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Fleet Foxes / J. Tillman @ Arena. Nicht aus dieser Zeit stammende Wohlfühlmusik mit engelsgleichen Chorgesängen. Dem Konzertbesucher bleibt da nur stille Bewunderung. Schöner Fadesse nie klang.

Fünf Neo-Hippies aus Seattle - okay, zwei davon tragen kurze Haare - begeben sich mit ihrer Band erstmals auf Konzertreise durch Europa. Wobei sie auch in Wien halt machen. Beim ersten Betreten der am Abend zu bespielenden Halle sticht ihnen sofort ein riesiger Wandposter in die Augen. Darauf zu vernehmen die Vorankündigung für ein im selben Monat anstehendes Konzertereignis. In riesigen Lettern steht da: SLIPKNOT - MACHINE HEAD - CHILDREN OF BODOM. In etwas kleineren: Stadthalle - Wien. Nicht weiter schlimm. Nun hängt da an den Außenmauern der Halle aber ein ganz ähnliches Objekt: THE UNHOLY ALLIANCE TOUR 3 - SLAYER, TRIVIUM, MASTODON, AMON AMARTH, XENESTHIS. Was noch dazu auf den heutigen Tag verweist. Und das im gerade mal 500 Meter Luftlinie entfernten Gasometer. Nicht genug damit, erfährt man, dass in ein paar Stunden vor Ort - selbe Zeit, in der gleich nebenan liegenden, kleineren Halle - eine Band namens Madball auftritt. Nachdem man deren Fangemeinde erblickt, fragt man sich zurecht: Wo sind wir da bloß gelandet? Umgeben von NYHC, Nu- und Trash-Metal. Kill All The Hippies?

Fleet FoxesAls J. Tillman - nebenbei auch Drummer der Fleet Foxes - als Support-Act die Bühne der großen Halle der Arena betritt, ist vom zu erwarteten lautstarken Treiben in unmittelbarer Nähe nichts zu vernehmen. Die beiden heimischen Anheizer - mit den eindeutig zuordenbaren Bandnamen Sense Of Justice und Bloodshed Remains - der berüchtigten New Yorker Hardcore-Punker scheinen noch nicht begonnen zu haben. Anderenfalls wäre das bei geöffneten Eingangstoren und der betont ruhigen Darbietung von Herrn Tillman - akustisch, sitzend, solo, bis auf zwei Nummern, wo er vom Rest der Band begleitet wird - wohl kaum zu überhören gewesen. Man ist etwas früher als erwartet dran. Mit ein Grund, warum die angetretene Menge um Viertel nach Acht doch einem eher traurigen Anblick gleicht. Was während Tillmans 40-Minuten-Gig sichtlich besser wird. Wenn auch nicht besser für dessen Atmosphäre. Das vermehrt aufkommende Studenten-WG-Palaver beeinträchtigt die Darbietung des sympathischen "Funny Guy" - zwischendurch immer wieder einen Scherz auf den Lippen - doch merklich. Schade, er hätte sich mehr Aufmerksamkeit verdient.

Anders beim Hauptact. Die Fleet Foxes eröffnen ihr Konzert um 21.15 Uhr und von Beginn an hängt man Sänger Robin Pecknold förmlich an dessen Lippen. Umgeben von einer perfekt eingespielten Band, ist es der langhaarige, bärtige Frontmann, der den Ton angibt. Es sind seine Songs, es ist seine Band. Nicht, dass er auf der Bühne den großen Anführer gibt. Dennoch merkt man, dass er der Chef ist. Pecknold ist es auch, der den Stil seiner Band als "Baroque Harmonic Pop Jam" beschreibt, gleichzeitig aber meint, dass jene harmoniegesangssüchtigen Popperlen mit ihrem folkigen Touch und diesem süßlich schmelzenden Anstrich nichts mit Hippietum gemein und die Fleet Foxes demnach auch nichts mit Hippietum am Hut haben. Sie, die genauso aussehen und klingen wie solche. Einigen wir uns also auf ein - nicht zu langes, nicht zu kurzes, mit 75 Minuten genau richtiges - Konzert mit ganz großen Melodien inmitten von Beach Boys, Simon & Garfunkel und Crosby, Stills & Nash. Das ist live fast noch besser als auf Platte. Wohlbemerkt: Ein Klassiker, jetzt schon. Demnach eben nur fast. Ungeachtet dessen: Ein unendlich relaxter Konzertabend.

Fleet Foxes / J. Tillman
16.11.2008 - Arena, Wien.


[myspace.com/fleetfoxes]
[jtillmanmusic.com] [myspace.com/jtillman]

[Review: Fleet Foxes - st]