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Neues Plattengut von den Super Furry Animals, Kanye West, Elbow und den Dandy Warhols. Der "Schwarze Peter" geht diesmal an den Black Rebel Motorcycle Club.

Super Furry Animals: Love KraftKanye West: Late RegistrationElbow: Leaders Of The Free WorldDandy Warhols: Odditorium Or Warlords Of MarsBlack Rebel Motorcycle Club: Howl

Super Furry Animals
Love Kraft
22.08.2005 (UK-Import)

Wie bereits an dieser Stelle im Zusammenhang mit "Yr Atal Genhedlaeth", dem Solo-Album von Gruff Rhys erwähnt, sind die SFA die coolste Band der Welt. Zumindestens fast. Wie auch immer. Jedenfalls gibt es ein neues Album der musikalischen Wirrköpfe aus Wales. Ihr inzwischen siebentes. Oder achtes. Je nachdem ob man ihr hervorragendes B-Seiten-Album "Out Spaced" mitrechnen will. Das in ihrer Heimatsprache eingesungene "Mwng" ist jedenfalls mitgezählt. "Love Kraft" wurde in englisch eingesungen. Eine Ausnahme gibt es allerdings. Wenn auch nur eine kleine. So weist nämlich das vorwiegend instrumentale "Oi Frango" ein paar portugiesische Wortfetzen auf. Irgendetwas Neues scheint diesen Herren immer einzufallen. Veränderungen gehören bei ihnen zur Tagesordnung. Das geht bei dem neuen Werk noch weiter. So hat man sich dazu entschlossen, dass der jeweilige Komponist seine(n) Song(s) selbst singt. Mehr oder weniger. Doch keine Sorge, das Endergebnis klingt immer noch nach den SFA. Gewohnt verspielt. Gewohnt verträumt. Sogar verträumter als jemals zuvor. Dabei aber immer noch gewohnt schräg. Auch auf "Love Kraft" kann jeder einzelne Song mit unzähligen Überraschungen aufwarten. Und das betrifft nicht nur den Gesang. Genauso mag ich sie, die coolste Band der Welt.
[superfurry.com] [lovekraft.co.uk]

Kanye West
Late Registration
29.08.2005

Kanye West disst George W. Bush. Noch dazu so richtig schön derbe im ganz großen Rahmen. Nämlich bei einer Spenden-Gala für Hurricane-Opfer. Live auf NBC. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass sich Mister West bloß ins Gespräch bringen wollte. Zur Promotion seines neuen Albums. Hat der Mann nicht notwendig. Wurde "Late Registration" doch bereits in der ersten Woche mehr als 800.000 Mal verkauft. West weiß inzwischen die gesamte Hip Hop-Fraktion hinter sich. Und nicht nur diese. Alle sind sie begeistert. Das war schon bei seinem letztjährigen Debut "The College Dropout" so. "Late Registration" bietet nun die würdige Fortsetzung. Wobei ich von der Vorab-Single "Diamonds From Sierra Leone" alles andere als begeistert bin. Die Sache mit dem Shirley Bassey-Sample ist mir doch ein wenig zu einfallslos. Zugegeben: Der Remix feat. Jay-Z ist besser. Der Rest des Albums übrigens auch. Beispiele gibt es genug: "Heard 'Em Say" mit - ach du Schreck - dem Sänger von Maroon 5. Oder "Gold Digger", wo niemand geringerer als Schauspieler Jamie Foxx seine Gesangeskünste zum besten gibt. Dazu kommen noch Tracks mit Common, The Game, Brandy, Nas. Alles natürlich perfekt produziert. Mit den innovatisten Beats, die kommerzieller Hip Hop 2005 zu bieten hat. "Late Registration" mag zwar nicht gerade neue Maßstäbe setzen, schafft jedoch wie kein anderes Album in diesem Jahr Underground mit Mainstream zu vermischen. [kanyewest.com]

Für Interessierte: Nach dem Vorbild des "Grey Album" gibt es von Lushlife nun ein Mash-Up aus Kanye West und "Pet Sounds" von den Beach Boys. Klingt strange? Ist es auch. Nachzuhören unter [kanyewestsounds.com].

