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Brandon FlowersTussi-Alarm in der prall gefüllten Arena: Beim ersten Wien-Konzert von The Killers waren all jene gekommen, mit denen ich so ganz und gar nicht gerechnet hatte. Der Schock saß tief.

Seit November letzten Jahres hat die Wiener Arena eine neue Halle aufzuweisen. Der alte Veranstaltungsraum wurde einer Rundumerneuerung unterzogen. Dabei verlagerte man die Bühne auf die gegenüberliegende Seite, errichtete ein zusätzliches Foyer mit Garderobe und baute eine Galerie bzw. Terrasse. Aufgrund dessen konnte die Kapazität nahezu verdoppelt werden. Die große Halle der Arena bietet nun Platz für ca. 800 Besucher. Das ist zwar immer noch recht knapp bemessen, aber besser als gar kein Fortschritt. Für mich war der Auftritt von The Killers jedenfalls die erste Möglichkeit die neuen Räumlichkeiten zu bewundern. Und ich muss zugeben, es ist gar nicht mal übel geworden.

Somebody Told Them...

Was mir an diesem Abend jedoch viel mehr ins Auge stach als die baulichen Updates, war das doch ziemlich merkwürdige Publikum, welches sich zur Feier des ersten Wien-Gastspiels der US-New-Wave-Rocker The Killers in der Arena einfand. Tussis so weit das Auge reichte. Nicht ausschließlich, aber doch im keinesfalls erwarteten Ausmaß. In mir kamen Zweifel auf. Hatte ich mich im Datum geirrt und war beim Duran Duran-Comeback gelandet? Oder befand ich mich gar inmitten der durchschnittlichen gotv-Seherschaft, wo The Killers schon seit Wochen auf Heavy Rotation laufen? Mir war schon im Vorfeld dieser Veranstaltung klar, dass der Vierer aus Las Vegas mit seinem durchgestylten Post-Rock-Pop in den meisten Kennerkreisen nicht unbedingt als cool gelten. Zu selten tauchte ihr letztjähriges Debutalbum "Hot Fuss" in einschlägigen Jahresbestenlisten auf. Doch dass ein Konzert von The Killers für mich dermaßen in Richtung Sozialstudie abdriften würde, damit war nicht zu rechnen.

Immerhin hatte eine österreichische Tageszeitung, die sehr viel auf ihren Kulturteil hält, bei der Ankündigung des Konzertes noch voller Überzeugung verkündet, dass die Zielgruppe von The Killers all jene sind, die sonst noch gerne The Strokes, Mando Diao oder Interpol hören. Wer das Publikum an diesem Abend gesehen hat, weiß, dass sich die schlauen Schreiberlinge wohl geirrt haben müssen. Die Band aus der Stadt der einarmigen Banditen mag zwar ein "The" im Namen haben, in das vorgefertigte Schema wollen sie mit ihrem nicht zu leugnendem Pop-Appeal jedoch nicht so recht passen.

Duran Duran Meets Mad Max.

Der Erfolg gibt The Killers allerdings in vielerlei Hinsicht recht. Immerhin spielten sie an diesem Abend vor ausverkauftem Haus. Vor drei, vier Monaten hätte wohl noch die kleine Halle der Arena ausgereicht. Inzwischen wandeln The Killers aber auf den Spuren all jener Bands, die sich schamlos aus dem Fundus der Achtziger Jahre bedienen. Was nicht unbedingt das Schlimmste sein muss. Besser gut gemachte Dancefloor-Melancholie als Eigenständiges, das keinen interessiert. Das sehen auch The Killers so, bezeichnen sie ihren Sound doch selbst als "Duran Duran Meets Mad Max".

In diesem Fall muss ich allerdings auch eingestehen, dass meine Erwartungen für den Konzertabend alles andere als hoch waren. Der doch sehr glatte, fast schon synthetische Sound von "Hot Fuss" kann im Live-Gewand unmöglich ähnliches Niveau erreichen. Und so war es dann auch. Anstatt Keyboards herrschten Bass und Gitarre. Einzig der exaltierte Gesang von Brandon Flowers erinnerte einigermaßen an die Studioaufnahmen. Bemerkenswert allerdings das Erscheinungsbild des Sängers: Flowers präsentierte sich als eine Kreuzung aus Bankangestellter und Lukas Hilbert. Ersteres wegen dem Anzug als Bühnengarderobe. Zweiteres aufgrund seiner geringen Körpergröße. Nicht weil er ein ähnlich blödes Arschloch ist.

Songmäßig wurde nahezu das komplette Album durchgespielt. Inklusiver aller Hits, die von der biertrinkenden Männerrunde, die vor mir stehend verzweifelt einen auf Stimmung machte, erwartungsgemäß den größten Zuspruch bekamen. Dazwischen wurde immer wieder mal die ein oder andere B-Seite plaziert. Dabei fand sogar ein brandneuer Titel den Weg ins Programm. Mit dem Album-Highlight "All These Things That I've Done" beendeten The Killers nach knapp einer Stunde ihr Set. Fazit: Ein vollkommen unspektakuläres und bestenfalls mittelmäßiges Konzert, das einer großartigen Platte keineswegs gerecht werden konnte. Die Enttäuschung hielt sich meinerseits allerdings in Grenzen. In einer Woche beim Wien-Gastspiel von Conor Oberst und seinen Bright Eyes (ebenfalls in der Arena) wäre das wohl anders.

The Killers
25.02.2005 - Wien, Arena.


[thekillers.co.uk]

[Review: Hot Fuss]
srocca - 15. Mär, 08:10:
Neue Arena Räumlichkeiten
Könnte aufgrund des Balkons zu einer meiner Lieblingskonzerthallen werden. Endlich sehe ich etwas! 
wasix - 15. Mär, 18:00:
bin zwar nicht gerade der kleinste,...
...aber die galerie bzw. der balkon in der großen halle der arena haben zweifelsohne etwas für sich. bin übrigens beim bright eyes-konzert erstmals dort gestanden und meine begeisterung war dementsprechend. kein zwei-meter-riese und keine springenden wasserköpfe, die einem die sicht rauben... einfach spitze!!!