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Die zweite Platte kann unmöglich so gut sein wie die erste. Erst recht nicht, wenn die Band Franz Ferdinand heißt. Das funktioniert einfach nicht. Oder?

Die Band des Jahres 2004 ist zurück. Das schottische Quartett hat sein Versprechen eingehalten und legt nach nur eineinhalb Jahren bereits den Nachfolger seines Debuts vor. Ein Debut, das einen Stein ins Rollen gebracht hat. Einen ziemlichen Brocken sogar. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, ohne den Erstling von Franz Ferdinand hätte sich in diesem Jahr wohl kaum soviel gute Musik von soviel guten Bands dermaßen schnell verbreiten können. Das Namedropping erspare ich mir. Die üblichen Verdächtigen sind ohnehin weitgehend bekannt.

Paul Thomson - Alex Kapranos - Nick McCarthy - Bob HardyEs ist allerdings bemerkenswert, wie solch eine unbestritten wichtige Platte nach geraumer Zeit aufgrund des begleitenden Erfolges schlecht geredet werden kann. Natürlich sind Franz Ferdinand nicht das einzige Beispiel dafür. Doch selten wurde ein Album vollkommen zurecht dermaßen hochgejubelt, einige Monate später jedoch nur noch als nervend empfunden. Vielleicht lag es an der Gute-Laune-Musik. Wahrscheinlich aber eher an jener Omnipräsenz, die diese Platte im Laufe des vergangenen Jahres entwickelte. Das gute Stück wurde schlichtweg tot gespielt. Das ging sogar soweit, dass die unzähligen Singles auch fern der Indie-Community zur Unterhaltungsmusik für den Otto-Normal-Verbraucher avancierte. Natürlich musste einem dieser Overkill früher oder später auf die Nerven gehen. Trotzdem bleibe ich dabei: Das Album des Jahres 2004.

Here We Are At The Transmission Party.

Inzwischen ist eine - wenn auch kurze - Zeitspanne vergangen, wo man sich ein wenig von Franz Ferdinand erholen konnte. Mal ehrlich: So schnell hätte wohl niemand mit einem neuen Album gerechnet. Zumeist ist ein dermaßen durchschlagender Erfolg, wie ihn das Debut von Franz Ferdinand hatte, eher ein Hemmnis. Nicht so bei dem smarten Vierer aus Glasgow. Vielleicht auch das beste Rezept um all die Kritiker verstummen lassen zu können. Und das wird Franz Ferdinand mit ihrer neuen Platte problemlos gelingen. Ohne zu übertreiben: Verdammt geile Scheibe.

Das beginnt schon mit dem großartigen Albumtitel. Wobei man anfangs noch das neue Werk ebenso wie dessen Vorgänger unbetitelt lassen wollte. Der einzige Unterschied sollte die Farbe des Covers sein. Man bedenke nur all die Probleme bei zukünftigen Diskografien, die dabei angefallen wären. Nur gut, dass man sich diese bescheuerte Idee wieder überlegt hat und das Album nun einen Namen hat. Einen äußerst passenden noch dazu: "You Could Have It So Much Better". Mit Franz Ferdinand natürlich. Klaro.

I Love Your Friends. They’re All So Arty.

Nun aber zur Musik: Schon bei der Vorab-Single wurde wieder mal alles richtig gemacht. "Do You Want To" ist einer der ganz großen Indie-Hits des Jahres. Da führt kein Weg vorbei. Ein Ohrwurm, den man nicht mehr so leicht los wird. Ein Tanzflächenfeger, wo es sofort am ganzen Körper zuckt. Hier muss man einfach mitschunkeln. Ohne wenn und aber. Natürlich wird man auch diese Nummer nach ein paar Wochen nicht mehr hören können. Aber was soll's, so ist das bei Franz Ferdinand nun mal.

Der Rest von "You Could Have It So Much Better" geht in eine ganz ähnliche Richtung. Mit einigen entspannenden Ausnahmen. Im Gegensatz zum ersten Album gibt es diesmal nämlich auch Balladen. Genauer zwei an der Zahl. Wobei beide allerdings nicht über die Rolle des Lückenfüllers hinauskommen. Denn die wahre Stärke spielen Franz Ferdinand immer noch bei ihren gewohnt groovigen Uptempo-Nummern aus. Wobei sich die Herren Kapranos, McCarthy, Thomson und Hardy doch merklich weiterentwickelt haben. Der Großteil der neuen Songs kommt nämlich um einiges komplexer daher als die alten Hits. Viele Stücke sind sogar von dermaßen vielen Richtungswechseln geprägt, dass sie anfangs eher verwirrend wirken und erst nach mehreren Durchgängen wirklich Sinn machen. Doch spätestens dann rockt diese Platte wunderbar ab. Allerdings auf eine unverschämt catchy und sonderbar intellektuelle Weise, wie sie zur Zeit wohl nur Franz Ferdinand hinbekommen. Um es mit zwei Worten auf einen Nenner zu bringen: Fucking intelligent.

Konzert-Reviews:
[23.05.2004: Wien, Arena - Open Air]
[25.08.2004: Wiesen, Festivalgelände - Two Days A Week]
[15.12.2005: Wien, Stadthalle]

Franz Ferdinand: You Could Have It So Much BetterFranz Ferdinand
You Could Have It So Much Better
03.10.2005


[franzferdinand.co.uk]
[franzferdinand.org]
anna25bell - 3. Okt, 16:06:
 
wiesengrund (Gast) - 3. Okt, 19:15:
nenene
"do you want to" fand ich nach zehn durchläufen immer noch peinlich, die ganze platte wurde beim ersten durchlauf nach drei oder vier stücken wegen unerträglicher ohrenschmerzen abgedreht. aber so ein langweiliger müll, das. dabei gehörte ich doch zu denen, die den vorgänger mochten. der nachfolger ist unnötig und reicht keinen milimeter an das debut ran. meiner meinung nach. :) 
wasix - 3. Okt, 20:06:
nun ja...
geschmäcker sind verschieden. und das ist auch gut so.

die neue von broken social scene finde ich übrigens sehr gut. da kann ich dir nur zustimmen... 
wiesengrund (Gast) - 3. Okt, 20:52:
ja
...dabei hatte ich bei denen viel mehr angst davor, dass die neue scheitert, weil ich "you forgot it in people" für ein unwiederbringliches meisterwerk hielt. tja, so kanns gehen...