich in die Hosen ging. Die YYY wurden trotzdem abgefeiert. Scheinbar hatte man nicht nur meine Erwartungen übertroffen.
Full Hit Of Summer:
Yeah Yeah Yeahs / Dirty Pretty Things / TV On The Radio /
You Say Party! We Say Die!
29.08.2006 - Wien, Arena (Open-Air).
[Review: Yeah Yeah Yeahs - Show Your Bones]
[Review: TV On The Radio - Return To Cookie Mountain]
[Review: TV On The Radio - Desperate Youth, Blood Thirsty Babes]
wasix - 30. Aug, 18:58 - [2006 Konzerte]
turntable - 10. Sep, 13:37:
mir persönlich war es zu kalt, aber es war ein tolles konzert.tv hatte meiner meinung nach den schlechtesten sound von allen - leider.
nebenbei; hieß es 03 mit mother tongue, biffy clyro, cooper temple clause, disturbed und den queens nicht schon "full hit"?
grüße
wasix - 10. Sep, 14:13:
echt wahr?
siehste: ist an mir vorbeigerauscht. trotz qotsa und tctc. zumindestens kann ich mich daran gar nicht mehr erinnern. schlimm genug... ;-)das mit dem schlechten sound hatten viele zu bekrittlen. fand das alles gar nicht sooo übel. hatte da schon wesentlich schlimmeres erlebt...
turntable - 10. Sep, 14:20:
kein problem, ich bin mir ja auch nicht sicher. glaube aber es hat so geheißen, weil es auch zu den queens gepaßt hat (feel good hit of the summer), oder gerade deswegen.die things hatten z.b. einen guten full frontal sound und bei den tvs wußte man nicht ob das jetzt noch der soundcheck oder bereits das konzert ist.
grüße
wiesengrund - 10. Sep, 14:24:
wobei...
...ich ja gerade das ja doch mochte bei TVOTR. auch wenn das nicht meine musik ist, fand ich ihr schwebgedröhne und ihren soundcheck-charakter recht unterhaltsam.
wasix - 10. Sep, 14:27:
stimmt
da wird man noch so richtig schön zugedröhnt. gehört zu ihrem sound. passt auch live.