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White Stripes @ Gasometer. Keine Kompromisse. Egal ob am Mikro, an den Saiten/Tasten oder an den Sticks. Kurz: Meg und Jack waren in der Stadt. Wen interessierte da noch Justin Timberlake?

Meg WhiteZurück zu den Anfangstagen. Jack White sieht wieder genauso aus wie vor zehn Jahren. Damals zu Beginn des Treibens der White Stripes. Die Haare sind kürzer, das Bärtchen ist abrasiert und der schwarze Hut, den Jack vor zwei Jahren noch mit Vorliebe bei seinen Live-Auftritten trug, gehört inzwischen der Vergangenheit an. Die Zorro-Periode scheint vorüber. Vergleichbare Outfitwechsel waren bei Meg White nie zu beobachten. Sie blieb über die Jahre hinweg - im Großen und Ganzen - dieselbe. Den Showeffekt überließ sie lieber ihrem "großen Bruder". Meg hat andere Vorzüge. Und der von ihr ausgehende Charme wirkte immer schon auch ohne große Veränderungen. Stets zurückhaltend, fast schon schüchtern. Einzig bei ihrer Bühnenarbeit geht mit ihr die Furie durch. Da hämmert sie - ohne allzu großen Anspruch hinsichtlich technischer Finesse - auf ihr Schlagzeug ein. Stets die Zunge im Mundwinkel. Unwiderstehlich.

Viel hatte nicht gefehlt und das dritte Wien-Gastspiel der White Stripes wäre mir entgangen. Weil ich doch die - im Nachhinein beachtlich positiv aufgenommene - Show von Justin Timberlake riskieren wollte, sogar bereits 62 Euro für dessen Stadthallen-Gig investiert hatte. Nur war das dargebotene Szenario und das dafür notwendige Drumherum dermaßen aufwendig, dass das Konzert vom 3. auf den 4. Juni verlegt werden musste. Eben jenem Termin, wo - wie sich erst später herausstellte - die von mir so hochgeschätzten White Stripes das Gasometer bespielen sollten. Was den Verzicht noch schwerer gemacht hätte, war die Besonderheit, dass Meg und Jack in Wien einen der ganz wenigen Nicht-Festival-Termine während ihrer vorsommerlichen Europa-Tour abhielten. Soetwas darf man einfach nicht versäumen. Und so musste in Sachen J.T. das aufgrund der Verschiebung angebotene Kartenrückgaberecht in Anspruch genommen werden. Fazit: Gerade noch mal gutgegangen.

Ich hätte mir das Fernbleiben nie und nimmer verziehen. Die Revolution des zeitgenössischen Rock N' Blues, dieses Live-Erlebnis der besonderen Art versäumt zu haben. Ein Konzert, wo trotz offensichtlicher Beschränkungen noch alles live gespielt wurde, nichts vom Band kam. Da klang der eine oder andere Song vielleicht zu ungestüm. Egal. Die rohe Gangart machte alles nur noch reizvoller. Wer Firlefanz erwartete, war hier falsch. Da beließ man die Bühne im einfachen Rot. Da blieb man auch musikalisch der selbstauferlegten Maxime treu. Meg konzentrierte sich auf ihr Trommeln. Und Jack gab sich dem Multitasking hin: Fliegende Mikrowechsel, mal die E-, mal die Akustik-Gitarre zupfend, zwischendurch wahlweise auf Keyboard oder Piano klimpernd. Mehr ist bei einer Zwei-Frau/Mann-Live-Band nicht möglich. Die angetretene Menge zeigte sich begeistert. Die ausgelassene Stimmung vor Ort ging sogar soweit, dass die Refrains von "Jolene" und "I Just Don’t Know What To Do With Myself" gleich gänzlich dem Publikum überlassen wurden. Ebenso wie beim vergangenes Jahr zur Fußballstadien-Hymne adaptierten, im Live-Kontext auf ein Neues bewusst verunstalteten "Seven Nation Army". Die White Stripes und Abnützungserscheinungen? Schwachsinn.

White Stripes / Mr. David Viner
04.06.2007 - Gasometer, Wien.


[whitestripes.com] [myspace.com/thewhitestripes]
[mrdavidviner.com] [myspace.com/mrdavidviner]

[Review: White Stripes - Icky Thump]

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