Mein bestes zweites Mal: David Bowie @ Arena (Open-Air), Wien - 24.06.1997.
Wie schafft man es eigentlich, einen David Bowie zum intimen Open-Air-Konzert in der Wiener Arena zu überreden? Bisher kamen höchstens Musikinsider in London und Amsterdam in den Genuss seiner sagenumworbenen Secret-Gigs. Zu verdanken hatte man dieses Sensationsgastspiel einer Journalistin, die aufgrund der jüngsten, allerdings auch äußerst raren Auftritte von Bowie im kleineren Rahmen hellhörig wurde. Frech wie Oskar stellte sie eine scheinbar aussichtslose Anfrage und wurde justament mit einer Zusage konfrontiert. Eine nicht unbedeutende Komponente dieses Privilegs war sicherlich die freundschaftliche Beziehung von Bowie zu Wien. Immerhin zählen Hermann Nitsch und Andre Heller zu seinem Freundeskreis. Noch dazu plante Bowie zu diesem Zeitpunkt die Uraufführung einer Rockoper. Und zwar für die Salzburger Festspiele 2000. Warum also nicht gleich das Vergnügen mit dem Geschäftlichen verbinden und den Wien-Auftritt für erste Gespräche mit den Festspiel-Bossen nützen? Was hätte sich Salzburg eigenlich mehr wünschen können, als von einem Künstler wie Bowie in das nächste Jahrtausend geführt zu werden. Nur schade, dass daraus nichts wurde.
Dass die 2.500 aufgelegten Tickets für diesen Gig sehr schnell vergriffen waren, überraschte wohl niemanden. Kein Wunder also, dass vor den Toren der Arena der Schwarzhandel blühte. So manch einer hat deswegen vielleicht sogar den Beginn dieses außergewöhnlichen Konzertes verpasst. Denn Bowie betrat bereits knapp nach 20 Uhr und somit umgeben von den letzten Strahlen des hellen Tageslichts, ohne Ansage und großem Tamtam die Bühne. Mit rotem Haar, weißem Gewand und braunen Sportschuhen stand er plötzlich da und grinste locker und entspannt in die tobende Menge. Ohne viel Aufwand eröffnete er, nur von sich selbst auf der Akustikgitarre begleitet, den Set mit dem verschollen geglaubten Klassiker "Quicksand". Erst mit Fortdauer des Songs gesellte sich nach und nach seine vierköpfige Begleitband zu ihm auf die Bühne. Was dann folgte, war ein dreistündiges Konzerterlebnis der ganz besonderen Sorte.
Konfrontierte Bowie das Jahr davor seine Fanschaft zwar mit einer durchaus ambitionierten, für viele jedoch zu sperrigen Songauswahl, so passte an diesem Abend einfach alles. Das soll jedoch keinesfalls bedeuten, dass er seinen Prinzipien untreu wurde und eine Greatest-Hits-Show bot. Vielmehr bekam man eine breitgefächerte Mischung aus mehr oder minder bekannten Oldies in fast durchwegs neuem Gewand, ausufernden Instrumentals und Stücken aus "Outside" und "Earthling" zu hören. So wechselte sich Glam-Rock mit ausgetüfteltem Industrial-Pop ab, um dazwischen immer wieder von einem zeitgerechten Workshop zwischen Jungle und Drum N' Bass unterbrochen zu werden. Diesem Furioso fern jeglicher Zwänge entsprang der wohl kreativste und experimentierfreudigste Bowie seit langem. Wobei gut zu beobachten war, wie er sich inmitten dieser grenzenlosen Jam-Session und umgeben von der intimen Atmosphäre pudelwohl fühlte. Und diese Hochstimmung übertrug sich auch nahtlos auf die angetretene Zuschauermenge. Da fielen die Hemmungen. Da wurde abgetanzt. Da durfte man sich gehen lassen. Wahrscheinlich das beste Konzert, dem ich jemals beiwohnen durfte.
