Franz Ferdinand waren in Wien. Mein drittes Aufeinandertreffen mit einer der besten, wenn nicht der besten Pop-Band unserer Tage. Natürlich hat es auch diesmal geregnet. Wen wundert's? Bei Schotten...
Die Erfolgsgeschichte von Franz Ferdinand in drei Abschnitten. Anhand von Konzerten und den damit verbundenen Locations. Gesehen in einem Zeitraum von gut eineinhalb Jahren. Das erste Mal im Mai 2004: Drei Monate waren seit der Veröffentlichung ihres Debutalbums vergangen. Allerorts wurde es hochgejubelt. Hype ohne Ende. Und das auch noch vollkommen zurecht. Das erste Österreich-Gastspiel von Franz Ferdinand wurde zum Kult-Event. Man musste schnell sein, anderenfalls gab es keine Tickets mehr. Dabei hatte man den Gig ohnehin bereits vom Flex auf das Open-Air-Gelände der Arena verlegt.
Das zweite Konzert stand bereits drei Monate später auf dem Programm. Beim "Two Days A Week" in Wiesen. Mit den schottischen Kunststudenten in der Pole Position. Franz Ferdinand waren bereits für die Rolle des Headliners eingeteilt. Und das bei einem Line-Up mit Kings Of Leon, dEUS und Supergrass. Man hatte sich zu einer festen Größe in der Welt des Indie-Pop gemausert. Mit gerade mal einem Album und nicht mal einer Handvoll Singles.
Halbleer oder doch eher halbvoll?
Mehr als ein Jahr später: Franz Ferdinand haben inzwischen ihr zweites Album auf den Markt gebracht. Natürlich werden die vier sympathischen Schotten nun verstärkt mit Missgunst konfrontiert. Die Kritiken zu "You Could Have It So Much Better" sind nicht mehr ganz so überschwänglich wie beim Debut. Mal ehrlich: Alles andere hätte auch überrascht. Nichtsdestotrotz haben Franz Ferdinand mit ihrem Zweitwerk einen würdigen Nachfolger zu einem Klassiker abgeliefert. Ein Album, bei dem man sich seitens der Plattenfirma natürlich einiges erwartete. Ebenso wie bei den Veranstaltern der dazugehörigen Tournee. Und so wurde das dritte Österreich-Konzert von Franz Ferdinand in der altehrwürdigen Stadthalle angesetzt.
Zugegeben: Die Jungs sind verdammt gut. Und sehr beliebt. Natürlich reichen da keine kleinen Clubs mehr. Und die Sommer-Arena ist im Dezember eher ungeeignet. Da die Weltstadt Wien aber keine Halle zwischen Gasometer und Stadthalle zu bieten hat, musste man scheinbar den Versuch starten die Räumlichkeiten letzterer zu füllen. Und soweit sind Franz Ferdinand nun wirklich noch nicht. Ich hätte mich ja gerne eines Besseren belehren lassen, schlussendlich waren es dann aber doch "nur" 6.000 Besucher. Was einer beachtlichen Menge gleichkommen würde, wäre es nicht eine Halle dieser Größenordnung, die folglich auch halbleer bleiben musste. Mit abgehängten Sitzplatz-Rängen. Ein etwas merkwürdiger Anblick und wahrlich kein schönes Ambiente.
Die Thronfolger und ihre Erben.
Franz Ferdinand haben ihn zwar keinesfalls erfunden, dafür aber zweifelsohne wiederbelebt. Gemeint ist jene Form von intelligentem Gitarren-Pop, der sich so gerne am Fundus des New Wave der Achtziger Jahre bedient und in den letzten beiden Jahren so hoch im Kurs stand. Und immer noch steht. Da musste man gar nicht lange danach suchen, die Bands waren ohnehin allgegenwärtig. Unmöglich nicht von ihnen gehört zu haben, all den Killers, Bloc Partys, Braverys, Maximo Parks und Editors dieser Welt. Eine Auflistung, die sich problemlos fortführen ließe. Beispielsweise mit The Rakes, die 2005 die eine oder andere bemerkenswerte Single vorlegten. Ebenso ihr Erstlingswerk "Capture / Release". Und weil man gerne mit Gleichgesinnten auf Tour geht, spielten The Rakes im Vorprogramm von Franz Ferdinand. So auch in Wien. Wobei das Londoner Quartett mit ihrer lässig zackigen Performance einen wirklich guten Job ablieferte. Auch wenn die Akustik in der Halle zu diesem Zeitpunkt alles andere als überzeugend war. Wie auch immer. Als Headliner in einem etwas kleineren Rahmen könnte ich mir The Rakes sehr gut vorstellen. Wer Zeit, Lust und Laune hat: 3. März 2006 im Orpheum in Graz. Vielleicht kommt ja auch noch ein Wien-Termin dazu.
Eineinhalb Stunden Greatest Hits.
