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Ein umwerfender Trailer ist noch lange kein Garant für einen ebensolchen Film. Obwohl ich bei "Nochnoi Dozor" die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben habe. Fortsetzung folgt.

Nochnoi DozorDie Verfilmung eines dreiteiligen Fantasy-Bestsellers, welche zum Kassenschlager wird. Hatten wir das nicht erst? Nun ja, zumindestens nicht in der Ostblock-Version. In Russland zählt Sergej Lukianenkos "Nochnoi Dozor" nicht nur zu den meistverkauftesten Büchern der letzten Jahre, sondern avancierte als Kino-Adaption in der vergangenen Saison auch noch zum größten Blockbuster des Landes. 16 Millionen US-Dollar wurden dabei umgesetzt. Das ist fast das Vierfache des Budgets, das Regisseur Timur Bekmambetov für die Umsetzung des Sci-Fi-Abenteuers zur Verfügung hatte. Für Hollywood-Verhältnisse wahrhaftig ein Mini-Budget, das man dem Film allerdings nicht wirklich ansieht. Soetwas verwundert die amerikanischen Filmbosse nicht nur, sondern veranlasste sie auch gleich dazu sich die internationalen Rechte zu sichern.

Nacht- versus Tagwache.

"Nochnoi Dozor" (zu deutsch: "Wächter der Nacht") erzählt die altbekannte Geschichte von der ewigen Feindschaft zwischen Gut und Böse und deren Kampf um die Vorherrschaft der Welt. In diesem Fall trafen sich die Krieger des Lichts und der Finsternis vor mehr als tausend Jahren zu einer großen Schlacht. Sieger gab es dabei allerdings keinen. So kam man zu einem Abkommen, welches besagt, dass das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse für immer erhalten bleiben soll. Kontrolliert wird der Pakt von den "Anderen". Das ist auf Seiten der Guten die Nacht- und auf Seiten der Bösen die Tagwache. In den Straßen des Moskau der Gegenwart sind es dabei vor allem die Wächter der Nacht, die mit übernatürlichen Kräften ausgestattet die Menschen vor der andauernden Bedrohung der dunklen Mächte - bestehend aus Vampiren, Gestaltwandlern, Hexen und Meistern der schwarzen Magie - beschützen müssen. Was bislang auch funktioniert hat, allerdings durch eine Prophezeiung bedroht wird. Eines Tages soll nämlich ein mächtiger "Anderer" kommen, der sich für eine der beiden Seiten entscheidet und damit das Gleichgewicht zerstört.

Man wird bei diesem Film das Gefühl nicht los, das Ganze schon mal gesehen zu haben. Nicht genau in dieser Zusammensetzung. Denn "Nochnoi Dozor" bedient sich auf durchaus geschickte Weise bei mehreren Genre-Hightlights der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte. Zuallererst fällt mir "Der Herr der Ringe" ein. Allein wegen der epischen Dreifach-Buchvorlage. Dann kommt aber gleich "Matrix" und "Blade". Dafür sorgen schon der "mächtige Andere" und die "bösen Vampire". Zu guter Letzt noch "Star Wars", aber das hat - ohne zuviel zu verraten - vor allem etwas mit dem Schluss des Films zu tun. Und bevor ich es vergesse: Die gute Sarah Michelle Gellar hat als Buffy auch einen Gastauftritt. Nun ja, soetwas ähnliches jedenfalls.

Ein Fantasy-Spektakel mit jeder Menge Fragezeichen.

Nur gut, dass ich an diesem Abend nicht allein im Kino war. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass meine Begleitung erst kurz davor das Buch zum Film gelesen hatte und somit bei mir - wenigsten nach dem Kinobesuch - hinsichtlich so mancher Ungereimtheit, die während der knapp zwei Stunden aufgekommen sind, für Aufklärung sorgen konnte. Denn "Nochnoi Dozor" mag noch so imposante Bilder zeigen (allein die rasanten Schnitte und gewagten Kamerfahrten sind das Ticket wert), das ein oder andere Mal stand ich bei dem verworrenen Erzählstil, oder zumindestens einzelnen Szenen, schlichtweg an. Teile des Films sind eigentlich nur zu verstehen, wenn man die Buchvorlage kennt. Wobei man sich die Sache mit dem Lesen eher vor dem Kinobesuch vornehmen sollte. Ein Allheilmittel zum Verstehen des Ganzen ist das allerdings auch nicht. Wie war das nochmal? Kommt der zweite Teil des Buches nun erst in der Fortsetzung vor? Oder wurde er einfach weggelassen?

Schuld an all dem sind natürlich die Amis. 20th Century Fox soll das russische Original nämlich ziemlich drastisch auf "westliche Standards" abgeändert haben. Was auch Kürzungen beinhaltete. Eine Figur wurde sogar komplett gestrichen. Wen wundern da noch all die offenen Fragen. Vielleicht klärt sich einiges davon in den geplanten Teilen 2 und 3 auf, die nun allerdings unter der Obhut der Fox enstehen sollen. Ob das gut ist, wage ich zu bezweifeln. Hinsichtlich Teil 1 bleibt mir nur noch die Hoffnung irgendwann mal den Directors Cut zu Augen zu bekommen. Möglicherweise im Zuge des DVD-Releases. Wenn möglich auch synchronisiert. Oder wenigstens mit Untertiteln. Anderenfalls hätte ich nämlich ein Problem.

Mehr dazu unter [bookworm.twoday.net]

Nochnoi DozorNochnoi Dozor
Regie: Timur Bekmambetov.
Mit Konstantin Khabensky, Vladimir Menshov, Mariya Poroshina.
30.09.2005


[foxfilm.at/waechter]