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Die Rückkehr der Göttlichen: dEUS haben ein neues Album am Start. Ihr erstes seit sechs Jahren. Wie "Pocket Revolution" geworden ist? Groß. Ganz groß.

dEUS sind zurück. Endlich. Lange genug hat es gedauert. Das letzte Album der Antwerpener Kult-Formation kam bereits 1999 auf den Markt. Dazwischen wurde gerade mal eine Best-Of-CD ("No More Loud Music") und eine Videocompilation ("No More Video") veröffentlicht. Es roch nach Abschied. Mit einer Rückkehr war eigentlich nicht mehr zu rechnen. Erst als dEUS im Sommer 2004 eine Konzertreise ankündigten, keimte wieder soetwas wie Hoffnung auf. Da musste man natürlich dabei sein. In meinem Fall war es das "Two Days A Week" in Wiesen. Und wie an dieser Stelle bereits ausführlich breitgetreten, waren dEUS definitiv die beste Band des Festivals. Wahrscheinlich sogar der gesamten Saison.

Zu dieser Zeit bekam man auch erstmals neues Material von dEUS zu Ohren. Auf der offiziellen Band-Website wurde der Song "If You Don't Get What You Want" zum Download angeboten. Gleichzeitig verdichteten sich die Gerüchte um ein neues Album. Mit dem Arbeitstitel "Stop-Start Nature". Von einem VÖ Anfang 2005 war die Rede. Nun ja, gut Ding braucht Weile. Jedenfalls wurde der Release nicht bloß einmal verschoben. Doch dann - irgendwann Anfang Juni - endlich ein Statement von offizieller Stelle: "This year summer will last a little longer, as on September 12th 2005 Belgiums best known rock band dEUS will finally release their long-awaited new album. In other words, Belgiums finest rock band is back with a vengeance!"

dEUS

Das Gesicht von dEUS hat sich in den letzten sechs Jahren deutlich verändert. Von der Anfangsformation, die 1994 das erste Album "Worst Case Scenario" aufgenommen hat, ist neben Sänger Tom Barman einzig noch der Geiger Klaas Janzoons übriggeblieben. Da sich selbst bei den diversen Recording-Sessions zu "Pocket Revolution" immer wieder Umstrukturierungen ergaben, bekommt man auf dem neuen Album nun zwei Bands zu hören. Einerseits jene mit der Barman letztes Jahr auf Tour war (mit Craig Ward und Danny Mommsen), andererseits die neue Live-Band. Mit Drummer Stephane Misseghers (Ex-Soulwax), der bereits die letztjährigen Gigs bestritt, und den beiden Neuzugängen Alan Gevaert (Bass) und Mauro Pawlowski (Gitarre). In der Rolle des Produzenten versuchte sich nach dem Abgang von Craig Ward übrigens Barman höchstpersönlich. Erstmals in der Geschichte von dEUS.

Three Words: Worth. The. Wait.

"It appears the new dEUS-album has been leaked exactly two months before the official release. It should be out there somewhere." Um es noch eine Spur genauer zu nehmen: Es waren zwei Monate und fünf Tage. In derselben Woche tauchten übrigens auch die neuen Alben von Sigur Ros und Elbow im Internet auf. Was folgte, war der erste Hördurchlauf. Zweifelsohne eine besondere Stunde. Kein Wunder, nach sechs Jahren Wartezeit. Mein erster Eindruck: Der Sound ist jenem von "Ideal Crash" nicht unähnlich. Die Kompositionen stehen eindeutig im Vordergrund. Auf die skurrilen Experimente der ersten beiden Alben wurde größtenteils verzichtet. Folglich klingt "Pocket Revolution" auch irgendwie konventioneller. Was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Dafür sorgt schon der Facettenreichtum der einzelnen Stücke. Außerdem weist auch das neue Album jede Menge ausuferndes Songmaterial auf. So ist die Hälfte der Stücke über fünf Minuten lang. Drei davon überschreiten sogar die Marke von sechs Minuten. Wenn man schon Neues im Sound von "Pocket Revolution" sucht, dann findet man das an dem vermehrten Einsatz von Elektronik. Was auch irgendwie zu erwarten war. Man erinnere sich nur an Magnus.

Natürlich verfolgt einem als Fan anfangs die Angst, dass etwas Neues - noch dazu nach so langer Pause - nicht ganz so beeindruckend ausfallen könnte wie all die altehrwürdigen Alben. Jegliche Bedenken waren jedoch bereits nach dem Hören der ersten Nummer auf "Pocket Revolution" wie weggeblasen. "Bad Timing" ist sieben Minuten lang. Voll mit epischen Gitarren und verträumten Melodien. Einfach meisterhaft. Danach fragile Pop-Sensibilität. Man fühlt sich an "Little Arithmetics" erinnert. "7 Days, 7 Weeks" ist nicht umsonst die erste Single des Albums. Mit "Stop-Start Nature" und "I You Don't Get What You Want" folgen die ersten beiden straighten Rock-Nummern. Letztere kennt man bereits. Allerdings in einer anderen Version, wobei ich doch eindeutig die Neufassung bevorzuge. Ähnlich verhält es sich mit dem abschließenden "Nothing Really Ends", dessen ursprüngliche Version Ende 2001 bereits als Single veröffentlicht wurde und als Bonus auf "No More Loud Music" zu finden war. Warum der Song für "Pocket Revolution" neu aufgewärmt wurde, ist mir schleierhaft. Wahrscheinlich fehlte es bei der Tracklist zum neuen Album noch an einem stimmigen Abschluss. "Nothing Really Ends" ist ja auch alles andere als ein schlechter Song.

Das trifft auch auf den Rest des Albums zu. Aussetzer sucht man vergeblich. Alles feinstes Songmaterial für die Indie-Fraktion. Und mehr. Man betrachte nur den lässigen Elektro-Funk von "What We Talk About" oder das abgedrehte "Cold Sun of Circumstance", der beste Beweis dafür, dass dEUS auch 2005 noch hemmungslos abrocken können. Allerdings sollte man auch in diesem Fall nicht ausschließlich leicht zugängliche Kost erwarten. Denn durchgehend einfach zu hören ist auch dieses Album nicht. Hin und wieder muss man schon etwas mehr Zeit aufbringen, um sich in so manchen Song von "Pocket Revolution" hineinhören zu können. Denn es gibt sie immer noch, die typischen dEUS-Songs, die erst nach dem x-ten Durchlauf Sinn ergeben. Und dafür liebt man sie. Was habe ich diese Band doch vermisst.

[Live: Arena, Wien - 18.11.2005]

dEUS: Pocket RevolutiondEUS
Pocket Revolution
12.09.2005


[deus.be]
[pocketrevolution.blogspot.com]
Bart (Gast) - 24. Aug, 20:02:
Great article
and thanx for linking to my blog ;-) 
wasix - 25. Aug, 08:44:
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i'm reading your blog for weeks now. great work.
...and thanx for linking to my review. i feel honored ;-))) 
Qwert (Gast) - 25. Aug, 11:56:
Danke!
Tolles Re-listen! Vielen lieben Dank und Grüße aus Marktl..! ;) 
wasix - 25. Aug, 12:36:
oh vienna
da kann ich mich mit den grüßen nur anschließen. in diesem fall halt aus (dem heute endlich mal sonnigen) wien.