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Zwei neue Songs von Nine Inch Nails sind im Internet aufgetaucht: "The Hand That Feeds" & "The Line Begins To Blur". Was sagt T.R. dazu?

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www.nin.comfake or real? only dr. thompson knows…

Waiting For Halo_Nineteen. Part_Seven.
Arena, 11.06.1994.


Pressemeldung, Mai 1994:
"Trent Reznor, Kopf der Industrial-Rockband NIN, zerlegte während eines unangekündigten Gigs in einer kleinen, namenlosen, völlig unbekannten Konzerthalle in Palo Alto, Kalifornien seine komplette Anlage, stopfte das unfunktionable Keyboard in die Boxen und schmiss die sündteuren Verstärker vom Rig. Fazit: Beträchtlicher Sachschaden, ein Leichtverletzter und weitreichende psychische Verwirrung bei Teilen des begeisterten Publikums. Die Netzstrümpfe und das Latex-Miniröckchen, die Reznor auf der Bühne trug, kamen jedoch ohne Schaden davon."

Solche NIN-Meldungen gab es zu dieser Zeit ohne Ende. Trent Reznor war bekannt für seine extrem aggressiven Live-Shows, bei denen er schon mal seine eigenen Musiker verprügelte und mit morbiden Energieanfällen die Instrumente in ihre Einzelteile zerschmetterte. Die eigenwillige Mischung aus wüstem Soundgewitter und paranoidem Irrsinn brachte NIN den Ruf einer äußerst sehenswerten Live-Band ein, was sich auch im regen Publikumsinteresse beim vorsommerlichen Open Air-Gig in der Wiener Arena widerspiegelte.

Apocalypse Now

Trent ReznorDie Darbietung an diesem bitterkalten Samstag Abend war schon beispiellos. Die mit unzähligen Vorhängen dekorierte Bühne bedeckte sich zu Beginn der Show mit Nebelschwaden und aus den Lautsprecherboxen ertönten die ersten Klänge von "Pinion". Langsam wurden einige dunkle Gestalten in regungsloser Haltung erkennbar. Kurz darauf preschten der gespannt wartenden Menge die manischen Rhythmen zu "Terrible Lie" entgegen. Eine bizarre Lichtshow ließ erste Formen des Bühnenaufbaus erkennen. Drummer und Keyboarder waren auf einer erhöhten Festung positioniert. An den Außenseiten agierten Gitarrist und Bassist. Das Zentrum der Bühne gehörte dem Meister ganz allein. Trent Reznor, der bei seinen Plattenaufnahmen als notorischer Einzelgänger verschrien ist, belebte seine Ein-Mann-Band mit vier richtigen Musikern aus Fleisch und Blut. Diese mögen an diesem Abend zwar nicht die besten Instrumentalisten der Welt gewesen sein, wussten allerdings durch so manch anderes Talent zu überzeugen. Zum Beispiel jenes der gelungenen Selbstdarstellung. Im Outfit aus Lack und Leder waren sie auf der Bühne die perfekte optische Bereicherung für die Musik von NIN.

Wer schon immer all die Alpträume und Depressionen ausleben wollte, die man bislang nur von NIN-Platten her kannte, bekam bei diesem Konzert die Möglichkeit. Mit bester Unterstützung von Trent Reznor höchstpersönlich. Der Gute wurde nämlich all den Vorankündigungen und Gerüchten um seine Person vollauf gerecht. Reznor ist bei Live-Konzerten wahrhaftig nicht zu bändigen. Wie ein vollkommen Verrückter tollte er quer über die Bühne, schleuderte unentwegt sein Mikro vor sich auf den Boden und schrie sich die Seele aus dem Leib. Dieser Mann war an diesem Abend die Aggression pur. Nicht wenige Kritiker bezeichnen die Klänge von "The Downward Spiral" als sinnlosen Krach ohne künstlerischem Output. Es steht auch außer Frage, dass die Musik von NIN keine herkömmlich wohltuenden Klänge für jedermann bereithält und dass ein Live-Auftritt dieser Band keiner leichtverdaulichen Abendunterhaltung Marke Mainstream-Rock gleichkommt. Doch wer behauptet, dass bei dieser Veranstaltung in der Arena keine unglaubliche Show geboten wurde, der wäre an diesem Samstag Abend in den eigenen vier Wänden vor der Glotze besser aufgehoben gewesen und hätte die Umwelt vor seiner trübseligen Langeweile und lustlosen Stumpfsinn verschonen sollen.

Mr. Self Destruct

Zum Abschluss dieses zwischen Ekstase und Weltuntergangsstimmung angesiedelten Events wurde Trent Reznor bei "Happiness In Slavery" noch einmal seiner Rolle des hemmungslosen Performers gerecht, als eines der Bühnen-Keyboards unter seinen wüsten Schlägen zertrümmert und Teile davon ins Publikum geworfen wurden. Nach dieser Hinrichtung verließen die dunklen Gestalten den Ort ihres Massakers und verschwanden in die Nacht. Die Show war gelaufen. Was blieb, war ein wohltuendes Gefühl von Befriedigung. Grausam gut.



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