... dann muss ich dabei sein. Seien die Umstände noch so widrig. Nur soviel: The Raconteurs brachten die Arena zum Schwitzen. Ausgiebigst. Und das lag nicht nur an der Affenhitze.
"No Support Band" stand es da, an den Eingangstoren zur großen Halle der Arena. Was darauf zurückzuführen war, dass sich The Raconteurs dieser Tage vorwiegend auf Festivals herumtreiben und bloß zwischendurch bei Indoor-Veranstaltungen anzutreffen sind. Welche dann auch meist kurzfristig in den Tourkalender eingeschoben wurden. Umso bemerkenswerter das Zustandekommen des Wien-Konzertes. Umso tragischer aber auch die Tatsache, dass die Arena gleich neben der erwähnten Halle ein wunderbares Freiluftgelände aufweist, dieses aber nur an lange davor festgelegten Terminen genutzt werden darf. Da half es auch nichts, dass sich The Raconteurs den bislang wärmsten Tag dieses Sommers für ihr Stelldichein aussuchten. Der Gig musste in der heißesten Konzerthalle auf diesem Planeten durchgezogen werden. Vor ausverkauftem Haus, was das Ganze noch schweißtreibender machte. Ein einziger Leidensweg. Noch dazu mit Ansage. Da können schon mal Zweifel aufkommen. Muss man sich das wirklich antun? Ja. Bei Jack White muss man. So rafft man sich schlussendlich doch auf und stellt sich der Hitzeschlacht. Bestmöglich vorbereitet. Also auch dementsprechend gekleidet. In diesem Fall möglichst gar nicht. Des weiteren: Trinken, viel trinken. Auch wenn man dabei zum lebenden Sprinkler mutiert. Außerdem: Wenig bewegen. Bei einem Rock-Konzert, wo die Band nicht vollkommen versagt, nicht ganz so leicht. Da muss man schon mal mitwippen. Wahlweise auch mitzucken. Nur ganz so weit, wie bei den pogenden Jungspunden in den ersten Reihen, muss es inzwischen dann doch nicht mehr gehen. Früher - was allerdings auch schon gefühlte Lichtjahre her ist - hat man sich in solch einem Rahmen auch gerne mal ausgetobt. Aber heute? Da verspürt man schon Erleichterung, wenn man im Vorfeld des vermeintlichen Konzertvergnügens erfährt, dass man sich die Vorband erspart.
Man könnte meinen, dass unter solchen Umständen die Akteure auf der Bühne noch mehr zu leiden hatten. Allein der Scheinwerfer wegen. Im Grunde war es auch so. Mit einer Ausnahme. Hatte doch gerade der Herr an den Drums den besten Platz an diesem Abend erwischt. Ein Ventilator machte es möglich, dass Patrick Keeler der Einzige in der Halle war, der nicht auszulaufen schien. Ganz im Gegensatz zu seinen Bandkollegen. Was diese aber nicht davon abhielt, es ordentlich krachen zu lassen. Viel mehr als man es aufgrund ihres Debütalbums erwarten durfte. "Broken Boy Soldiers" mag zwar "ein bunter Haufen feiner, kleiner Kompositionen sein, wo sich unterschiedlichste Stilrichtungen die Hand geben", eines jener typischen Rock-Alben ist es jedoch nicht. Was einem Jack White aber nicht daran hindern kann, es im Live-Kontext - trotz bleibendem Wiedererkennungswert - zu einem solchen werden zu lassen. Dafür ist er einfach zu sehr Rampensau. Ohne Ekstase geht nichts. Und so war es auch diesmal der pure Wahnsinn, ihm beim Gitarrespielen zuzuschauen. Der Mann hat den Blues. Vor allem aber rockt er. Egal ob nun mit E- oder Akustikgitarre. Passend dazu erwies sich die Darbietung an diesem Abend nicht nur als schweißtreibend, nein, The Raconteurs sorgten auch für so manch Ohrenbetäubendes. Nur gut, dass der anfängliche Soundbrei nach zwei, drei Stücken dann doch merklich differenzierter aus den Boxen dröhnte. Für das obligatorische Ohrensausen danach reichte es allemal. Gehört dazu.
Entgegen aller Befürchtungen weiteten The Raconteurs ihr Repertoire an diesem Abend von 34 Minuten - ein Longplayer mit gerade mal zehn Songs - auf fast eine ganze Stunde aus. Nicht nur, dass die Band die meisten Album-Tracks etwas ausschweifender zum Besten gab, nahm man auch die eine oder andere Cover-Version in die Setlist auf. Beispielsweise "It Ain't Easy" von David Bowie (im originalen Original von Ron Davies). Täuschend echt zum Besten gegeben von dem an dieser Stelle natürlich auch noch erwähnten Brendan Benson, der sich - ganz der Band-Maxime entsprechend - mit seinem "Best Buddy" die Frontmann- und Gitarristenrolle teilte, mit Fortdauer der Show dann aber doch zumeist mit der "zweiten Geige" zufrieden gab. Denn eines war bei diesem Konzert offensichtlich: Der Ober-Raconteur ist Jack White. Da kann er uns in Interviews noch so sehr vom Gegenteil überzeugen wollen. Das mag auf der Bühne deutlicher zum Tragen kommen. Zu dominant ist dort seine Performance, als dass ein sinnloses In-den-Vordergrund-Drängen seines "besten Kumpels" oder der beiden Greenhornes Sinn gemacht hätte. Die gute Meg weiß davon zu berichten. In diesem Zusammenhang: Bestes Rock-Konzert seit den White Stripes im WUK vor drei Jahren. Das mit dem Schwitzen war damals übrigens ganz ähnlich.
