"He Poos Clouds" ist eitel und maßlos selbstverliebt. Eben beste Final Fantasy-Ware. Ein Album, wo man beim Konsum so wenig wie möglich atmen sollte, um auch ja nicht zu stören.
Ich bleibe dabei: Live ist Owen Pallett noch um eine Klasse besser als auf Platte. Wer sein Debutalbum "Has A Good Home" kennt, aber noch keines seiner Konzerte gesehen hat, mag solch eine Aussage als unmöglich abtun. Eine Steigerung zu diesem wunderbar fragilen - von mir im vergangenen Jahr doch eher links liegen gelassenen und gerade mal an dieser Stelle gehuldigten - Meisterwerk? Anfangs war auch ich misstrauisch. Schon wieder so ein vermeintliches Genie, das die Musikkritiker mit etwas "Neuem" ködert und allerorts gehypt wird. Wenn auch nur im etwas kleineren Rahmen. Und mit der nicht ganz unbedeutenden Nebenerscheinung, dass die Musikkritiker anfangs Leute aus der Blogger-Sphäre waren. Funktioniert hat es trotzdem.
Beim ersten Mal war ich noch zu sehr verwundert, als dass ich die musikalische Qualität des Gehörten richtig einordnen konnte. Vor allem wegen dieser "eigenwilligen Symbiose aus Pop, Klassik und Sample-Technologie", die man von Final Fantasy im Vorprogramm von Arcade Fire zu Ohren (und Augen) bekam. Auf solch eine geballte Ladung sollte man vorbereitet sein. Beim zweiten Mal war das alles dann schon wesentlich besser. Folglich auch der Genuss größer. Was nichts daran änderte, dass es für mich immer noch einer Sensation gleichkam, wie der Mann mit der Violine es schaffte mittels eines Loop-Pedals komplexeste Songstrukturen in sich greifen zu lassen: "Schaurig-schön und herzbrecherisch zugleich". Dem gab es beim erst unlängst geschehenen dritten Mal nichts mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass Owen Pallett inzwischen problemlos die Szene Wien füllt, er sich diesmal seine Darbietung optisch mit bewegten Bildern mittels bemalter Folien auf einem Overhead-Projektor untermalen ließ und mir dieses Konzert trotz größerem Umfeld noch intimer und folglich noch intensiver erschien als die beiden Male davor. Das Cover von Bloc Partys "This Modern Love" spielte er übrigens auch diesmal. Als Zugabe. Wenn das mal nicht die besten Live-Momente des Jahres waren.
An diesem Abend gab es im Vorraum zur Konzerthalle bereits die Möglichkeit das zweite - dieser Tage auch hierzulande veröffentlichte - Final Fantasy-Album käuflich zu erwerben. Neu war dessen Inhalt wohl nur den wenigsten Anwesenden. Ist "He Poos Clouds" doch bereits vor knapp zwei Monaten geleakt. Wogegen Herr Pallett gar nicht mal etwas einzuwenden hat. Im Gegenteil. War er es doch, der sobald das Teil fertig war, CD-R's gebrannt und in seinem Umfeld verteilt hat. Nach dem Motto: "It's bad for record companies but it's totally good for musicians". Was sich im Vergleich zum Vorgänger verändert hat? Owen Pallett hat sämtliche Stücke für Stimme und Streichquartett konzipiert. Man stelle sich ein Kammermusikorchester vor. Keine Drums. Bass nur auf einem Stück. Und das soll gar nicht mal einer sein, sondern nur so klingen. Die von Pallett genannten Einflüsse: "Your Blues" von Destroyer, die russische Komponistin Galina Ustvolskaya und - rein technisch gesehen - diverse Streichquartette von Bela Bartok. Die Erweiterung um sinfonischere Sounds hat zur Folge, dass sich "He Poos Clouds" noch mehr als sein Vorgänger vom Indie-Pop entfernt und sich der Klassik nähert. Dazu passt Palletts Falsett-Gesang natürlich perfekt. Das macht die ohnehin gefühlvollen Stücke mit all ihren cleveren Harmonie- und Tempowechseln nur noch kitschiger. So richtig schön melodramatisch. Einfach fabulös, dieser Kanadier.
[Interview: Final Fantasy]
Final Fantasy
19.05.2006 - Wien, Szene.
[Review: .txt]
Final Fantasy
He Poos Clouds
22.05.2006
[finalfantasyeternal.com]
[tomlab.com]
Ich bleibe dabei: Live ist Owen Pallett noch um eine Klasse besser als auf Platte. Wer sein Debutalbum "Has A Good Home" kennt, aber noch keines seiner Konzerte gesehen hat, mag solch eine Aussage als unmöglich abtun. Eine Steigerung zu diesem wunderbar fragilen - von mir im vergangenen Jahr doch eher links liegen gelassenen und gerade mal an dieser Stelle gehuldigten - Meisterwerk? Anfangs war auch ich misstrauisch. Schon wieder so ein vermeintliches Genie, das die Musikkritiker mit etwas "Neuem" ködert und allerorts gehypt wird. Wenn auch nur im etwas kleineren Rahmen. Und mit der nicht ganz unbedeutenden Nebenerscheinung, dass die Musikkritiker anfangs Leute aus der Blogger-Sphäre waren. Funktioniert hat es trotzdem.
