Nick Cave & The Bad Seeds @ Gasometer. Ein weiteres Wien-Gastspiel. Auf den Unantastbaren ist Verlass. Nur soviel: Sie waren es wert, die für diesen geburtstaglichen Konzertabend investierten 50 Euro.
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: "Man kann solche Sachen ja immer nie mit letzter Bestimmtheit sagen, aber: Nick Cave ist vielleicht der Allergrößte." Dabei waren diesmal, bei meinem vierten Mal - nach Kurhalle Oberlaa (1997), Stadthalle (2001) und Konzerthaus (2006) - schon auch gewisse Bedenken dabei, dass mich der Meister düsterer Romantik nicht mehr so recht packen würde. Mit dem diesjährigen "Dig, Lazarus, Dig!!!" - sein 14. Album mit Begleitband The Bad Seeds - hat Cave zweifelsohne Qualitätsarbeit abgeliefert. Etwas anderes ist man von ihm in den letzten knapp 30 Jahren auch nicht gewohnt. Was abging, war das gewisse Kribbeln. Zugegeben: Schon bei "Nocturama" (2003) und "Abattoir Blues / The Lyre Of Orpheus" (2004) war es nicht wesentlich besser. Die Ausnahme: Das kurze Aufflackern bei Grinderman, dem letztjährigen Nebenprojekt mit reduzierter Band. Doch bereits im März 2008 fehlte abermals der Anreiz mich überhaupt eingehender mit einem neuen Werk Cave'scher Machart zu beschäftigen. Eben noch angehört, schon wieder aufgehört. Ab damit ins Plattenregal.
Schade eigentlich, wurde bei "Dig, Lazarus, Dig!!!" - merklich inspiriert vom Grinderman-Ausflug - doch endlich wieder eine härtere Gangart gewählt. Man fühlte sich doch tatsächlich an die guten, alten Birthday Party-Zeiten erinnert. Und trotzdem wollte das gute Stück nicht zünden. Jedenfalls als Tonträger. Was im Live-Kontext ganz anders sein kann, an diesem Abend im ausverkauften Gasometer auch war. Schon die Eröffnungsnummer - das brachial dröhnende "Night Of The Lotus Eaters" - wurde zum Aha-Erlebnis. Man stelle sich vor: Cave spielt neun von elf "Dig, Lazarus, Dig!!!"-Songs bzw. 21 Stücken der gesamten Setlist und das neue Material würde live nicht über Leichen gehen? Absichern wollte man sich trotzdem. Mit dem einen oder anderen geschickt eingestreuten Klassiker. Alltbekanntes, das selbst das mieseste Cave-Konzert retten würden. Das rasiermesserscharfe "Red Right Hand". "The Mercy Seat" aka "the song that was made famous by Johnny Cash". Der unverändert göttliche "Ship Song". Das von mir innig geliebte und kaum erhoffte "Into My Arms". Abschließend noch "Stagger Lee". Splatterfaktor 10. Nahe dran am Wunschkonzert.
Dass Warren Ellis ein Hingucker ist, dürfte inzwischen weitgehend bekannt sein. Ein verdammter Poser mit zotteligem Langhaar, wucherndem Fusselbart und einem unübersehbaren Spleen für Miniatur-E-Gitarren, auch als elektrische Mandolinen bzw. Mandocaster bekannt. Diesen auf der Bühne stets herumtaumelnden Freak beim Bearbeiten seines Instrumentariums zu beobachten, hat schon etwas für sich. Dass mein Blick dann aber doch zumeist auf den neben Ellis und inmitten von sechs ultracool aufspielenden The Bad Seeds positionierten Nick Cave kleben blieb, spricht für letzteren. Okay, Cave ist merklich gealtert, wirkt ausgemergelt und seine Haupthaare werden auch immer weniger. Dennoch strotzte er an diesem Abend nur so vor Kraft. Zudem bestens gelaunt, was ihm ganz gut zur Vorne-Nix-Hinten-Lang-Frisur plus fiesem Schnauzer stand. Und mal ehrlich: Schon einmal einen Früh-Fünfziger in enganliegender Hemd/Sakko/Hose-Kombination gesehen, der dermaßen gekonnt rockposend über die Bühne fegt? Der Konzertflügel war gestern. Heute wird die E-Klampfe tiefergehängt. Jawoll, er ist und bleibt der Allergrößte. Auf seine Art halt.
Nick Cave & The Bad Seeds / Ed Kuepper
25.05.2008 - Gasometer, Wien.
Setlist:
Night Of The Lotus Eaters / Dig Lazarus Dig / Tupelo / Today’s Lesson / Red Right Hand / I Let Love In / Midnight Man / The Mercy Seat / Deanna / Lie Down Here (And Be My Girl) / Moonland / Ship Song / We Call Upon The Author / Papa Won’t Leave You, Henry / More News From Nowhere.
Encore 1: The Lyre Of Orpheus / Get Ready For Love / Hard On For Love / Into My Arms. Encore 2: Jesus Of The Moon / Stagger Lee.