Setlist:
Quicksand / Queen Bitch / Jean Genie / Outside / I'm Deranged / Strangers When We Meet / Dead Man Walking / The Man Who Sold The World / The Last Thing You Should Do / V2-Schneider / I'm Afraid Of Americans / White Light White Heat / The Motel / Battle For Britain (The Letter) / Seven Years In Tibet / Pallas Athena / Fashion / Fame / Is It Any Wonder / Under Pressure / Stay / Telling Lies / Looking For Satellites / O Superman / Hallo Spaceboy / Scary Monsters / Little Wonder.
[RETRO: BOWIE = 60 (1/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (2/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (4/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (5/5)]
[davidbowie.com]
Wie schafft man es eigentlich, einen David Bowie zum intimen Open-Air-Konzert in der Wiener Arena zu überreden? Bisher kamen höchstens Musikinsider in London und Amsterdam in den Genuss seiner sagenumworbenen Secret-Gigs. Zu verdanken hatte man dieses Sensationsgastspiel einer Journalistin, die aufgrund der jüngsten, allerdings auch äußerst raren Auftritte von Bowie im kleineren Rahmen hellhörig wurde. Frech wie Oskar stellte sie eine scheinbar aussichtslose Anfrage und wurde justament mit einer Zusage konfrontiert. Eine nicht unbedeutende Komponente dieses Privilegs war sicherlich die freundschaftliche Beziehung von Bowie zu Wien. Immerhin zählen Hermann Nitsch und Andre Heller zu seinem Freundeskreis. Noch dazu plante Bowie zu diesem Zeitpunkt die Uraufführung einer Rockoper. Und zwar für die Salzburger Festspiele 2000. Warum also nicht gleich das Vergnügen mit dem Geschäftlichen verbinden und den Wien-Auftritt für erste Gespräche mit den Festspiel-Bossen nützen? Was hätte sich Salzburg eigenlich mehr wünschen können, als von einem Künstler wie Bowie in das nächste Jahrtausend geführt zu werden. Nur schade, dass daraus nichts wurde.

Konfrontierte Bowie das Jahr davor seine Fanschaft zwar mit einer durchaus ambitionierten, für viele jedoch zu sperrigen Songauswahl, so passte an diesem Abend einfach alles. Das soll jedoch keinesfalls bedeuten, dass er seinen Prinzipien untreu wurde und eine Greatest-Hits-Show bot. Vielmehr bekam man eine breitgefächerte Mischung aus mehr oder minder bekannten Oldies in fast durchwegs neuem Gewand, ausufernden Instrumentals und Stücken aus "Outside" und "Earthling" zu hören. So wechselte sich Glam-Rock mit ausgetüfteltem Industrial-Pop ab, um dazwischen immer wieder von einem zeitgerechten Workshop zwischen Jungle und Drum N' Bass unterbrochen zu werden. Diesem Furioso fern jeglicher Zwänge entsprang der wohl kreativste und experimentierfreudigste Bowie seit langem. Wobei gut zu beobachten war, wie er sich inmitten dieser grenzenlosen Jam-Session und umgeben von der intimen Atmosphäre pudelwohl fühlte. Und diese Hochstimmung übertrug sich auch nahtlos auf die angetretene Zuschauermenge. Da fielen die Hemmungen. Da wurde abgetanzt. Da durfte man sich gehen lassen. Wahrscheinlich das beste Konzert, dem ich jemals beiwohnen durfte.
Setlist:
Quicksand / Queen Bitch / Jean Genie / Outside / I'm Deranged / Strangers When We Meet / Dead Man Walking / The Man Who Sold The World / The Last Thing You Should Do / V2-Schneider / I'm Afraid Of Americans / White Light White Heat / The Motel / Battle For Britain (The Letter) / Seven Years In Tibet / Pallas Athena / Fashion / Fame / Is It Any Wonder / Under Pressure / Stay / Telling Lies / Looking For Satellites / O Superman / Hallo Spaceboy / Scary Monsters / Little Wonder.
[RETRO: BOWIE = 60 (1/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (2/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (4/5)]
[RETRO: BOWIE = 60 (5/5)]
[davidbowie.com]
wasix - 8. Jan, 19:09 - [2007 Xtras]