header
 
Coldplay @ Stadthalle. Lobenswert die Einsicht. Gar nicht so abwegig das Anhängsel. War es doch tatsächlich eines der besten Konzerte 2008, das uns Chris Martin & Co. bei ihrem Wien-Debut bescherten.

Turbulente Konzerttage in der heimischen Landeshauptstadt. Dienstag versuchte Madonna mit einem Riesen-Tanzspektakel 50.000 auf die Donauinsel gepilgerte zu begeistern. Tags darauf bekam man im weitaus intimeren Rahmen des Konzerthauses einen von zwei der womöglich letzten Wien-Auftritte von Altmeister Leonard Cohen dargeboten. Am selben Tag spielten auch Coldplay vor Ort. Ebenso wie Madonna zum ersten Mal. Die Stadthalle war bereits seit Wochen ausverkauft. Coldplay hätten wohl nicht ganz soviele Fans wie die "Queen Of Pop" mobilisieren können, ein Open-Air mit 20.000 plus wäre jedoch allemal drinnen gewesen. Nur gut, dass es dazu nicht gekommen ist. Man kann über die altehrwürdige Stadthalle lästern was man will, im Vergleich zu überdimensionalen Freiluftkonzerten ist ein Indoor-Gig am Vogelweidplatz eindeutig zu bevorzugen. Erst recht bei Coldplay, die für genau diese Größenordnung wie gemacht scheinen, im Stande sind ihre aus einem Fundus von vier LP's schöpfende Setlist perfekt auf das Ambiente abzustimmen. Dementsprechend wurde es auch das zu erwartende ganz große Hitfeuerwerk. Mit allem Drum und Dran.

Coldplay: Jonny Buckland - Will Champion - Chris Martin.Es begann mit ambienten Klängen, die bereits nach dem gelungenen, knapp dreiviertelstündigen Gig von Support-Act und Strokes-Gitarrist Albert Hammond Jr. einsetzten und nicht und nicht aufhören wollten. Jedenfalls nicht bis zu jenem Hip-Hop-Knaller, der dann für fünf Minuten lautstark aus den Boxen dröhnte. Als alle bereits damit rechneten, dass es gleich losgehen würde, der Stilbruch, das vorsätzliche Reinschleimen mittels Donauwalzer. Und prompt sah man auf dem Stehplatzparkett einige Pärchen im Dreivierteltakt dazu zu tanzen. Als danach die Hallenbeleuchtung ausging und mit "Life In Technicolor" die Show eröffnet wurde, bekam man einiges Sehenswerte zu Augen, nur nicht die Hauptakteure selbst. Die standen anfangs nämlich hinter einem halbdurchsichtigen Vorhang, welcher erst beim zweiten Stück "Violet Hill" geöffnet wurde. Was folgte, waren Hits auf Hits, ergänzt durch eine mit unzähligen Spezialeffekten angereicherte Inszenierung. Eine Riesenleinwand hinter der Bühne, zwei weitere kleinere mitten in der Halle, dazu sechs von der Decke hängende Kugeln, ausreichend groß, dass auch darauf spektakuläre Visuals projiziert werden konnten. Der Höhepunkt bei "Lovers In Japan": Ein Konfettiregen aus unzähligen kleinen neonfarbigen Papier-Schmetterlingen. Wie schön doch Kitsch sein kann.

"Guten Abend meine Freunde. Wir sind Coldplay. Wir sind sehr glücklich in Wien zu sein heute Abend." Chris Martin ließ es sich nicht nehmen, die österreichischen Fans in sympathisch gebrochenem Deutsch zu begrüßen. Keine Frage, an diesem Abend wurden sämtliche Register einer großangelegten Pop/Rock-Show gezogen. Da durfte auch soetwas nicht fehlen. Ebenso wie der Ausflug ins Publikum, wobei die Vier inmitten ihrer Fans auf engsten Raum zwei Songs zum Besten gaben. Was funktionierte, noch dazu ganz vielen Menschen auf der Sitzplatztribüne Ost ein unvergessliches Erlebnis schenkte. Bei soviel Mitteilungsbedürftigkeit und Volksnähe - liebenswürdig menschlich rübergebracht - störte es den Coldplay-Befürworter erster Stunde dann auch gar nicht mehr so sehr, dass "Parachutes", jener so herrlich fragile Album-Erstling, links liegen gelassen wurde. Bis auf jene eine, natürlich unverzichtbare Ausnahme, dem Abschluss des 105 Minuten langen, vollkommen zurecht euphorisch gefeierten Konzertes. Als einzige Zugabe: "Look at the stars, look how they shine for you, and everything you do, yeah they were all yellow..." Besser hätte es danach ohnehin nicht mehr werden können.

Coldplay / Albert Hammond Jr.
24.09.2008 - Stadthalle, Wien.


[coldplay.com] [myspace.com/coldplay]
[alberthammondjr.com] [myspace.com/alberthammondjr]

[Review: Coldplay - Viva La Vida Or Death And All His Friends]

[Coldplay @ Nuke-Festival, Pielachtal - 10.07.2005 (1)]
[Coldplay @ Nuke-Festival, Pielachtal - 10.07.2005 (2)]