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Neues von den fantastischen, viel zu wenig großen Spoon. "Ga Ga Ga Ga Ga" ist doch tatsächlich im Stande sich nach und nach zum Kandidaten für das heimliche Album des Jahres zu entwickeln.

Spoon: Jim Eno (Drums) - Britt Daniel (Vocals, Guitar) - Josh Zarbo (Bass) - Eric Harvey (Keyboard).

Das musikalische Schaffen von Spoon hat sich mir erst reichlich spät offenbart. "Gimme Fiction" heißt jenes kleine Meisterwerk, das mich vollkommen unerwartet vor etwas mehr als zwei Jahren zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen sollte: "Schräge Gitarrenriffs, zurückhaltend groovende Rhythmusarbeit, genial versponnene Arrangements, unerwartete Stilwechsel. Nicht zu vergessen die poppig eingängigen Melodien mit ihren plötzlichen Gefühlsausbrüchen." Eine Huldigung, die umso bemerkenswerter, weil "Gimme Fiction" doch bereits das fünfte Album der unterdessen auf ein Quartett angewachsenen Indie-Popper aus Austin, Texas war. Inzwischen wurden die Wissenslücken meinerseits beseitigt. Einhergehend mit dem Resümee, dass Spoon davor zwar schon unendlich Cooles abgeliefert hatten, nichts von den vier Alben, vier EP's und unzähligen Singles jedoch an das facettenreiche "Gimme Fiction" heranreichen konnte. Auch nicht das einschlägig umjubelte "Kill The Moonlight" aus dem Jahr 2002. Was nichtsdestotrotz einer Schande gleicht, an diesem Album damals vorbeigehört zu haben.

Nun liegt also der Nachfolger zur vermeintlichen Großtat vor. Es hieß sich zu beweisen. Denn die Erwartungshaltung war hoch. Die Vorfreude sogar noch höher. Was zur Enttäuschung führen hätte können. Es fehlte auch nicht viel und "Ga Ga Ga Ga Ga" wäre zu genau solch einer Enttäuschung verkommen. Weil dieses Album mit seinen zehn Songs und einer Spieldauer von gerade mal 36 Minuten und 33 Sekunden zuerst doch ziemlich mikrig rüberkam. Egal ob mit oder ohne Bonus-CD. Denn "Ga Ga Ga Ga Ga" drohte auch inhaltlich unterzugehen. Zu unscheinbar die Kompositionen, zu konfus die Songzusammenstellung, als dass sich mir diese Platte in ihrem Gesamtbild erschließen hätte können. Wenigstens war das beim ersten, vielleicht noch beim zweiten Durchgang so. Denn auch wenn die Bezeichnung zu oft verwendet und folglich überstrapaziert wirkt: Hier hat man es mit einem klassischen Grower zu tun. "Ga Ga Ga Ga Ga" ist eines jener Alben, dem man seine Zeit zugestehen muss. Unbedingt. Denn tut man dies nicht, würde einem einiges entgehen.

Natürlich liegt der Vergleich nahe. Da gibt es kein Umherkommen. Wobei auffällt, dass "Gimme Fiction" zwar die besseren Songs haben mag, der Mut zum Risiko, mit dem Sänger/Gitarrist/Songwriter Britt Daniel mit seiner Band und Produzent/Langzeitpartner Mike McCarthy bei "Ga Ga Ga Ga Ga" zu Werke gegangen ist, dies jedoch problemlos wegmacht. Nicht, dass dieses Album einem vollkommen abgehobenen Experiment gleichen würde. Vielmehr sind es die geschickt zwischendurch eingestreuten Querschläger, die aufgrund ihres merklichen Andersseins das Hörerlebnis dermaßen interessant machen, einem zum etwas langwierigeren Herumkauen motivieren können. Hier erarbeitet man sich den einen oder anderen Song nur allzu gerne, um schlussendlich an die Wundertüte mit den ganz großen Ideen heranzukommen. Was in Summe zu einem atmosphärischen und lässig rübergebrachten Indie-Pop/Rock-Album führt. Einem mit jeder Menge Soul, das trotz seiner verrückten Stilbrüche unglaubliches Songpotential vorzuweisen hat. Wie schon im CD-Booklet steht: "This record is a hit."

Spoon: Ga Ga Ga Ga GaSpoon
Ga Ga Ga Ga Ga
09.07.2007


[spoontheband.com]
[myspace.com/spoon]

[Review: Spoon - Gimme Fiction]