Franz Ferdinand sind inzwischen soetwas wie richtige Pop-Stars. Dazu stehen sie auch. Und wenn man schon in großen Konzerthallen spielen darf, dann muss man das Drumherum eines Live-Gigs etwas umfangreicher gestalten. Obwohl man im Vergleich zu ähnlich "großen" Bands immer noch einen Hauch von Minimalismus versprüht. Da waren also diese vier überdimensionalen roten Fahnen im Bühnehintergrund, die je nach Bedarf gedreht werden konnten und folglich das Cover der neuen Platte oder die Antlitze der vier Bandmitglieder zeigten. Dazu kamen noch Unmengen an Scheinwerfern. Wirklich dunkel war es an diesem Abend in der Stadthalle eigentlich nie. Im Gegenteil. Auf Videoleinwände hat man hingegen verzichtet. Aus welchen Gründen auch immer. Schade eigentlich. Hin und wieder hätte etwas mehr Einblick auf das Bühnengeschehen sicher nicht geschadet. Dabei gab es von Herrn Kapranos und seinen Mitstreitern doch das ein oder andere Mal so schöne Posen zu begutachten.
Musikalisch boten Franz Ferdinand das erwartete Greatest Hits-Programm. Natürlich. Etwas anderes ist auch gar nicht möglich. Zwei Alben, beide voll mit Gassenhauern. So muss auch im Live-Kontext eine Hymne auf die andere folgen. Welche dann auch so punktgenau wie nur möglich zum Besten gegeben wurden. Inklusive jeder Menge scharf vorgetragener Gitarrenriffs und kantiger Taktwechsel. Dass Franz Ferdinand inzwischen aber auch anders können, bewiesen sie mit einer kurzen Akustik-Einlage. Zwei Songs lang - "Walk Away" und "Eleanor Put Your Boots On" - schraubte man die Gangart etwas zurück. Eine durchaus positive Überraschung, bei der schon mal der Drummer zum Gitarristen umfunkioniert wurde und ein fünfter, mir unbekannter Musiker den Platz hinter dem Schlagzeug einnahm. Das begann leise, hat sich zum Ende hin aber fulminant gesteigert. Was auch für den gesamten Gig gilt. Denn spätestens der Abschluss mit „This Fire“ kam einem absoluten Konzert-Highlight dieses Jahres gleich. Es sollte jedenfalls eine Zeit lang dauern, bis ich nach diesen 90 Minuten das breite Grinsen in meinem Gesicht endlich wieder wegbekam.
Franz Ferdinand / The Rakes
15.12.2005 - Wien, Stadthalle.
[franzferdinand.co.uk]
[therakes.co.uk]
Die Erfolgsgeschichte von Franz Ferdinand in drei Abschnitten. Anhand von Konzerten und den damit verbundenen Locations. Gesehen in einem Zeitraum von gut eineinhalb Jahren. Das erste Mal im Mai 2004: Drei Monate waren seit der Veröffentlichung ihres Debutalbums vergangen. Allerorts wurde es hochgejubelt. Hype ohne Ende. Und das auch noch vollkommen zurecht. Das erste Österreich-Gastspiel von Franz Ferdinand wurde zum Kult-Event. Man musste schnell sein, anderenfalls gab es keine Tickets mehr. Dabei hatte man den Gig ohnehin bereits vom Flex auf das Open-Air-Gelände der Arena verlegt.
Das zweite Konzert stand bereits drei Monate später auf dem Programm. Beim "Two Days A Week" in Wiesen. Mit den schottischen Kunststudenten in der Pole Position. Franz Ferdinand waren bereits für die Rolle des Headliners eingeteilt. Und das bei einem Line-Up mit Kings Of Leon, dEUS und Supergrass. Man hatte sich zu einer festen Größe in der Welt des Indie-Pop gemausert. Mit gerade mal einem Album und nicht mal einer Handvoll Singles.
Halbleer oder doch eher halbvoll?
Mehr als ein Jahr später: Franz Ferdinand haben inzwischen ihr zweites Album auf den Markt gebracht. Natürlich werden die vier sympathischen Schotten nun verstärkt mit Missgunst konfrontiert. Die Kritiken zu "You Could Have It So Much Better" sind nicht mehr ganz so überschwänglich wie beim Debut. Mal ehrlich: Alles andere hätte auch überrascht. Nichtsdestotrotz haben Franz Ferdinand mit ihrem Zweitwerk einen würdigen Nachfolger zu einem Klassiker abgeliefert. Ein Album, bei dem man sich seitens der Plattenfirma natürlich einiges erwartete. Ebenso wie bei den Veranstaltern der dazugehörigen Tournee. Und so wurde das dritte Österreich-Konzert von Franz Ferdinand in der altehrwürdigen Stadthalle angesetzt.