The Raconteurs
26.06.2006 - Wien, Arena.
[theraconteurs.com]
"No Support Band" stand es da, an den Eingangstoren zur großen Halle der Arena. Was darauf zurückzuführen war, dass sich The Raconteurs dieser Tage vorwiegend auf Festivals herumtreiben und bloß zwischendurch bei Indoor-Veranstaltungen anzutreffen sind. Welche dann auch meist kurzfristig in den Tourkalender eingeschoben wurden. Umso bemerkenswerter das Zustandekommen des Wien-Konzertes. Umso tragischer aber auch die Tatsache, dass die Arena gleich neben der erwähnten Halle ein wunderbares Freiluftgelände aufweist, dieses aber nur an lange davor festgelegten Terminen genutzt werden darf. Da half es auch nichts, dass sich The Raconteurs den bislang wärmsten Tag dieses Sommers für ihr Stelldichein aussuchten. Der Gig musste in der heißesten Konzerthalle auf diesem Planeten durchgezogen werden. Vor ausverkauftem Haus, was das Ganze noch schweißtreibender machte. Ein einziger Leidensweg. Noch dazu mit Ansage. Da können schon mal Zweifel aufkommen. Muss man sich das wirklich antun? Ja. Bei Jack White muss man. So rafft man sich schlussendlich doch auf und stellt sich der Hitzeschlacht. Bestmöglich vorbereitet. Also auch dementsprechend gekleidet. In diesem Fall möglichst gar nicht. Des weiteren: Trinken, viel trinken. Auch wenn man dabei zum lebenden Sprinkler mutiert. Außerdem: Wenig bewegen. Bei einem Rock-Konzert, wo die Band nicht vollkommen versagt, nicht ganz so leicht. Da muss man schon mal mitwippen. Wahlweise auch mitzucken. Nur ganz so weit, wie bei den pogenden Jungspunden in den ersten Reihen, muss es inzwischen dann doch nicht mehr gehen. Früher - was allerdings auch schon gefühlte Lichtjahre her ist - hat man sich in solch einem Rahmen auch gerne mal ausgetobt. Aber heute? Da verspürt man schon Erleichterung, wenn man im Vorfeld des vermeintlichen Konzertvergnügens erfährt, dass man sich die Vorband erspart.
Man könnte meinen, dass unter solchen Umständen die Akteure auf der Bühne noch mehr zu leiden hatten. Allein der Scheinwerfer wegen. Im Grunde war es auch so. Mit einer Ausnahme. Hatte doch gerade der Herr an den Drums den besten Platz an diesem Abend erwischt. Ein Ventilator machte es möglich, dass Patrick Keeler der Einzige in der Halle war, der nicht auszulaufen schien. Ganz im Gegensatz zu seinen Bandkollegen. Was diese aber nicht davon abhielt, es ordentlich krachen zu lassen. Viel mehr als man es aufgrund ihres Debütalbums erwarten durfte. "Broken Boy Soldiers" mag zwar "ein bunter Haufen feiner, kleiner Kompositionen sein, wo sich unterschiedlichste Stilrichtungen die Hand geben", eines jener typischen Rock-Alben ist es jedoch nicht. Was einem Jack White aber nicht daran hindern kann, es im Live-Kontext - trotz bleibendem Wiedererkennungswert - zu einem solchen werden zu lassen. Dafür ist er einfach zu sehr Rampensau. Ohne Ekstase geht nichts. Und so war es auch diesmal der pure Wahnsinn, ihm beim Gitarrespielen zuzuschauen. Der Mann hat den Blues. Vor allem aber rockt er. Egal ob nun mit E- oder Akustikgitarre. Passend dazu erwies sich die Darbietung an diesem Abend nicht nur als schweißtreibend, nein, The Raconteurs sorgten auch für so manch Ohrenbetäubendes. Nur gut, dass der anfängliche Soundbrei nach zwei, drei Stücken dann doch merklich differenzierter aus den Boxen dröhnte. Für das obligatorische Ohrensausen danach reichte es allemal. Gehört dazu.
Entgegen aller Befürchtungen weiteten The Raconteurs ihr Repertoire an diesem Abend von 34 Minuten - ein Longplayer mit gerade mal zehn Songs - auf fast eine ganze Stunde aus. Nicht nur, dass die Band die meisten Album-Tracks etwas ausschweifender zum Besten gab, nahm man auch die eine oder andere Cover-Version in die Setlist auf. Beispielsweise "It Ain't Easy" von David Bowie (im originalen Original von Ron Davies). Täuschend echt zum Besten gegeben von dem an dieser Stelle natürlich auch noch erwähnten Brendan Benson, der sich - ganz der Band-Maxime entsprechend - mit seinem "Best Buddy" die Frontmann- und Gitarristenrolle teilte, mit Fortdauer der Show dann aber doch zumeist mit der "zweiten Geige" zufrieden gab. Denn eines war bei diesem Konzert offensichtlich: Der Ober-Raconteur ist Jack White. Da kann er uns in Interviews noch so sehr vom Gegenteil überzeugen wollen. Das mag auf der Bühne deutlicher zum Tragen kommen. Zu dominant ist dort seine Performance, als dass ein sinnloses In-den-Vordergrund-Drängen seines "besten Kumpels" oder der beiden Greenhornes Sinn gemacht hätte. Die gute Meg weiß davon zu berichten. In diesem Zusammenhang: Bestes Rock-Konzert seit den White Stripes im WUK vor drei Jahren. Das mit dem Schwitzen war damals übrigens ganz ähnlich.
The Raconteurs
26.06.2006 - Wien, Arena.
[theraconteurs.com]
wasix - 1. Jul, 09:37 - [2006 Konzerte]