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Polarkreis 18 @ B72. Keine Elektronik-Band, die auch Gitarren verwendet. Vielmehr eine Gitarren-Band, die gerne mit Keyboards hantiert. Von wegen Hype. Von wegen Sigur Ros.

"Wegen Erkrankung eines Bandmitglieds wird das Konzert von Polarkreis 18 auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben. Alle Vorverkauftickets behalten ihre Gültigkeit." So der Wortlaut der Absage am Tag vor dem für 26. März geplanten Auftritt von Polarkreis 18 im B72. Viel hatte nicht gefehlt und der Ersatztermin wäre auch ins Wasser gefallen. Für mich. Nicht, weil die Band diesen nicht einhalten konnten. Es lag an der Konkurrenz, die sich zu dieser Zeit in Wiens Konzerthallen drängte. Einen Tag davor die unverzichtbaren Sparklehorse in der Szene. Am selben Tag der - schlussendlich abgesagte - Auftritt von Explosions In The Sky im Flex. Nicht zu vergessen das ebenfalls am 29. Mai angesetzte, höchst interessante Aufeinandertreffen von Mike Patton und Christian Fennesz in der Arena. Dazu die Verlockung, dass man bereits gekaufte Tickets vom ersten Polarkreis 18-Termin retournieren konnte. Die Jungs aus Dresdem standen doch ziemlich auf der Kippe.

Polarkreis 18Schlussendlich war ich dann doch dort. Mit mir anfangs allerdings nicht allzu viele. Was sich erst während dem von bestem britischen Indie-Pop beeinflussten Vorprogramm der wirklich hörenwerten Missent To Denmark aus Niederbayern ändern sollte. Kein Sold-Out-Gig, schlussendlich dann aber doch ein gut besuchtes Konzert. Wobei es wohl niemand bereuen sollte, jene zehn bzw. zwölf (AK) Euro bezahlt zu haben. Polarkreis 18 gaben keinerlei Grund dazu. Im Gegenteil. Was die sechs - allesamt während ihres Auftritts in weißen Oberhemden gekleideten - jungen Herren da auf die viel zu kleine Bühne des B72 zauberten, war weitaus besser als im Vorfeld befürchtet, nachbetrachtet sogar ziemlich genial. Und das alles von gerade mal 20 Jahre alten, sympathisch unscheinbaren Milchbubis, die den Konzertbesuchern begeistert davon erzählten, dass sie erstmals in Österreich waren und wie lecker doch die vor dem Auftritt in einer zünftigen Wirtschaft verspeisten Wiener Schnitzel, Gulasch und Tiroler Gröstl ("Eingeborenenessen") geschmeckt haben.

Eines war nicht zu überhören: Diese Band hat geübt, sehr viel geübt. Polarkreis 18 beschränkten sich nicht einfach darauf die Songs in ihrer Albumversion runterzuspielen. Was man stattdessen zu Ohren bekam, war ausschweifend und vielfältig instrumentierte Musik, deutlich weniger synthetisch und elektronisch als auf Platte. Passend dazu dominierte ein echtes Schlagzeug, welches die Beats aus der Konserve - bis auf wenige Ausnahmen - vollends verdrängte. Doch was wäre das alles ohne diese Stimme. Ein wahrlich beeindruckender Falsett-Gesang. Das klang doch tatsächlich noch besser als die ohnehin schon kaum fassbare Performance auf Platte. Was mich anfangs noch stutzig machte, nach ergebnisloser Suche hinsichtlich zweifelhafter Hilfsgerätschaft jedoch zur Schlussfolgerung brachte, dass dieser junge Mann namens Felix Räuber wirklich so hoch und ergreifend singen kann. Zweiteres vor allem dann, als er bei der ersten Zugabe des Abends während einer Solodarbietung sein hypnotisches Organ an den Tasten begleitete. Zum Dahinschmelzen. Gewaltig. Hin und weg.

Polarkreis 18 / Missent To Denmark
29.05.2007 - B72, Wien.


[polarkreis18.de] [myspace.com/polarkreis18]
[missenttodenmark.de] [myspace.com/missenttodenmark]

[Review: Polarkreis 18 - st]
Missent To Denmark
Hey,
Polarkreis 18 habe ich noch nicht erleben dürfen, aber dafür Missent to Denmark. Wenn Du lustig bist schau auf dem Link, da gibt es Fotos dazu (live beim on3radio festival).
Grüße