Elbow
Leaders Of The Free World
12.09.2005

Elbow sind eine jener raren Bands, denen man keinerlei Vorwurf machen kann. Zwei Alben veröffentlicht, beide Male herausragende Platten auf die Hörerschaft losgelassen. Schlechte Kritiken wird man sowohl von "Asleep In The Back" als auch von "Cast Of Thousands" nur selten finden. Und wenn, dann sind diese ungerechtfertigt. Gründe für einen Elbow-Verriss gibt es wenige. Möglicherweise weil der Verfasser ein Befürworter von Death Metal oder Techno ist. Am ehesten noch, weil sich für die Musik der Herren aus Manchester einfach keine Zeit genommen wurde. Was man auch tunlichst vermeiden sollte. Denn Elbow sind keine dieser Bands zum Nebenbeihören. Das hat sich auch mit ihrer dritten Platte nicht verändert. "Leaders Of The Free World" ist ein Album, das sich mit jedem Hören weiterentwickelt. Erster Durchgang: Recht nett. Zweiter Durchgang: Sehr schöne Musik. Dritter Durchgang: Einfach nur noch göttlich. Die ganz großen Gefühle wollen erarbeitet werden. Zu bedacht, zu verträumt, zu fragil ist das dargebotene Klangbild, um schon beim ersten Mal all seine Schönheit zu offenbaren. Wer sich diese knapp 50 Minuten jedoch so in etwa drei Mal zu Gemüte geführt hat, der könnte Gefahr laufen, diesem Album zu verfallen. Auf alle Ewigkeit. [elbow.co.uk]

Dandy Warhols
Odditorium Or Warlords Of Mars
12.09.2005

US-Bands, die in Europa mehr Erfolg haben als in ihrer Heimat, Teil 2: Ich mochte es, das letzte DW-Album. Nicht nur wegen des genialen Bananen-Reißverschluss-Covers. Es war vor allem der astreine Synthie-Pop, der mich bei "Welcome To The Monkey House" begeisterte. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sogar ein gewisser Nick Rhodes seine Finger im Spiel. Dementsprechend das Ergebnis: Man suhlte sich richtiggehend im Hochglanzstil der Achtziger. Und scheiterte kläglich. Zumindestens kommerziell gesehen. Kein Wunder, hatte der Vorgänger "Thirteen Tales From Urban Bohemia" doch immerhin eine Hitsingle aus der Werbung ("Bohemian Like You") aufzuweisen. Mit dem neuen Album soll nun wieder alles anders werden. Im neuen Band-eigenen Studio hatte man endlich mal so richtig die Möglichkeit sich auszutoben. Dementsprechend euphorisch und wirr klingt das gute Stück auch. Das beginnt schon beim gesprochenen Intro und findet in den darauffolgenden Zehn- bzw. Siebeneinhalb-Minuten-Nummern eine doch ziemlich gewagte Fortsetzung. Jede Menge ausuferndes Gitarrengeschrubel gibt es da zu hören. Womit sich die DW eindeutig auf ihre alten Qualitäten zurückbesinnen. Irgendwo zwischen Rock, Blues und Psychedelica. Das Ergebnis ist speziell und stößt nicht allerorts auf Zustimmung. Meine Meinung: "Odditorium Or Warlords Of Mars" ist wenn schon keine großartige, dann zumindestens eine große Platte geworden. [dandywarhols.com]

[Live: Arena, Wien - 17.10.2005]

"(Ex-)Helden, die in die Kacke greifen" und die Frage, wo er denn bloß geblieben ist, der Rock N' Roll?

Black Rebel Motorcycle Club
Howl
22.08.2005

"Whatever Happened To My Rock N' Roll" hieß die erste Nummer, die ich jemals vom B.R.M.C. zu Ohren bekam. Begeisterung ohne Ende. Beim dazugehörigen Debutalbum des Trios aus San Francisco war es ähnlich. Beim Nachfolger "Take Them On, On Your Own" hielt sich die Euphorie bereits in Grenzen, obwohl das Album durchaus seine Momente hatte. Nun also Longplayer Nummer 3. Nach dem Motto: Eine Band erfindet sich neu. Im Falle von B.R.M.C. bedeutet dies die Abkehr vom krachenden Rock N' Roll. Stattdessen setzt man auf erstaunlich ruhige Töne. Akustische statt E-Gitarre. Zumindestens zum größten Teil. Was durchaus interessant hätte werden können. Wurde es aber nicht. Der Grund? Für meine Ohren klingt "Howl" schlichtweg zu amerikanisch. Wie eine Platte aus irgendeinen angestaubten Archiv. Mit der ersten Single-Auskopplung "Ain't No Easy Way" konnte ich ja noch recht gut leben. Auf Album-Länge geht mir die Mischung aus Country, Blues und Americana mit all dem Jesus-Zeugs dann aber doch zu weit. Nicht falsch verstehen: Dieses Album ist keineswegs schlecht. Nur habe ich mir etwas anderes erwartet. Oder erhofft. Ich muss wohl einsehen, dass der Erstling unerreicht bleiben wird. Scheiß drauf. Ich will rocken. Gebt mir die "alten" B.R.M.C. zurück.
[blackrebelmotorcycleclub.com]
srocca - 2. Okt, 22:10:
+/-
Elbow laden zum Träumen ein, wirklich schön bei einem heißen Bad, vielleicht noch ein Gläschen Wein dazu oder irgendwelche lukullische Köstlichkeiten...Genuss pur./Das mit BRMC habe ich ja immer schon gesagt, so toll sind die gar nicht. 
wasix - 3. Okt, 08:09:
...
immerschon-luschi / neo-luschi. wobei es die altgedienten aber wesentlich besser drauf haben...