Mein hitverdächtiges viertes Mal: David Bowie @ Stadthalle, Wien - 29.10.2003.
Erstmals seit sieben Jahren befand sich David Bowie wieder auf einer ausgedehnten Welt-Touree. 1996 hieß das Motto "Outside World". Gleichzustellen mit Verweigerung. Alte Hits waren tabu. Experimentelle Ausflüge in die Welt des Industrial standen auf der Tagesordnung. Die Begeisterung der breiten Masse in der alles andere als vollen Wiener Stadthalle hielt sich damals in Grenzen. Ganz im Gegenteil zu meiner persönlichen Einschätzung. Wohl auch, weil es mein erstes Bowie-Konzert war. Im Nachhinein betrachtet, nicht das Beste. Unangefochtener Spitzenreiter: Arena 1997. Das sollte sich auch nach diesem Abend nicht ändern. Trotzdem war es wieder mal etwas Besonderes. Schließlich zählt Bowie immer noch zu den seltenen Unikaten der Pop-Geschichte. Ein Gigant, Idol, Phänomen. Im Grunde unvergleichbar.
Die "Reality"-Show eröffnete ein virtuelles Spielchen auf Video-Screens. Eine nette Zeichentrick-Animation der Band, die sich nach und nach in echte Musiker verwandelte. Einen Augenblick später stand der Meister selbst auf der Bühne. Und sah der gut aus. Verdammt gut sogar. Mitte Fünfzig war der "alte Knabe" damals. Und dann solch eine Erscheinung. Ein drahtiges Blondie in schwarzen Designerklamotten. Stets der strahlende Antlitz seiner schneeweißen Dritten im Mittelpunkt. Passend dazu zeigte sich Bowie in bester Laune und scherzte schon zu Beginn des Konzertes: "Do you have time? Good. Because you will need it." Und es sollte tatsächlich ein langer Abend werden. Die beachtliche Anzahl von 30 Songs stand auf der Setlist. Zweieinhalb Stunden lang zappte sich Bowie durch die Jahrzehnte seines musikalischen Schaffens. Auf neues Songmaterial folgten Hits. Darauf wiederum Rares. Dann abermals Hits. Ein bunter Abend. Im Sinne von "New Killer Star", "Under Pressure", "The Motel" und "Let's Dance". Ganz im Gegenteil zur kühlen Ästhetik der Bühne. Hier herrschte Sparsamkeit statt Protz. Da reichten ein paare weiße Bäumchen, die von der Decke hingen. Einzig die Video-Screens im Hintergrund der Bühne waren die Ausnahme. Ebenso verhielt es sich mit der Performance von Bowie. Weniger ist mehr: Ein spontaner Kniefall oder das kurze Erscheinen auf einen der seitlich angelegten Laufstege. Wo Dylan über die Bühne torkelte und Jagger arschwackelte, da setzte Bowie an diesem Abend auf einfache Gesten.
Negatives kann man überall herauskitzeln. Je größer die Veranstaltung, desto leichter. So könnte man die Meinung vertreten, dass Bowie bei "Heroes" ins Fettnäpfchen trat. Von wegen Loser-Hymne mutiert zum Stadion-Singalong für die Massen. Vielleicht hätten ja schon ein paar deutschen Textzeilen das Gegenteil bewirkt. Helden eben. Oder beim abschließenden "Ziggy Stardust", wo man unweigerlich den rothaarigen Weirdo aus den Siebzigern vor Augen hatte. Und mit dem hatte Bowie 2003 wohl doch kaum noch etwas gemein. Irgendwie peinlich. Und trotzdem: Diesen Mann verzeiht man diese Fehltritte gerne. Bowie live zu sehen ist und bleibt ein Genuss. Auch wenn er als Gutelaunebold die Massen mit einem Wunschkonzert füttert.
Setlist:
Rebel Rebel / New Killer Star / Reality / Fame / Cactus / Sister Midnight / Afraid / China Girl / Fall Dog Bombs The Moon / Hallo Spaceboy / Sunday / Under Pressure / Ashes To Ashes / Days / Fashion / Never Get Old / The Motel / 5:15 The Angels Have Gone / Loving The Alien / Changes / Let's Dance / She'll Drive The Big Car / The Loneliest Guy / I'm Afraid Of Americans / Heroes / Heathen / Bring Me The Disco King / Hang On To Yourself / Suffragette City / Ziggy Stardust.
