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Wenn die Aktualität aufgrund von Zeitmangel zu leiden hat: Die neuen Alben von System Of A Down, Maximo Park, Gorillaz, Stephen Malkmus und Ryan Adams.

System Of A Down: MezmerizeMaximo Park: A Certain TriggerGorillaz: Demon DaysStephen Malkmus: Face The TruthRyan Adams: Cold Roses

System Of A Down
Mezmerize
16.05.2005

Für eingefleischte Alternative-Rocker sind sie schlichtweg die geilste Band auf diesem Planeten. Und selbst als Außenstehender kann man ihrem musikalischen Treiben die Originalität nicht absprechen. Trotzdem wollte ihr extremer Crossover-Sound bislang bei mir nicht so recht zünden. Wohl auch deshalb, weil mir der ausgelassene Stilmix mit all seinen Tempowechseln auf Albumlänge dann doch zu anstrengend war. Und nun das: Die allerbeste Strategie. Zumindestens für meine Ansprüche. Anstatt den ungeschulten Möchtegern-Metalhead mit einem überladenen Longplayer zu quälen, veröffentlichen S.O.A.D. zwei Alben im Abstand von nur sechs Monaten. Wobei Teil 1 gerade mal eine Spieldauer von knapp 37 Minuten aufweist. Das halten sogar meine sensiblen Gehörgänge aus. "Mezmerize" bietet dann auch alles, was man sich von S.O.A.D. erwarten kann. Auf der Grundlage von Heavy Metal vermischen sich die unterschiedlichsten Stilrichtungen: Herkömmliches wie Punk und Hip Hop. Aber auch für das Genre eher untypische Anleihen aus der Klassik und armenischen Volksmusik. Dementsprechend abgedreht klingt diese Platte. Dafür sorgen auch die wunderbar ausgeflippten Schreianfälle von Frontmann Serj Tankian, wo man vorwiegend mit politisch provokativen Inhalten konfrontiert wird. Ob eine Zeile wie "My cock is much bigger than yours" auch in diese Kategorie fällt, bleibt allerdings der Interpretation des Zuhörers überlassen. [systemofadown.com]

Maximo Park
A Certain Trigger
16.05.2005

Wieder so ein Album, dem man unmöglich entkommen kann. Erstens, weil es kaum ein Musikmedium gibt, wo das gute Stück nicht abgefeiert wird. Zweitens, weil man schon nach dem ersten Durchhören dieser Platte eingestehen muss, dass all die "Experten" diesmal vollkommen richtig liegen. Maximo Park sind keine dieser sinnlos hochgepushten Hype-Bands. Dafür macht "A Certain Trigger" einfach zu viel Spaß. Mit etwas Wohlwollen könnte man von dem Debutalbum des Fünfers aus Newcastle sogar behaupten, es würde sich bei den vorliegenden 13 Songs durchgehend um potentielle Indie-Hits handeln. Was dann allerdings doch etwas zu viel des Lobes wäre. Denn Maximo Park machen zwar unverschämt erfrischende und dynamische Rockmusik mit dem notwendigen Schub an wunderbaren Popmelodien und ebensolchen Breaks, für eine wirkliche Sensation sind ihre musikalischen Vorbilder allerdings eindeutig zu dominant. Der Einfluss von Bands wie The Jam oder The Undertones ist auf "A Certain Trigger" allgegenwärtig. Da führt kein Weg vorbei. Was auch nicht weiter schlimm ist, solange der Retro-Indie-Sound dermaßen furios aus den Boxen dröhnt. Folgedessen ein weiterer erstzunehmender Teilnehmer beim Rennen um den Thron von Franz Ferdinand. Wen's interessiert... [maximopark.com]

