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All deine Lieblingsbands auf einer Platte. Noch dazu mit unveröffentlichtem Songmaterial. Und das alles für einen guten Zweck. Kurz: "Help: A Day In The Life" ist ein Muss.

Help (1995)Man erinnere sich zurück: Montag, 4.September 1995. Inmitten des Höhenfluges der britischen Popmusik gehen die größten Bands des Landes ins Studio. Egal ob Blur, Oasis, Radiohead, Suede oder die Manic Street Preachers, alle nehmen sie einen Track für die Benefiz-CD "Help" auf. Ein legendäres Album. Aus mehreren Gründen. Zuallererst weil "Help" insgeamt 1.25 Millionen Pfund für Kinder aus den Kriegszonen in Bosnien erwirtschaftet. Aber auch weil in diesem Fall im Gegensatz zu den meisten Charity-Alben sogar die Musik großartig war. Inklusive den dazugehörigen NME-Headlines. Man bedenke nur mal den allgegenwärtigen "Battle Of Britpop". Und dann bekommt man Damon Albarn und Noel Gallagher auf einer Platte. Noch dazu mit brandneuen Songs. Oder das erste Lied der Manics nach dem Verschwinden von Richey Edwards. Nicht zu vergessen Radioheads "Lucky", das wahrhaftig Großes erwarten lässt. Und zwei Jahre später dies mit "OK Computer", einem der wichtigsten Alben der Dekade, auch prompt bestätigt.

Zehn Jahre danach: Donnerstag, 8. September 2005. Erneut nehmen die angesagtesten Bands Englands (und noch mehr) in Rekordzeit einen neuen Song für die Wohltätigkeitsorganisation War Child auf. Denn bereits am Tag danach müssen die 22 eingespielten Tracks zum Download bereit stehen. Das "schnellste Album der Welt" erscheint natürlich auch als CD. Auf der Insel am 26. September. Hierzulande am 7. Oktober. Der Erlös von "Help: A Day In The Life" wird zu Gunsten von Kindern und Jugendlichen im Irak verwendet.

War Child Music

Help: A Day In The Life
Track By Track:


01 Coldplay - How You See The World No 2
Der Bonustrack auf der Japan-Edition von "X&Y", wobei Chris Martin in einer Last-Minute-Aktion die Lyrics änderte. Nur soviel: Der Song würde auf "X&Y" nicht gerade herausstechen. Eigentlich nicht mehr als eine durchschnittliche B-Seite. (3/5)

02 Razorlight - Kirby's House
Anfangs ein eher unscheinbarer Song, der nach zweieinhalb Minuten euphorisch ausschweift. Inklusive Gospel-Chor. Erstes Highlight der Compilation. (4/5)

03 Radiohead - I Want None Of This
Was "Lucky" für den Sampler vor zehn Jahren war, ist "I Want None Of This" für "Help: A Day In The Life". Schlichtweg der Höhepunkt. Thom Yorke Solo am Piano. Einzig begleitet von einem Background-Chor. Erinnert am ehesten noch an "You And Whose Army". Wow!!! (5/5)

04 Keane & Faultline - Goodbye Yellow Brick Road
Mir schwante Schlimmes. Keane covern Elton John. Noch dazu einen seiner alten Klassikern. Doch siehe da: Die mit Abstand kitschigste Nummer des Albums funktioniert. Eine der positiven Überraschungen. (4/5)

05 Emmanuel Jal - Gua
Einst Kindersoldat im Sudan. Heute einer der heißesten Rapper des afrikanischen Kontinents. Not my kind of music. Einen Bonuspunkt für den Text. (2/5)

06 Gorillaz - Hong Kong
Aufgenommen in einem Studio in Hong Kong, erinnert Damon Albarn auf dieser tragischen Sieben-Minuten-Nummer weniger an die Gorillaz als an Blur zu "13"-Zeiten. Nach Radioheads Beitrag der beste Song. (5/5)

07 Manic Street Preachers - Leviathan
Die Manics rocken zur Abwechslung mal wieder hemmungslos ab. Herausgekommen ist dabei eine ziemlich belanglose Nummer. Zumindestens für ihre Verhältnisse. Reicht an das superbe Cover von "Raindrops Keep Falling On My Head" von vor zehn Jahren nicht mal ansatzweise heran. (3/5)

08 Kaiser Chiefs - I Heard It Through The Grapevine
Eine der heißesten Newcomer des Jahres covern einen Marvin Gaye-Klassiker und machen daraus eine Ska-Nummer. Gewagtes Unterfangen. Allerdings alles andere als misslungen. (4/5)

09 Damien Rice - Cross-Eyed Bear
Wieder eines dieser obligatorischen Duette mit Partnerin Lisa Hannigan. Wie man es von dem Über-Drüber-Album "0" gewohnt ist. Jedenfalls leidet der Mann wie kaum ein anderer. (4/5)

10 The Magic Numbers - Gone Are the Days
Ich mag sie nicht wirklich, diese "dicken Hippies". Obwohl mir ihre erste Single "Forever Lost" schon irgendwie gefallen hat. Das war es dann aber auch schon. Diese Nummer ist da keine Ausnahme. (2/5)