Beim ersten Mal war ich noch zu sehr verwundert, als dass ich die musikalische Qualität des Gehörten richtig einordnen konnte. Vor allem wegen dieser "eigenwilligen Symbiose aus Pop, Klassik und Sample-Technologie", die man von Final Fantasy im Vorprogramm von Arcade Fire zu Ohren (und Augen) bekam. Auf solch eine geballte Ladung sollte man vorbereitet sein. Beim zweiten Mal war das alles dann schon wesentlich besser. Folglich auch der Genuss größer. Was nichts daran änderte, dass es für mich immer noch einer Sensation gleichkam, wie der Mann mit der Violine es schaffte mittels eines Loop-Pedals komplexeste Songstrukturen in sich greifen zu lassen: "Schaurig-schön und herzbrecherisch zugleich". Dem gab es beim erst unlängst geschehenen dritten Mal nichts mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass Owen Pallett inzwischen problemlos die Szene Wien füllt, er sich diesmal seine Darbietung optisch mit bewegten Bildern mittels bemalter Folien auf einem Overhead-Projektor untermalen ließ und mir dieses Konzert trotz größerem Umfeld noch intimer und folglich noch intensiver erschien als die beiden Male davor. Das Cover von Bloc Partys "This Modern Love" spielte er übrigens auch diesmal. Als Zugabe. Wenn das mal nicht die besten Live-Momente des Jahres waren.
An diesem Abend gab es im Vorraum zur Konzerthalle bereits die Möglichkeit das zweite - dieser Tage auch hierzulande veröffentlichte - Final Fantasy-Album käuflich zu erwerben. Neu war dessen Inhalt wohl nur den wenigsten Anwesenden. Ist "He Poos Clouds" doch bereits vor knapp zwei Monaten geleakt. Wogegen Herr Pallett gar nicht mal etwas einzuwenden hat. Im Gegenteil. War er es doch, der sobald das Teil fertig war, CD-R's gebrannt und in seinem Umfeld verteilt hat. Nach dem Motto: "It's bad for record companies but it's totally good for musicians". Was sich im Vergleich zum Vorgänger verändert hat? Owen Pallett hat sämtliche Stücke für Stimme und Streichquartett konzipiert. Man stelle sich ein Kammermusikorchester vor. Keine Drums. Bass nur auf einem Stück. Und das soll gar nicht mal einer sein, sondern nur so klingen. Die von Pallett genannten Einflüsse: "Your Blues" von Destroyer, die russische Komponistin Galina Ustvolskaya und - rein technisch gesehen - diverse Streichquartette von Bela Bartok. Die Erweiterung um sinfonischere Sounds hat zur Folge, dass sich "He Poos Clouds" noch mehr als sein Vorgänger vom Indie-Pop entfernt und sich der Klassik nähert. Dazu passt Palletts Falsett-Gesang natürlich perfekt. Das macht die ohnehin gefühlvollen Stücke mit all ihren cleveren Harmonie- und Tempowechseln nur noch kitschiger. So richtig schön melodramatisch. Einfach fabulös, dieser Kanadier.
[Interview: Final Fantasy]
Final Fantasy
19.05.2006 - Wien, Szene.
[Review: .txt]
Final Fantasy
He Poos Clouds
22.05.2006
[finalfantasyeternal.com]
[tomlab.com]
wasix - 27. Mai, 19:44 - [2006 Platten]
srocca - 28. Mai, 20:55:
Final Fantasy live
Ich bin ganz deiner Meinung. Final Fantasy muss man einfach auch live gesehen haben. Es ist unglaublich, was Owen Pallett alleine auf der Bühne mit Geige und Gesang zustande bringt. Das soll jetzt aber bitte niemanden davon abhalten, die CD's einzukaufen. Auf dass er uns noch lange erhalten bleibt!
wasix - 29. Mai, 11:19:
qualität muss sich einfach durchsetzen...
ich glaube fest daran. owen pallett ist für mich das beste beispiel eines künstlers, der von online-tauschbörsen nur profitieren kann. ohne die hilfe dieser wäre es wohl kaum möglich gewesen, seine doch etwas "andere" musik einer so großen menge - zumindestens in so kurzer zeit - näher zu bringen. und dass das interesse immer größer wird, zeigt allein der stetig steigende besucherandrang bei seinen konzerten. richtigerweise macht sich herr pallett auch gar nicht mal so große sorgen, wenn sein neues album schon wochen vor dem release leakt, sondern fördert - in einem gewissen maß - das ganze sogar noch. recht hat er...