[RETRO: BOWIE = 60 (1/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (2/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (3/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (4/5)]
[davidbowie.com]
Erstmals seit sieben Jahren befand sich David Bowie wieder auf einer ausgedehnten Welt-Touree. 1996 hieß das Motto "Outside World". Gleichzustellen mit Verweigerung. Alte Hits waren tabu. Experimentelle Ausflüge in die Welt des Industrial standen auf der Tagesordnung. Die Begeisterung der breiten Masse in der alles andere als vollen Wiener Stadthalle hielt sich damals in Grenzen. Ganz im Gegenteil zu meiner persönlichen Einschätzung. Wohl auch, weil es mein erstes Bowie-Konzert war. Im Nachhinein betrachtet, nicht das Beste. Unangefochtener Spitzenreiter: Arena 1997. Das sollte sich auch nach diesem Abend nicht ändern. Trotzdem war es wieder mal etwas Besonderes. Schließlich zählt Bowie immer noch zu den seltenen Unikaten der Pop-Geschichte. Ein Gigant, Idol, Phänomen. Im Grunde unvergleichbar.
Die "Reality"-Show eröffnete ein virtuelles Spielchen auf Video-Screens. Eine nette Zeichentrick-Animation der Band, die sich nach und nach in echte Musiker verwandelte. Einen Augenblick später stand der Meister selbst auf der Bühne. Und sah der gut aus. Verdammt gut sogar. Mitte Fünfzig war der "alte Knabe" damals. Und dann solch eine Erscheinung. Ein drahtiges Blondie in schwarzen Designerklamotten. Stets der strahlende Antlitz seiner schneeweißen Dritten im Mittelpunkt. Passend dazu zeigte sich Bowie in bester Laune und scherzte schon zu Beginn des Konzertes: "Do you have time? Good. Because you will need it." Und es sollte tatsächlich ein langer Abend werden. Die beachtliche Anzahl von 30 Songs stand auf der Setlist. Zweieinhalb Stunden lang zappte sich Bowie durch die Jahrzehnte seines musikalischen Schaffens. Auf neues Songmaterial folgten Hits. Darauf wiederum Rares. Dann abermals Hits. Ein bunter Abend. Im Sinne von "New Killer Star", "Under Pressure", "The Motel" und "Let's Dance". Ganz im Gegenteil zur kühlen Ästhetik der Bühne. Hier herrschte Sparsamkeit statt Protz. Da reichten ein paare weiße Bäumchen, die von der Decke hingen. Einzig die Video-Screens im Hintergrund der Bühne waren die Ausnahme. Ebenso verhielt es sich mit der Performance von Bowie. Weniger ist mehr: Ein spontaner Kniefall oder das kurze Erscheinen auf einen der seitlich angelegten Laufstege. Wo Dylan über die Bühne torkelte und Jagger arschwackelte, da setzte Bowie an diesem Abend auf einfache Gesten.Negatives kann man überall herauskitzeln. Je größer die Veranstaltung, desto leichter. So könnte man die Meinung vertreten, dass Bowie bei "Heroes" ins Fettnäpfchen trat. Von wegen Loser-Hymne mutiert zum Stadion-Singalong für die Massen. Vielleicht hätten ja schon ein paar deutschen Textzeilen das Gegenteil bewirkt. Helden eben. Oder beim abschließenden "Ziggy Stardust", wo man unweigerlich den rothaarigen Weirdo aus den Siebzigern vor Augen hatte. Und mit dem hatte Bowie 2003 wohl doch kaum noch etwas gemein. Irgendwie peinlich. Und trotzdem: Diesen Mann verzeiht man diese Fehltritte gerne. Bowie live zu sehen ist und bleibt ein Genuss. Auch wenn er als Gutelaunebold die Massen mit einem Wunschkonzert füttert.
Setlist:
Rebel Rebel / New Killer Star / Reality / Fame / Cactus / Sister Midnight / Afraid / China Girl / Fall Dog Bombs The Moon / Hallo Spaceboy / Sunday / Under Pressure / Ashes To Ashes / Days / Fashion / Never Get Old / The Motel / 5:15 The Angels Have Gone / Loving The Alien / Changes / Let's Dance / She'll Drive The Big Car / The Loneliest Guy / I'm Afraid Of Americans / Heroes / Heathen / Bring Me The Disco King / Hang On To Yourself / Suffragette City / Ziggy Stardust.
[RETRO: BOWIE = 60 (1/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (2/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (3/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (4/5)]
[davidbowie.com]
wasix - 8. Jan, 21:51 - [2007 Xtras]
srocca - 21. Jan, 21:25:
Best of Bowie
David Bowie wirkte bei diesem Konzert um einiges gesünder als in seinen früheren Jahren. Da hatte man manchmal das Gefühl, dass er im nächsten Moment von der Bühne fallen würde. Tolle Stimme und Performance. Über "Heroes" habe ich mich trotzdem auch gefreut!
wasix - 22. Jan, 20:35:
rund & g'sund
auf den letzten fotos, die ich von ihm gesehen habe, sah er - für seine verhältnisse - doch ziemlich ausg'fressen aus. jedenfalls scheint es ihm nach der herzerkrankung wieder besser zu gehen...