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Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune @ WUK. Die Herren Pfister, Ostermayer, Zikmund, Fuchs und der Versuch eines Live-Konzertes. Merke: Verwienerliederisierung und Dosenbier, das verträgt sich nicht.

Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune: Fuchs - Pfister - Zikmund - Ostermayer.

Fünf Monate danach: Was ist geblieben? Vom FM4-Hype, vom Album zum Kulthit, vom Sex, von der Gewalt und vor allem von der guten Laune? Keine Frage, die vier nicht ganz unbekannten Radiomenschen haben mit ihrer vom Lesezirkel zur Heurigen-Combo mutierten Neigungsgruppe etwas losgetreten, was auf Dauer nicht ausschließlich auf Wohlwollen stoßen konnte. Der Schmäh - vor allem der allererste - war genial, nur wirkt eben jener inzwischen etwas ausgelutscht, wurde spätestens mit einem klassischen Fifty-Fifty-Album - 50% gelungen, 50% zum vergessen - etwas überstrapaziert. Aber immerhin, das gute Stück ist in Erinnerung geblieben. Vier, fünf Stücke davon sogar in positiver. Also scheinen Pfister, Ostermayer, Zikmund und Fuchs mit der musikalischen Fassung ihres Side-Projects nicht vollkommen falsch zu liegen, ist ihr Versuch des Wieners neueste Lieblingsplatte ins Leben zu rufen, dann doch nicht so sehr fehlgeschlagen wie von den Kultur-Querdenkern in Zartrosa herbeigeschrieben.

Natürlich liegt man mit dem Plagiatsvorwurf, dem Neuaufwärmen von vor ewiger langer Zeit bereits Liebgewonnenen bei der Neigungsgruppe keineswegs falsch. Der Scheitel, Georg Danzer, Ludwig Hirsch, sie alle schweben wie - wahlweise: gute oder böse - Geister über dem Liedgut von "Goodnight Vienna". Was man dem Quartett zugute halten kann? Der alternative Kontext, einhergehend mit dem Hier und Jetzt, gleichbedeutend, dass in ihren besseren Momenten die Herangehensweise, wenn schon nicht eine Bessere, dann wenigstens eine Andere ist. Mal ehrlich: Wer denkt heute noch an Pete Doherty und sein "Fuck Forever", wenn "G'fickt für immer" angestimmt wird. Die Neigungsgruppe hat es doch tatsächlich geschafft, dass einem das Österreichische näher als das Englische ist, die ang'soffen schrammelige Wienerlied-Variante mehr berührt als das ohnehin bereits schrullige Original vom Vorzeige-Rock N' Roll-Junkie unserer Tage. Zugegeben: Das vermag zwar nicht alle zu begeistern, dann aber doch eine ganze Menge Schaulustige anzulocken.

Und so war das WUK an jenem Abend des ersten großflächigeren Wien-Gastspiels der Neigungsgruppe sehr gut gefüllt. Nicht ausverkauft, aber auch nicht allzu weit davon entfernt. Alle waren sie gekommen. Vom ergrauten Szene-Gänger bis hin zum minderjährigen FM4-Jünger. Mittendrinnen ebenso der wohlgesinnte Kollege als auch der "böse" Allesverreißer. Und siehe da: Der Blumenau-Onki mit roten Converse-Bock schlich in seiner unnachahmlichen Art nur wenige Meter an "Qualitätszeitungs-schreiberling" Fluch vorbei, und nix is passiert. FM4 versus Der Standard scheint auch nicht mehr das zu sein, was es vorgestern noch war. Wobei, vielleicht war der ausgestreckte Mittelfinger und das darauf folgende "Oaschloch" von Ostermayer während des Auftritts dann doch wiederum der Gegenbeweis. Wenn nicht: Schade eigentlich. Zum Konzert selbst? Kein einstudiertes Krocha-Musical. Keine von Sir Tralala - der fünfte Mann und Musiker des Abends - gebaute neongrüne, Gulasch kochende Gitarre. Auch keine Soap&Skin, die fast zeitgleich ohnehin das unweite Rhiz zu bespielen hatte. Erst recht kein Oliver Welter, der sich dieser Tage lieber fernsehtauglich, direkt neben Harry Prünster stehend vom Goleador drillen lässt. Unabhängig davon: Schlechtestes Konzert des Jahres? Möglich wär's...

Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune / Marilies Jagsch
16.04.2008 - WUK, Wien.


[myspace.com/neigungsgruppe]
[myspace.com/marilies]

[Review: Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune - Goodnight Vienna]
[UPDATE: NEIGUNGSGRUPPE VS OBERST]