11 Tinariwen - Cler Achel
Man stelle sich ein Zelt in der Wüste vor. Dazu eine Wasserpfeife und eine Bauchtänzerin. Und schon hat man das perfekte Ambiente für diese Musik. Geht als afrikanische Version von The Doors durch. (4/5)

12 The Coral - It Was Nothing
Eine dieser Bands, mit denen ich nie so recht warm wurde. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Irgendwo zwischen "recht nett" und "belanglos". (2/5)

13 Mylo - Mars Needs Women
Der erste Song aus der Sparte DJ-Culture. Bei solch einem Output auch hoffentlich der letzte. Eignet sich vielleicht für die Tanzflächen auf Ibiza, aber nicht für diese Compilation. Schrott. (1/5)

14 Maximo Park - Wasteland
Eine jener typischen Drei-Minuten-Pop-Singalongs, wie man sie von Maximo Park dieses Jahr lieben gelernt hat. Nicht ganz so gut wie ihre Singles. Nach den vorangegangen Ausfällen allerdings eine wahre Wohltat. (3/5)

15 Elbow - Snowball
Wie bereits im Zusammenhang mit dieser Band erwähnt: Den Herren aus Manchester ist keinerlei Vorwurf zu machen. Auch in diesem Fall. Dafür sorgt schon allein Guy Carveys sensationelle Stimme. (4/5)

16 Bloc Party - The Present
Klingt extrem roh. Wie in einem Take aufgenommen. Irgendwie unfertig. Das kommt der legendären EP vergangenen Jahres ziemlich nahe. Besticht vor allem durch seine Lockerheit. (4/5)

17 Hard-Fi - Help Me Please
Mit "Hard To Beat" legten sie dieses Jahr eine famose Debut-Single vor. Dem dazugehören Album fehlte es allerdings am gewissen Etwas. Ähnlich ergeht es dieser Nummer. Guter Durchschnitt. (3/5)

18 The Go! Team - Phantom Broadcast
Für ihr Debutalbum allerorts gelobt, sorgen sie mit dieser Instrumentalnummer im Stil einer angestaubten TV-Serie für unterhaltsame Abwechslung. Nicht mehr und nicht weniger. (3/5)

19 Babyshambles - From Bollywood To Battersea
Unglaublich, aber wahr: Pete Doherty hat eine Deadline eingehalten. Da wurschtelt er nun schon mehr als ein Jahr an seinem ersten Post-Libertines-Album herum, und dann bekommt er in bloß einem einzigen Tag einen ganzen Song hin. Was soll ich sagen? Doherty eben. (2/5)

20 Boy George & Antony - Happy Christmas, War Is Over
Zum Abschluss ein Härtefall: Mercury Award-Preisträger Antony singt ein Duett mit Tunten-Ikone Boy George. Der auserwählte Song ist das allseits bekannte Weihnachtslied von John Lennon. Vielleicht hätte ihnen jemand sagen sollen, dass wir September haben. (Ohne Bewertung)

Zum Download angeboten, den Sprung auf die CD-Tracklist aufgrund zeitlicher Platzproblemen allerdings nicht geschafft:

The Zutons - Hello Conscience
Eine Song der Marke Arschwackel-Rock. Warum ausgerechnet der Beitrag der Band aus Liverpool gestrichen wurde, ist mir ein Rätsel. (3/5)

Belle and Sebastian - The Eighth Station Of The Cross Kebab House
Die sensiblen Schotten machen auf Reggae. Zumindestens was den Rhythmus dieser Nummer betrifft. Der Gesang bleibt allerdings gewohnt melancholisch. Besser als so manch ein Song von der CD ist diese gewöhnungsbedürfte Mischung allerdings allemal. (4/5)

Das ergibt einen Durchschnitt von 3.26/5 für die CD und 3.29/5 für den gesamten Download. Also guter Durchschnitt. Was bei einem Sampler mit 20 bzw. 22 unterschiedlichen Bands alles andere als schlecht ist. Immerhin sind da auch Namen wie Radiohead, Gorillaz, Kaiser Chiefs, Maximo Park, Elbow oder Bloc Party dabei. Noch dazu alle mit brandneuem Songmaterial. In Summe mag das zwar nicht ganz an das "Help"-Album aus dem Jahr 1995 heranreichen, ist aber mit Sicherheit die Investition wert. Erst recht wenn das Geld für eine wohltätige Angelegenheit verwendet wird. In diesem Sinne: Computer anwerfen, Kreditkarte zücken und an dieser Stelle dowloaden. Oder wer etwas zum Greifen braucht: Ab dem 7. Oktober zum Plattenhändler des Vertrauens pilgern und CD kaufen.

Mein Dank geht an Bookworm für die gemeinsame Listening-Session.

Help: A Day In The LifeVarious Artists
Help: A Day In The Life
26.09.2005 (UK-Import)


[warchildmusic.com]