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Jack ohne Meg. Stattdessen macht der White Stripes-Frontmann mit seinem besten Kumpel Brendan Benson und zwei Greenhornes rum. Als The Raconteurs. Oder auch The Saboteurs.

Jack Lawrence (Bass) - Brendan Benson (Gesang, Gitarre, Keyboard) - Jack White (Gesang, Gitarre, Keyboard) - Patrick Keeler (Drums) "Dual vocals, dual lead guitars, dual songwriting duties." Jack White betritt Neuland. Keine Alleinherrschaft mit weiblichem Schlagzeuger-Aufputz. Bei seiner neuen Band bzw. Sideproject bzw. Indie-Supergroup ist er bloß einer von vier - mehr oder weniger - gleichwertigen Mitgliedern. The Raconteurs - in Australien wegen Namensgleichheit mit einer dort ansässigen Jazz-Formation in The Saboteurs umbenannt - bestehen neben White noch aus dessen langjährigem Freund Brendan Benson sowie Jack Lawrence (Bass) und Patrick Keeler (Drums) von den Greenhornes, unlängst noch Support-Act der White Stripes. Die Geschichte der Band-Entstehung besagt folgendes: Vor gar nicht allzu langer Zeit saßen Jack und Brendan im East Grand Studio in Detroit - oder war es doch auf einem Dachboden? - und jammten ein wenig herum. Daraus entstand so nebenbei ihr erster gemeinsamer Song, später dann auch Debut-Single von The Raconteurs: "Steady, As She Goes". Kein Blues-Rock-Gerumpel. Dafür umso mehr Pop. Großer Pop. Absolut perfekter Pop. Ein Monster von einem Ohrwurm, das sich regelrecht in den Gehörgängen festsetzt. Und vor allem Lust auf mehr macht. [Videoclip, Regie: Jim Jarmusch]

Man kann über The Raconteurs denken, was man will, eines ist jedoch unumstößlich: Ihre Website ist genial. Nerdig cool. Irgendwie DOS-like. Nur mit der Tastatur bedienbar. Retro durch und durch. Was auch perfekt zum Debutalbum der Band passt. Ein klassische Pop/Rock-Platte. Ohne viel Schnickschnack. Gitarren, Bass, Drums, ein paar Keyboards, das war's schon. Mehr ist nicht von Nöten. Trotzdem ist "Broken Boy Soldiers" alles andere als eintönig. Vielmehr ein bunter Haufen feiner, kleiner Kompositionen, wo sich unterschiedlichste Stilrichtungen die Hand geben: Power-Pop, Singer/Songwriter-Kram, LoFi-Blues, Psychedelic-Rock. Alles sehr stark angehaucht vom nostalgiebehafteten Sound der großen Sechziger- und Siebziger-Jahre-Bands. So ist beispielsweise beim Titelsong der Einfluss von Led Zeppelin unverkennbar. Und "Together" könnte durchaus auch aus der Feder von Lennon/McCartney stammen. Das Meiste auf "Broken Boy Soldiers" wirkt eingängig und verspielt, kann aber auch schon mal schrill und verrückt ("Intimate Secretary") oder experimentell und düster ("Blue Veins") rüberkommen. Eine interessante Mischung. Da stört es auch nicht weiter, dass "Broken Boy Soldiers" mit gerade mal 34 Minuten etwas kurz geraten ist.

Jack White ist zweifelsohne ein umsichtiger Mann. Wenn er sich schon auf einen kreativen Gegenpol einlässt, dann nur auf solch einen, der nicht bloß dagegensteuert, sondern auch als artverwandt und schlussendlich doch eher ergänzend durchgeht. Brendan Benson passt da perfekt ins Anforderungsprofil. Auf der einen Seite das Rohe von White, auf der anderen Seite das Harmonieverliebte von Benson. Bei "Broken Boy Soldiers" in Einklang gebracht. Das funktioniert sogar beim wechselnden Lead-Gesang. Der Kontrast von Bensons zu Whites Stimme kann man durchwegs als angenehm bezeichen. Und wenn die Beiden auch noch so ganz nebenbei gemeinsam im Stande sind zehn Songs dieser Qualität zu schreiben und einzuspielen, dann kann man als White Stripes-Fan durchaus darüber hinwegsehen, dass sein Idol ein sehr gutes, wenn auch kein Über-Drüber-Album aufgenommen hat, das doch eher wenig mit der Musik dieser wunderbaren Band in den rot-weiß-schwarzen Klamotten gemein hat.

[Live: Arena, Wien - 26.06.2006]

The Raconteurs: Broken Boy SoldiersThe Raconteurs
Broken Boy Soldiers
15.05.2006


[theraconteurs.com]