Gorillaz
Demon Days
23.05.2005

Als die Gorillaz vor vier Jahren zum Sturm auf die Charts ansetzten, waren sie der heißestes Scheiß dieser Tage. Kein Wunder, bei all den supercoolen Comic-Videos. Single folgte auf Single. Jedes Mal auf's Neue ein Hit. Jede Auskoppelung mit einem weiteren Videoclip-Highlight im Schlepptau. All die Dauernörgler ließen sich das natürlich nicht entgehen und stempelten das Debutalbum der Gorillaz als "Musik für die Teenie-Fraktion" ab. Ein typischer Fall von Vermiesung durch Kommerzialisierung. Eine Pause war dringend notwendig. So widmete sich Gorillaz-Oberhaupt Damon Albarn dann doch noch mal seiner Hauptband Blur und ließ das Side-Project eine Weile ruhen. Mit "Demon Days" setzt er nun zum zweiten Rundumschlag an: "Es ist, als ob jemand unser erstes Album genommen und eingefärbt hätte". Einen beträchtlichen Anteil daran hat Mister "Grey Album" aka Danger Mouse. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen bzw. hören lassen. Ein bunter Gemischtwarenladen aus Albarns unwiderstehlichen Sing-A-Longs, lockeren Rapflows und gemächlich groovenden Sounds. Veredelt mit jeder Menge wohl durchdachter Ecken und Kanten und viel Liebe für's Detail. Zu beachten auch die illustren Gäste: Neneh Cherry, De La Soul, Roots Manuva und niemand geringerer als Schauspieler-Legende Dennis Hopper. So look out suckers, this is just the start. Hail Satan! [gorillaz.com]

Stephen Malkmus
Face The Truth
23.05.2005

Dieser Mann hat Respekt verdient. Allein seiner ruhmreichen Vergangenheit wegen. Pavement waren Götter ihres Faches. Daran gibt es nichts zu rütteln. Da kann man schon mal darüber hinweg sehen, wenn dem einstigen Frontmann der Indie-Ikonen ein etwas schwächeres Album auskommt. So geschehen bei "Pig Lib", seiner zweiten Solo-Platte. Übrigens ganz im Gegensatz zum famosen Debut. Doch ein Stephen Malkmus lässt sich nicht biegen und geht nach einem Rückschlag einfach mal so auf Nummer sicher. Im Gegenteil. Auf "Face The Truth" zieht er sein Ding sogar mit noch mehr Nachdruck durch. Allerdings auch um einiges entspannter, als man es bislang gewohnt war. Und siehe da: Die alten Stärken sind zurück. Mit allen bekannten Nebenwirkungen. Auch das dritte Post-Pavement-Album ist alles andere als leicht zu fassen und lässt einen nach dem ersten Durchgang etwas orientierungslos zurück. Zu sperrig, mal zu ungestüm, dann wieder zu plump wirken anfangs die einzelnen Nummern. Was sich nach mehrmaligem Hören jedoch ändert, wenn man gelernt hat mit den unzählige Referenzen - von Krautrock und Blues bis hin zu Indie-Pop und Elektronik - umzugehen. Für Abwechslung ist jedenfalls gesorgt. Fazit: Ein mehr als willkommener Pavement-Ersatz. [stephenmalkmus.com]

A Hero. Just For One Album. Folglich: "(Ex-)Helden, die in die Kacke greifen"...

Ryan Adams
Cold Roses
02.05.2005

Es wäre vermessen, zu behaupten, ich wäre mal Fan gewesen. Eher im Gegenteil. Zumindestens anfangs. Geändert hat sich meine Einstellung erst vor zwei Jahren aufgrund der Cover-Version von "Wonderwall". Diese wunderbaren vier Minuten schafften es mit einem Mal das Genie eines Noel Gallagher wieder ins rechte Licht zu rücken. "Wonderwall" erschien auf der zweiteiligen EP "Love Is Hell", die Ryan Adams auch für Country-Hasser plötzlich interessant machte. Das brachte mich damals sogar soweit, dass ich mir Karten für sein Wien-Gastspiel besorgte. Nur kommen sollte es nicht dazu, weil der Gute kurz davor während eines Konzertes in London merklich alkoholisiert von der Bühne fiel und sich den Arm brach. Ob Ryan Adams den abgesagten Gig irgendwann nachholen wird, ist ungewiss. Was mir inzwischen auch ziemlich egal sein kann, nachdem ich sein neues Album - übrigens das erste von dreien in diesem Jahr - zu Ohren bekam. Darauf kehrt das ehemalige Whiskeytown-Mitglied nämlich zu seinen Ursprüngen zurück. Was bei anderen durchaus als legitim durchgeht, kommt bei Ryan Adams einer mittelschweren Katastrophe gleich. "Cold Roses" präsentiert sich nämlich als unerträgliches Jammertal zwischen Americana, Folkrock und Alt-Country. Die hörbaren Ausnahmen sind dabei eindeutig in der Unterzahl. Zu wenige Glücksmomente bei all der aufgesetzten Tragik. Was bei einem Doppelalbum eindeutig meine Leidensfähigkeit überschreitet. [ryan-adams.com]