[nickcaveandthebadseeds.com] [myspace.com/nickcaveandthebadseeds]
[thekuepperfiles.com] [myspace.com/edkuepper]
[Nick Cave @ Konzerthaus, Wien - 13.11.2006]
[Review: Nick Cave & The Bad Seeds - B-Sides & Rarities 1994-2004]
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: "Man kann solche Sachen ja immer nie mit letzter Bestimmtheit sagen, aber: Nick Cave ist vielleicht der Allergrößte." Dabei waren diesmal, bei meinem vierten Mal - nach Kurhalle Oberlaa (1997), Stadthalle (2001) und Konzerthaus (2006) - schon auch gewisse Bedenken dabei, dass mich der Meister düsterer Romantik nicht mehr so recht packen würde. Mit dem diesjährigen "Dig, Lazarus, Dig!!!" - sein 14. Album mit Begleitband The Bad Seeds - hat Cave zweifelsohne Qualitätsarbeit abgeliefert. Etwas anderes ist man von ihm in den letzten knapp 30 Jahren auch nicht gewohnt. Was abging, war das gewisse Kribbeln. Zugegeben: Schon bei "Nocturama" (2003) und "Abattoir Blues / The Lyre Of Orpheus" (2004) war es nicht wesentlich besser. Die Ausnahme: Das kurze Aufflackern bei Grinderman, dem letztjährigen Nebenprojekt mit reduzierter Band. Doch bereits im März 2008 fehlte abermals der Anreiz mich überhaupt eingehender mit einem neuen Werk Cave'scher Machart zu beschäftigen. Eben noch angehört, schon wieder aufgehört. Ab damit ins Plattenregal.
Schade eigentlich, wurde bei "Dig, Lazarus, Dig!!!" - merklich inspiriert vom Grinderman-Ausflug - doch endlich wieder eine härtere Gangart gewählt. Man fühlte sich doch tatsächlich an die guten, alten Birthday Party-Zeiten erinnert. Und trotzdem wollte das gute Stück nicht zünden. Jedenfalls als Tonträger. Was im Live-Kontext ganz anders sein kann, an diesem Abend im ausverkauften Gasometer auch war. Schon die Eröffnungsnummer - das brachial dröhnende "Night Of The Lotus Eaters" - wurde zum Aha-Erlebnis. Man stelle sich vor: Cave spielt neun von elf "Dig, Lazarus, Dig!!!"-Songs bzw. 21 Stücken der gesamten Setlist und das neue Material würde live nicht über Leichen gehen? Absichern wollte man sich trotzdem. Mit dem einen oder anderen geschickt eingestreuten Klassiker. Alltbekanntes, das selbst das mieseste Cave-Konzert retten würden. Das rasiermesserscharfe "Red Right Hand". "The Mercy Seat" aka "the song that was made famous by Johnny Cash". Der unverändert göttliche "Ship Song". Das von mir innig geliebte und kaum erhoffte "Into My Arms". Abschließend noch "Stagger Lee". Splatterfaktor 10. Nahe dran am Wunschkonzert.
Dass Warren Ellis ein Hingucker ist, dürfte inzwischen weitgehend bekannt sein. Ein verdammter Poser mit zotteligem Langhaar, wucherndem Fusselbart und einem unübersehbaren Spleen für Miniatur-E-Gitarren, auch als elektrische Mandolinen bzw. Mandocaster bekannt. Diesen auf der Bühne stets herumtaumelnden Freak beim Bearbeiten seines Instrumentariums zu beobachten, hat schon etwas für sich. Dass mein Blick dann aber doch zumeist auf den neben Ellis und inmitten von sechs ultracool aufspielenden The Bad Seeds positionierten Nick Cave kleben blieb, spricht für letzteren. Okay, Cave ist merklich gealtert, wirkt ausgemergelt und seine Haupthaare werden auch immer weniger. Dennoch strotzte er an diesem Abend nur so vor Kraft. Zudem bestens gelaunt, was ihm ganz gut zur Vorne-Nix-Hinten-Lang-Frisur plus fiesem Schnauzer stand. Und mal ehrlich: Schon einmal einen Früh-Fünfziger in enganliegender Hemd/Sakko/Hose-Kombination gesehen, der dermaßen gekonnt rockposend über die Bühne fegt? Der Konzertflügel war gestern. Heute wird die E-Klampfe tiefergehängt. Jawoll, er ist und bleibt der Allergrößte. Auf seine Art halt.
Nick Cave & The Bad Seeds / Ed Kuepper
25.05.2008 - Gasometer, Wien.
Setlist:
Night Of The Lotus Eaters / Dig Lazarus Dig / Tupelo / Today’s Lesson / Red Right Hand / I Let Love In / Midnight Man / The Mercy Seat / Deanna / Lie Down Here (And Be My Girl) / Moonland / Ship Song / We Call Upon The Author / Papa Won’t Leave You, Henry / More News From Nowhere.
Encore 1: The Lyre Of Orpheus / Get Ready For Love / Hard On For Love / Into My Arms. Encore 2: Jesus Of The Moon / Stagger Lee.
[nickcaveandthebadseeds.com] [myspace.com/nickcaveandthebadseeds]
[thekuepperfiles.com] [myspace.com/edkuepper]
[Nick Cave @ Konzerthaus, Wien - 13.11.2006]
[Review: Nick Cave & The Bad Seeds - B-Sides & Rarities 1994-2004]
wasix - 31. Mai, 21:34 - [2008 Konzerte]