Zugegeben: Die Jungs sind verdammt gut. Und sehr beliebt. Natürlich reichen da keine kleinen Clubs mehr. Und die Sommer-Arena ist im Dezember eher ungeeignet. Da die Weltstadt Wien aber keine Halle zwischen Gasometer und Stadthalle zu bieten hat, musste man scheinbar den Versuch starten die Räumlichkeiten letzterer zu füllen. Und soweit sind Franz Ferdinand nun wirklich noch nicht. Ich hätte mich ja gerne eines Besseren belehren lassen, schlussendlich waren es dann aber doch "nur" 6.000 Besucher. Was einer beachtlichen Menge gleichkommen würde, wäre es nicht eine Halle dieser Größenordnung, die folglich auch halbleer bleiben musste. Mit abgehängten Sitzplatz-Rängen. Ein etwas merkwürdiger Anblick und wahrlich kein schönes Ambiente.
Die Thronfolger und ihre Erben.
Franz Ferdinand haben ihn zwar keinesfalls erfunden, dafür aber zweifelsohne wiederbelebt. Gemeint ist jene Form von intelligentem Gitarren-Pop, der sich so gerne am Fundus des New Wave der Achtziger Jahre bedient und in den letzten beiden Jahren so hoch im Kurs stand. Und immer noch steht. Da musste man gar nicht lange danach suchen, die Bands waren ohnehin allgegenwärtig. Unmöglich nicht von ihnen gehört zu haben, all den Killers, Bloc Partys, Braverys, Maximo Parks und Editors dieser Welt. Eine Auflistung, die sich problemlos fortführen ließe. Beispielsweise mit The Rakes, die 2005 die eine oder andere bemerkenswerte Single vorlegten. Ebenso ihr Erstlingswerk "Capture / Release". Und weil man gerne mit Gleichgesinnten auf Tour geht, spielten The Rakes im Vorprogramm von Franz Ferdinand. So auch in Wien. Wobei das Londoner Quartett mit ihrer lässig zackigen Performance einen wirklich guten Job ablieferte. Auch wenn die Akustik in der Halle zu diesem Zeitpunkt alles andere als überzeugend war. Wie auch immer. Als Headliner in einem etwas kleineren Rahmen könnte ich mir The Rakes sehr gut vorstellen. Wer Zeit, Lust und Laune hat: 3. März 2006 im Orpheum in Graz. Vielleicht kommt ja auch noch ein Wien-Termin dazu.
Eineinhalb Stunden Greatest Hits.
Franz Ferdinand sind inzwischen soetwas wie richtige Pop-Stars. Dazu stehen sie auch. Und wenn man schon in großen Konzerthallen spielen darf, dann muss man das Drumherum eines Live-Gigs etwas umfangreicher gestalten. Obwohl man im Vergleich zu ähnlich "großen" Bands immer noch einen Hauch von Minimalismus versprüht. Da waren also diese vier überdimensionalen roten Fahnen im Bühnehintergrund, die je nach Bedarf gedreht werden konnten und folglich das Cover der neuen Platte oder die Antlitze der vier Bandmitglieder zeigten. Dazu kamen noch Unmengen an Scheinwerfern. Wirklich dunkel war es an diesem Abend in der Stadthalle eigentlich nie. Im Gegenteil. Auf Videoleinwände hat man hingegen verzichtet. Aus welchen Gründen auch immer. Schade eigentlich. Hin und wieder hätte etwas mehr Einblick auf das Bühnengeschehen sicher nicht geschadet. Dabei gab es von Herrn Kapranos und seinen Mitstreitern doch das ein oder andere Mal so schöne Posen zu begutachten.
Musikalisch boten Franz Ferdinand das erwartete Greatest Hits-Programm. Natürlich. Etwas anderes ist auch gar nicht möglich. Zwei Alben, beide voll mit Gassenhauern. So muss auch im Live-Kontext eine Hymne auf die andere folgen. Welche dann auch so punktgenau wie nur möglich zum Besten gegeben wurden. Inklusive jeder Menge scharf vorgetragener Gitarrenriffs und kantiger Taktwechsel. Dass Franz Ferdinand inzwischen aber auch anders können, bewiesen sie mit einer kurzen Akustik-Einlage. Zwei Songs lang - "Walk Away" und "Eleanor Put Your Boots On" - schraubte man die Gangart etwas zurück. Eine durchaus positive Überraschung, bei der schon mal der Drummer zum Gitarristen umfunkioniert wurde und ein fünfter, mir unbekannter Musiker den Platz hinter dem Schlagzeug einnahm. Das begann leise, hat sich zum Ende hin aber fulminant gesteigert. Was auch für den gesamten Gig gilt. Denn spätestens der Abschluss mit „This Fire“ kam einem absoluten Konzert-Highlight dieses Jahres gleich. Es sollte jedenfalls eine Zeit lang dauern, bis ich nach diesen 90 Minuten das breite Grinsen in meinem Gesicht endlich wieder wegbekam.
Franz Ferdinand / The Rakes
15.12.2005 - Wien, Stadthalle.
[franzferdinand.co.uk]
[therakes.co.uk]
wasix - 17. Dez, 19:36 - [2005 Konzerte]